Manche Tage lauern regelrecht an der Ecke um irgendeinen Menschen anzuspringen, damit sie ihm entweder die Hölle auf Erden oder den Himmel bescheren können. Oder irgendwas dazwischen. Je nachdem. So einen Tag habe ich gestern erwischt. Eindeutig. Und wenn er auch unter’m sprichwörtlichen Strich sehr lustig war, so war er in anderer Hinsicht recht unerfreulich. Also ein ganz normaler Tag. Somit alles kein Drama. Wäre da nicht diese Bahn gewesen. Wo sind die streikenden Bahnfahrer, wenn man sie braucht? DANN fahren sie. Alle. Ausnahmslos. Erbarmungslos.
Einer hat heute sein Gefährt mit einer solchen Krängung um die Kurve gepfercht, dass mir Dank des Quietschens der Räder in den Gleisen fast die Ohren weggeflogen sind. Es mutete an wie das mit Abstand fiesest mögliche Geräusch, das einem in einer Zahnarztpraxis schon den Tag versaut hat, bevor der Dottore überhaupt angefangen hat, in einem rumzuprokeln. Schrill. Hoch. Und so nachhaltig, dass ich Stunden später noch das Gefühl hatte, nicht richtig hören zu können. Merke: Permantentes „Hä?“ ist einer harmonischen Unterhaltung nur bedingt zuträglich.
Nun bin ich ja ein ziemlicher Duft-Mensch. Ja, Duft-Mensch; nicht dufter Mensch. Letzteres natürlich auch ;o) aber das meinte ich gerade nicht. Vielmehr: Wenn ich einen Duft mag, bringe ich ihn mit bestimmten, meist in irgendeiner Hinsicht bemerkenswerten Situationen in Verbindung. So reicht manchmal schon ein ganz bestimmtes Aroma und ich grinse. Oder erstarre. Oder jede Gefühlsregung dazwischen. Soweit so gut. Aber ebenso intensiv ergeht es mir mit Gerüchen.
Der Geruch steht ja dem Duft allein schon darin nach, dass er meist als unangenehm empfunden wird. Im Gegensatz zum Duft, der normalerweise etwas Angenehmes suggeriert. Nicht so ganz weiter komme ich im Moment mit der Erkenntnis, dass bestimmte Geräusche einen Geruch suggerieren können, den man für den Rest des Tages nicht mehr los wird, weil a) das Geräusch einfach nicht nachlässt, obgleich die Lärmquelle längst über alle Berge oder durch sämtliche Kurven ist und b) man den dadurch hervorgerufenen Geruch … nein, in diesem Fall Gestank … eindeutig! … schlicht und ergreifend nicht mehr los wird.
Bestimmte Gestänke scheinen es sich in den Härchen an den Nasenwänden so dermaßen bequem machen zu können, dass man keine Chance hat, sie abzuschütteln. Davon abgesehen, dass es ziemlich beknackt aussieht, wenn man den ganzen Tag mit schüttelndem Kopf rum rennt. Was sollen denn die Leute denken! Dazu, mit meinem aktuellen Lieblinsduft zu inhalieren, konnte ich mich noch nicht durchringen. Losgelöst von der Tatsache, dass das Zeug dafür zu teuer wäre, würde es mir auch noch die Geschmacksnerven zerbomben.
Wenn ich aber den vorhinnigen Bahnfahrer finden und ihn dazu überreden könnte, mir eine neue Flasche dieses Duftes zu schenken, hätte er jede Veranlassung, für mehr Geld auf die Straße zu gehen, um zu streiken. Womit auch das Problem der Lärmbelästigung erledigt wäre, da er ja nicht mehr fahren würde. Bliebe nur noch die Frage, wie ich meinem Zahnarzt beim nächsten Besuch unter die Augen treten soll und wie gut sein so genannter „Mundschutz“ ist, der ja üblichereise fast das gesamte Gesicht vermummt, um an meinem Lieblingsduft nicht zu ersticken, sobald ich ihm meine Beißerchen mehr oder weniger freudig erregt entgegen strecke.
Ich glaube, es ist besser, wenn ich mir einfach an der nächsten Ecke einen anderen Tag besorge. Oder er sich mich? Wie auch immer …
© skritpum
Höret, Massen! Diese Reaktionäre zweifelt unseren heeren Klassenkampf an! Busfahrer aller Länder vereinigt euch! Schärft eure Ticketzangen, der Tag der Revolution ist nahe!
Diese arme Seele muss befreit werden, ängstigt sie sich doch vor dekadenten Akademikern (Zahnarzt)! Wir müssen ihr den Geruch alter Arbeitersocken nahe bringen! Tragt die Botschaft der Befreiung auf die Strassen und in die Kneipe um die Ecke!
Hoch die internationale Dingsda!!!
zum glück fahre ich bus (frenetisch um mal genauer zu sein, was anderes bleibt einem hier auf dem weg ins hinterland auch nicht übrig).. okay. ich sage jetzt noch zum glück. denn ich sehe mit schaudern den wärmenden tagen entgegen, wo man von duftexzessen geradezu angefallen wird..
find mal raus, ob das mit dem apportieren eines neuen tages klappt. ich würde das auch gern in anspruch nehmen *;)
@redder:
herrlicher kommentar, ich musste wirklich lauthals schmunzeln *;) lenin in aller ehre *;)
Werter redder, mein Zahnarzt ist einer der sympathischsten Menschen, die mir je begegnet sind. Hätte ich Angt vor ihm, würde ganz gründlich irgendwas schief laufen! ;o)
Und die alten Arbeitersocken darfst Du beruhigt in die nächste Waschmaschine stecken. Da sind sie im Zweifel besser aufgehoben, als vor meiner Nase *g
Und wer geht denn bei diesem Wetter noch in Eck-Kneipen? Kein Mensch, mönsch! ;-)
Oh ja, Miss*P, auf diese „Duft“-Essenzen freue ich mich auch schon ganz besonders. Und man darf nicht einmal was sagen, weil man dann von allen Schlechtgewissigen sofort mit den Augen regelrecht gesteinigt wird. Gegenstinken ist ja auch nicht so doll, weil man es letztendlich eh selbst aus“baden“ muss.
Es ist schon ein Kreuz … ;o)
Die Sache mit dem neuen Tag hat einen Haken! Wer garantiert denn, dass der wirklich besser wird als der alte Tag?
Ich hätte auch gerne einen neuen Tag! Sofern ich den heutigen noch umtauschen kann. Das geht doch, oder???
Ich befürchte, die Chancen stehe nicht allzu gut. Tut mir leid! ;o)
Und eine Garantie bekommt man in solchen Dingen leider nie. Man muss es einfach darauf ankommen lassen. Aber: No risc, no fun … und so.
Je nach „Gestänk“ wäre mir aber auch danach, nicht nur den Kopf sondern gleich mich ganz zu schütteln. Auf die Straße treibt mich das auch aber nur um an die frische Luft zu kommen! *gg*
Ein guter Freund von mir hat auch so ein „kleines“ Problemchen gehabt. Aber da wir ja so gut miteinander sind, habe ich ihn zu meinem Zahnarzt in Berlin geschickt. Der hat sich u.a. darauf spezialisiert und es hat tatsächlich geholfen!
hier
*halte einen neuen tag hin*
viel spaß damit
Danke für Tipps und Tage! ;o) Jetzt kann ja nach menschlichem Ermessen rein gar nichts mehr schief gehen!