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Die Zeit rannte mit einer Geschwindigkeit, der kein Auge folgen konnte. Dann blieb sie stehen. Plötzlich und völlig unvermittelt. Deine Hand haltend rannte ich mit. Ein kurzes Stück. Atemlos. Wohin der Weg gehen würde, war egal; es gab kein Ziel. Auch wenn es Hunderte hätte geben können.
Dein letzter Blick war schön. Kurz und fast ohne Lächeln. Eben so, wie nur Du lächeln kannst. An Kühle kaum zu überbieten und doch wärmend. Nicht wissend, dass es das letzte Lächeln sein würde, das Du mir schenkst. Die Blumen am Rand des Weges hatten wir nie gesehen. Wozu auch …
Du kamst, sahst und siegtest. Und dann gingst Du. Schweigend schloss ich die Tür hinter Dir und ließ mein Hand auf der Klinke liegen. Wissend. Geblieben sind verblühte Blumen und ein Hauch von Rot. Achtlos zurück gelassen. Es spielte keine Rolle. Nicht für Dich und irgendwann auch nicht mehr für mich.
Ich brauche Leben. Leuchtend. In schreienden Farben. Emotionen pur, die mich packen und zu Boden schmeißen. Ich will lachen, lieben, Lust. Je nachdem, wonach mir gerade ist. Laut. Immer laut. Und bunt. So wie Blumen, die selbst dann noch blühen, wenn man atemlos an ihnen vorbei rennt.
Nein, folgen werde ich Dir nicht. Das habe ich nie getan. Und Du weißt das. Auch wenn Du es jetzt nicht verstehen kannst. Oder willst. Aber gewusst hast Du es doch. Immer. Und genossen. Still. Auch wenn es Dir vielleicht geschmeichelt hätte, mich in Deinem Fahrtwind zu wissen.
Für eine Weile werde ich stehen bleiben, Blumen pflücken und an Dich denken. Daran, in Deinem Arm einzuschlafen statt nur neben Dir. Daran, Dich zu küssen, bevor der Tag beginnt. Daran, dass es Dich gibt. Irgendwo. Irgendwie. Und lächeln werde ich dabei. Leise und kühl. Ich habe gelernt.
© skriptum
verblühte blumen kann man ersetzen, indem du, wie du sagst, trotz allem fahrtwindes, nun die blumen am wegesrande sehen, riechen und pflücken kann.
der hauch von rot wird bleiben, als erinnerung an schöne stunden und irgendwo, irgendwann wird sich dieses rot in ein neues glühendes rosa verwandeln und mit der zeit als rot der erneuerung glühen.
[offtopic] mylady, habt dank für diese wunderbaren wortduelle, die eindeutig zweideutig ihre bahnen ziehen und so herrlich zweideutig eindeutig geist und seele erwärmen.
oder einfach gesagt: es macht überaus viel spass und gute laune mit dir zu schreiben :)
Lieber wortman, Dein Interesse schmeichelt mir und lässt mich lächeln. Alles andere als still und kühl.
Blumen blühen immer dann, wenn man am wenigsten damit rechnet. Umso größer ist die Freude über ihren Lebenswillen, der nicht selten auf wundersame Weise abfärbt. In Rot? Von mir aus. Im Zweifel mag ich alle Farben. Jede auf ihre Weise. Leise.
Und gut gelaunt. Natürlich; das versteht sich von selbst. ;o)
Genieße diese Schmeichelei. Sie ist ehrlich gemeint :)
Was die Blumen angeht: Wie immer sagt man so schön, „das Gute liegt so nahe, man muss es nur sehen können“.
Welche Farbe sie haben ist relativ. Auch ein unscheinbares Blümchen kann im Lichte der Erkenntnis wunderbar in ihrer zugedachten Farbe strahlen.
Und wenn dich mal die schlechte Laune überfällt, kannst mir auch schreiben… :)
danke liebe skriptum, eine schöne wortsammelung. ( der begriff text wäre zu banal. )
es eriinert mich ein wenig an den filmtitel „drei farben, rot“. und zeichenn sich in meinem kopf auch ganz ähnliche bilder dazu ab.
zu “das Gute liegt so nahe, man muss es nur sehen können” kann ich noch hinzufügen: die liebe ist überall, man muß sie nur spühren können, diese kleinen fast unscheinbaren schönheiten.
@gokui: Das hast du gut ergänzt.
„Unscheinbare Schönheiten“ ist interessant gewählt.
@Gokui – Ich weiss nicht: Wortsammlung weniger banal als „Text“? Ich finde: Text ist wunderbar neutral. Und enthält als Begriff alle möglichen Überraschungen. Genau so, wie sie hier immer wieder zu lesen sind.
@Skriptum: Wenn man wieder mal allein den Weg geht, dann findet man gerade in den Betrachtungen am Wegrand eine neue Form von Geborgenheit. Man achtet die Dinge, und beachtet sie, die immer da sind und während eines Rausches, den wir geniessen dürfen und sollen, auf uns warten. Sie bleiben da – und bieten damit eine besondere, eigene Form der Geborgenheit an.
@Thinkabout: natürlich ist „text“ neutral. für meine assoziationskette etwas zu neutral, fast schon steril. und ob liebe steril sein sollte, zumal in phantasievollen worten ?
und wenn ich jetzt noch mal den begriff der überraschungen in verbindung mit neutral bringe, fällt mir wiederum die „möglichst neutrale bertrachtung negativer überraschungen ein“, relativierung sozusagen.
aber was soll´s jeder hat so seine eigenen gedanken.
Gerade heute berührt mich dieser Text sehr.
Meine Jahresrückblick-Depri ist bestimmt schuld daran.;-))
ich wünsche Dir einen guten Rutsch und ein phantastisches Neues Jahr.
Mögen viele Wünsche in Erfüllung gegen und alles so werden wie Du es Dir vorstellst.
Liebste Umärmelungsgrüße
Sabine
Da wir uns wohl nicht mehr lesen in 2008 :)
Ich wünsche dir einen guten Rutsch, Erfolg sowie Glück und mögen sich in 2009 ein paar Wünsche erfüllen.
warum so bescheiden @wortman ?
– an einem rutsch kann man nichts besser oder schlechter machen
– wünsche sind aber nichts desotrotz immer gut. ( oder wünschen wir jemandem was böses ? also mir fällt da so spontan niemand ein.)
– glück / glück & erfolg in kombination sind auch ansichtssache. mein tipp: mit bescheidenheit und einem gesunden blickwinkel kommt da schon sehr weit. ;-) )
– an wünschen kann an „arbeiten“. hier werfe ich gerne ein: jeder ist seines glückes eigener schmied/ verlass dich nicht auf andere – sonst bist du verlassen.
@gokui: frohes neues erstmal. bescheidenheit ist eine tugend und wer selber schmiedet, weiß, wie weit ihn seine werke tragen :) wünsche erfüllen ist einfach, lebensträume schwieriger ;) in dem sinne: 2 von 3 lebensträumen habe ich mir erfüllt, da schaffe ich den letzten auch noch :)
@Skriptum: Mylady, der Ritter von jenseits der Nebel Luthiens entbietet euch einen Neujahrsgruss.
Ich sehe es so, dass es darauf ankommt, welche Motivation zu erkennen ist, um etwas zu schreiben/kommentieren. Ob nun Wortsammlung oder Text ist mir dabei eher unwichtig. Insofern: Einfach danke! ;-)
Die Begriffe „Geborgenheit“ und „unscheinbaren Schönheiten“ finde ich in diesem Zusammenhang am harmonischsten. Auch hierfür danke, allen Denkern.
Lieben Dank auch für Eure Neujahrswünsche, die ich sehr gern zurück gebe. Also: Neue; nicht Eure. Die behalte ich! *g
Ich habe den Text schon einige Male begonnen zu lesen. Damit meine ich, dass meine Augen zwar bis ans Ende des Textes gekommen sind, mein Geist sich ab einem gewissen Punkt weigerte, den Inhalt aufzunehmen. Ich habe ein Problem mit Abschied, wenn etwas noch nicht wirklich zu Ende ist …
Dieses Mal habe ich bis zum Ende gelesen. Es hat mir gefallen, obwohl es auch etwas schmerzt, es in mein Gefühl zu übersetzen.
Es ist doch aber ein sehr friedlicher Abschied. Anders als ein Abschied, der zum Beispiel aufgrund falschen Spiels mit echten Gefühlen aufgezwungen wird. Dann ist Schmerz vorprogrammiert. In diesem Text ist der Abschied jedoch still; fast schon schön. Keiner hat dem Anderen etwas vorgespielt.
Es ist einfach in Ordnung, so wie es ist.
Aus heutiger Sicht, könnte ich mit dieser Situation besser umgehen, wünsche mir jedoch umso mehr, dass sie mir erspart bleibe. ;-)