Ach, ich bin ja so abgeklärt, was das Thema Tod betrifft. Zweimal habe ich den kalten Windhauch schon selbst im Nacken gehabt. Zweimal habe ich in letzter Sekunde die Kurve gekratzt. Ja, ich weiß was das heißt. Natürlich komme ich damit klar. Immerhin ist doch der Tod ein fester Bestandteil des Lebens. Dessen Abschluss sozusagen. Er gehört dazu wie das Atmen und Essen. Jeder weiß das vom ersten Tag an. Irgendwann kommt er eben. Und dann geht es auf die große Reise …
Soweit die schlaue Rede des Verstandes.
Heute bekam ich die Nachricht über den zweiten Todesfall in unserer Familie innerhalb von nicht einmal zwei Monaten …
Der Verstand erhebt den Finger und belehrt mich, dass es eine Art Erlösung für die beide Verstorbene war.
„Ja, ja,“ sagt das Herz leise, „das weiß ich. Aber …“.
„Nichts aber!“ versucht der Verstand das Herz abzuwürgen, „es war besser so!“.
„Ja, ja,“ beginnt das Herz erneut, hoffend, dass es sich etwas Luft machen darf. Aber der Verstand ist unbarmherzig und guckt das Herz nur mahnend an:
„Du willst doch auch nicht länger als unbedingt notwendig leiden, wenn es soweit ist; also höchstens bis man weiß, dass es keinen Sinn mehr hat, oder?“.
Das Herz nickt leise.
„Und Du willst doch auch, dass man Dich gehen lässt, wenn es vorbei ist, oder?“.
Wieder nickt das Herz leise.
„Und Du sagst selbst, dass Du fuchsteufelswild vor Wut werden würdest, wenn man Dich trotz Aussichtslosigkeit mit Maschinen zwingen würde, hier zu bleiben, obwohl klar ist, dass es für alle Beteiligten nur noch Quälerei und sinnloses Hoffen ist, oder?“.
„Ja, Verstand, Du hast ja recht. Ich weiß was Du meinst.“ sagt das Herz, kaum noch hörbar „Aber auch wenn ich das alles weiß, tut es doch immer wieder unsagbar weh, wenn ich Menschen, die mir wichtig sind, gehen lassen muss.“.
Nun schwieg auch endlich der Verstand …
© skriptum
ich lese das nicht gerne weil es der zwiespalt ist den ich nur zu gut kenne und es mich sehr trifft. aber es ist wunderschön geschrieben und trifft mitten ins herz. ich wünsche dir alles, alles gute und viel kraft…
aber 2x bei dir selbst? darf man nachfragen?
danke für deine lieben worte zu meinem bild…
viele grüße,
paleica
glaubt mir das leben so wie wir es kennen ist zu bescheiden um den schmerz zu schaffen, den unser herz in der lage ist zu spühren.
jeder geist geht in eien andere welt und ist sogleich wieder da – an seinem platzt.
tief dort wo er nur sein soll – im herzen der liebe
( der verstand hat nur seine existenz erhalten um dies zu realisieren. )
Ja, ich weiß, Du hast manchmal ähnliche Texte und/oder lässt Bilder diese Worte sprechen. Zu Deiner Frage:
1996 hatte ich Krebs und habe ihn mit soviel Glück überstanden, wie ein Mensch überhaupt nur haben kann.
Letztes Jahr im Februar/März hatte ich einen Bauchspeicheldrüsen-Crash, der mich fast umgebracht hatte. Nach ärztlicher Auskunft lag die zeitliche Differenz zwischen Intensivstation und Pathologie bestenfalls noch bei zwei Stunden.
Wenn das nicht knapp ist, was dann …
Das hiesige Datum täuscht übrigens. Der Text stammt ursprünglich vom 6. August; nicht vom 16. Dennoch tut es nach wie vor weh.
ja, das stimmt. ich wusste nur gar nicht, dass es so deutlich rüber kommt wenn ichs nicht ‚beim namen nenne’…
wow dann gratuliere ich dir dazu im nachhinein nochmal. sowas ist wirklich ein riesenglück!
oh man wie passiert denn sowas??? das ist ja gruselig… ein glück ist das gut gegangen!
10 tage machen da aber wirklich nichts aus. bei mir sind es 2 jahre. und es ist immer noch nicht viel besser…
Ich denke, wenn man ungefähr gleich tickt, braucht es nicht viele Worte, um etwas zu verstehen.
Mögliche Auslöser für einen solchen Crash sind zu fettiges oder scharfes Essen, Drogen-, Alkohol- oder Medikamentenmissbrauch. Alle fünf Möglichkeiten wurden jedoch nach umfangreichen Tests definitiv ausgeschlossen. Mutmaßlich war der Terror eines ach so ehrenwerten Ex der psychische Auslöser. Eine andere Erkärung gibt es zumindest nicht.
Dankenswerter Weise war das das einzige Mal, dass es ein hochgradig neurotischer Stalker und Choleriker geschafft hat, mich so zu treffen, dass ich sogar körperlich darauf reagiert habe. Er kann es zwar nach wie vor nicht lassen, permanent allerorts hinter mir herzukarten und hat offensichtlich einen riesigen Spaß daran, mich nach dem Befinden meiner Galle zu fragen (die Gallenblase musste als Folge des Crashs drei Monate später operativ entfernt werden), aber es trifft mich nicht mehr. Seine perfiden Verfolgungen prallen inzwischen an mir ab. Sollte sich das doch noch einmal ändern, stehen meine Anwälte parat, um wirkungsvoll gegen ihn vorzugehen. Ich selbst werde mich mit ihm nicht mehr beschäftigen. Das ist mir zu … (lebens)gefährlich.
Ich glaube, wenn einem jemand wirklich wichtig war, tut es auch noch nach 10 oder 100 Jahren weh. Der Tod gehört zwar zum Leben dazu, hat aber etwas unerträglich Endgültiges. Das zu akzeptieren kann mitunter sehr schwer sein. Und ich glaube, manchmal will man auch einfach nicht.
das stimmt. wenn man ähnliche gefühle hat, dann hat man mit sicherheit einen sensor für derartige aussagen…
ooh das ist ja wundervoll. warum macht man sowas? das ist ja wirklich schlimm. ich hoffe inständig, dass du das durchziehen kannst und es dich wirklich kalt lassen kann. warum hört er nicht auf damit? was erwartet er sich davon?
damit hast du recht. ich denke, über endgültige abschiede kommt man nie ganz hinweg. das reißt immer ein loch ins leben und ins herz…
Es ist diese Endgültigkeit, die es uns so schwer macht. Ja, fast unerträglich so wie Du es auch beschreibst.
Bei mir waren es die Abschiede von meinen Großeltern innerhalb von 14 Tagen und dann von meiner Mutter ein paar Jahre später.
Auch wenn man loslassen muss, fallen einem auch jetzt noch immer wieder Dinge ein, die man noch gerne gesagt oder getan hätte.
Trotzdem ist es gerade für mich ein Trost zu wissen, dass wir uns immer wieder mit sehr viel Liebe begegnet sind.
Ich glaube, gerade wenn man dem Tod selbst mal ins Auge geschaut hat, lebt man sehr viel bewußter und intensiver.
Mir geht es zumindest so.
Ich kann es heute nicht mehr ertragen im Streit z.B. auseinander zu gehen. Ich denke man wird irgendwie weicher.
genau das ist es. da gibts kein zurück, wie bei anderen abschieden. es ist vorbei und es gibt keine möglichkeit mehr. und es gibt immer dinge, die man gern anders gemacht hätte. innerhalb von 2 wochen? oh mein gott das ist schlimm… ich hoffe inständigst, dass ich diesbezüglich noch einige jahre zeit habe…
das kann sein. aber bei mir ist es oft so gewesen, wenn ich gerade mal echt schlimm frustriert war, dass ich dann oft sowas geträumt hab, wie ich wäre unheilbar krank oder sowas. da wusste ich dann immer sehr pötzlich wieder, wie lebenswert das leben ist…
Für mich ist es so, ich lebe unglaublich gerne, und das macht manchmal auch Angst vor dem Tod.
Es gibt noch so vieles, was ich erleben möchte,mit dem mann an meiner Seite, mit meinen Kindern und da lebt man einfach auch intensiver mit.
Auch wenn das Leben manchmal nicht nur Schönes bietet,lebenswert ist es allemal.
ich schätze mal, dass das ganz normal ist. man steht mitten im leben und hat noch sovieles vor und will noch sovieles machen. und das ist auch gut so. gestern habe ich etwas von jostein gaarder gelesen das seltsam war und sich iregndwie um das thema gedreht hat. eine kurzgeschichte in ‚der seltsame vogel’…
Oh fein, von Jostein Gaarder habe ich ein passendes Zitat aus „das Kartengeheimnis“:
„Wir werden alt und grau. Wir werden eines Tages verschlissen sein und aus der Welt verschwinden. Mit unseren Träumen ist das anders. Sie können in anderen Menschen weiterleben, wenn es uns schon längst, längst nicht mehr gibt.“
oooh! das kartengeheimnis! das hab ich im juli gelesen! und es mir dann gleich gekauft. es ist so ein wunder- wunderschönes buch!!!
Nach „Sofies Welt“ mußte ich unbedingt auch dieses Buch lesen. Und ich muss sagen, es ist absolut empfehlenswert, schon wegen der gekonnten Illustration von Quint Buchholz.
Sehr mitreißend geschrieben ist auch „das Leben ist kurz.“
das leben ist kurz sagt mir nichts.
aber das kartengeheimnis war so schön dass ich 3 tage irgendwo in einer traumwelt geschwebt bin. ein sehr sehr tolles buch, wirklich.
er hat halt soviele in denen es um todeserfahrungen oder so geht. das ist mir dann irgendwie emotional zu heftig /=
Zitat arsfendi: „Ich glaube, gerade wenn man dem Tod selbst mal ins Auge geschaut hat, lebt man sehr viel bewußter und intensiver. Mir geht es zumindest so.“
Dem schließe ich mich an. Mir geht es genaus. Und egal wie bitter so eine Erfahrung ist, so ist es doch auch eine sehr große Chance. Ich wünsche es niemandem und mir nun nicht noch einmal (zweimal reicht … erstmal), dennoch bin ich in gewisser Weise sogar dankbar dafür. Vieles was ich durch diese Extremsituationen gelernt und in meiner Lebenseinstellung geändert habe, wäre mir ohne diese Erfahrung(en) nicht vergönnt gewesen.
Zitat paleica: „ooh das ist ja wundervoll. warum macht man sowas? das ist ja wirklich schlimm. ich hoffe inständig, dass du das durchziehen kannst und es dich wirklich kalt lassen kann. warum hört er nicht auf damit? was erwartet er sich davon?“
Tja, wenn ich das wüsste. Vermutlich kann er es einfach nach wie vor nicht verkraften, abgewiesen worden zu sein. Also bringt er sich wieder und wieder in Erinnerung. Ich glaube nicht, dass er sich davon etwas Positives verspricht. Es geht ihm wohl nur darum, sich an mir mit allen denkbaren und bis dahin undenkbaren Bosheiten an mir dafür zu rächen, dass ich ihn in meinem Leben nicht sehen will; egal auf welchem „Kanal“.
Zitat paleica: „damit hast du recht. ich denke, über endgültige abschiede kommt man nie ganz hinweg. das reißt immer ein loch ins leben und ins herz…“
Ja, das tut es. Wobei ich der festen Überzeugung bin, dass Menschen, mit denen eine tiefe Verbindung besteht, niemals so ganz gehen. Sie bleiben präsent, solange man an sie denkt und irgendwie sind sie auch trotz ihres Weggangs bei mir. Nur eben anders als zuvor.