Kennst Du die auch? Ich meine diese Ichmussunbedingtnochs. Also all das, was einem siedend heiß einfällt, wenn man eigentlich gerade mit völlig anderen Dingen beschäftigt ist. Oder mit nichts; je nachdem. Ich hasse ja nicht. Menschen schon gar nicht. Aber hier könnte ich echt in Versuchung geraten, eine gepflegte Ausnahme zu machen!
Morgens wache ich auf. Noch etwas drömmelig denke ich mich ganz vorsichtig in den Tag. Und prompt durchschießt mich als erster Gedanke:
„Oh verdammt, ich muss unbedingt noch xxxxx!“! Also klettere ich aus dem Bett. Der erste Gang führt mich nach einem solchen Erwachen nicht in die Küche, um den Kaffeeautomaten zum Vorglühen zu inspirieren, sondern zunächst an den Schreibtisch um die betreffenden Unterlagen rauszusuchen und mittig zu positionieren. Damit ich das bloß nicht vergesse!
Danach in die Küche, siehe oben. Anschließend ins Bad, Zähneputzen. Danach in die Küche, Kaffee machen und mitnehmen. Zurück ins Bad und unter die Dusche (ohne Kaffee; der wartet auf der Waschmaschine für hinterher). Abtrocknen, einkremen, Klamotten an, fertig. Kein langer Zeitraum. Doch innerhalb dieser wenigen Minuten sind mir schon wieder mindestens drei weitere Ichmussunbedingtnochs durch den Kopf geschossen.
Jetzt geht es also los. Beziehungsweise fast; erst brauche ich noch einen Kaffee. Bis ich am Schreibtisch ankomme, habe ich mindestens ein, eher zwei Ichmussunbedingtnochs vergessen und versuche, mich krampfhaft daran zu erinnern, was das noch war. Für die anderen suche ich die Unterlagen zusammen und stapele sie mehr oder weniger übersichtlich, auf jeden Fall griffbereit.
Nun heißt „griffbereit“ ja nicht zwingend, dass man selbst bereit ist, zuzugreifen. Man könnte, klar. Daraus lässt sich jedoch keinesfalls ableiten, dass man es auch tut. Obwohl man sollte und das auch weiß. Allerdings wissen Kenner natürlich auch ganz genau, dass ein gutes Chaos deutlich mehr Möglichkeiten bietet, als es selbst die ausgeklüngeltste Form von Ordnung jemals könnte.
An dieser Stelle möchte ich ergänzend einfließen lassen, dass ich mal eine Chefin hatte, durch deren „Ordnung“ ich in vielen Jahren nicht durchgestiegen bin. Es sah alles sehr ordentlich aus und wenn sie in ihren Unterlagen irgendwas suchte, genügte tatsächlich ein einziger Griff und sie hatte alles parat. Allen anderen Mitarbeitern im Haus war es jedoch schier unmöglich, genauso zielsicher zuzugreifen, sofern Chefin mal nicht da war. Wenn während ihrer Abwesenheit Unterlagen oder Informationen benötigt wurden, hat es mitunter Stunden gedauert, bis man zumindest das Gefühl hatte, der Lösung wenigstens ein, zwei Schritte näher zu sein.
Das ist bei mir einfacher: Normalerweise reicht es, sich mittig des Raumes aufzustellen, in dem man die Unterlagen vermutet, und dann die Augen mit Röntgenblick kreisen zu lassen. Das garantiert zwar keinesfalls, dass man die Unterlagen findet, aber man hat viel Spaß ;o) Es sei denn, man ist ich. Dann sieht das etwas anders aus. Einerseits, weil ich das was ich sehe schon kenne und andererseits, weil ich das was ich suche meist trotzdem nicht finde.
Aber dafür gibt es ja so genannte Pultordner. Wo war der noch gleich. Ich sage nur „Raummitte“! Bring aber nichts. Dafür habe ich inzwischen ein weiteres Ichmussunbedingtnoch vergessen. Und so gestaltet sich der Tag wesentlich ruhiger als angenommen. Denn die zwei, drei Ichmussunbedingtnochs, die mir präsent sind, erledigen sich schnell und der Rest … fällt mir dann vermutlich morgen früh, direkt nach dem Aufwachen wieder ein! ;o)
© skriptum
liebe skriptum,
nein diesen zustand kenne ich nicht. wobei ich spontan überlege ob dieser zustand eien typische weibliche eigenschaft sein könnte ? aber schon diese frage kan ich zumindest teilwesie mit nein beantworten, denn es gibt auch kerle die so organisiert sind.
bei mir ist es so, daß das leben in einem festen rahmen verläuft. außerhalb dieses festen rahmens ein art flexibles programm besteht ( freizeit ) wo ich bestimmte dinge so in den alltag einbauen kann, daß man mehr oder weniger auf alle eventualitäten gefasst reagieren kann.
dinge die mir morgens einfallen gibt es nicht. dinge fallen mir tagsüber ein ud abends kurz vor dem schlafen gehen setzte ich mir einen „marker“, der dan automatisch das aulöst was noch zu tun ist, wenn es soweit ist.
gesucht wird dann nix, maximal drei bis fünf minuten. als ehemaliger projektmanager sind sachen die gesucht werden müssen entsprechend gekennzeichnet und in der ablage.
Das ist keine „typisch weibliche“ Eigenschaft, gokui.
Diese „Ichmussunbedingtnochs“ fallen mir auch oft genug in den Weg – um dann hin und wieder nach Minuten wieder zu verschwinden :(
@gokui:
Ich beneide dich gerade ein wenig um deine nicht existenten ichmussunbedingtnochs!
@wortman & skriptum:
Mir kommen diese ichmussdiesunddasnochs SEHR bekannt vor.
Wobei sie sich manchmal schnell wieder verflüchtigen, leider aber nicht immer. :-(
och Michael das ist alles ne´ sache des alters. früher hatte ich nur dinge die ichnochmalmachenmuß zumindest beim job. aber dennoch war alles schön sortiert und geordnet.
Lieber gokui,
ich glaub nicht so Recht, dass das eine Sache des Alters ist – sonst müsste ich ja deutlich weniger ichmussnochmalmachen als Du :-)
Ichmussunbedingtnoch … dachte ich heute morgen, bei skriptum kommentieren. Dem Blog, das ich neulich entdeckt habe. Bei dem ich mich festlese, schmunzle und am liebsten laut „ja, genau!“ rufen – damit aber verwunderte Blicke einiger Zeitgenossen auf mich ziehen würde. So im Biergarten, schreibend, mit Schleppi auf dem Schoß und Kamera auf dem Tisch, dafür ohne Schuhladentüte neben dem Stuhl … Frau muss ja nicht noch mehr auffallen ;) Also tippe ich still, aber sehr angetan – und mit herzlichem Gruß durch die Nacht.
Ach so, ja: Ich habe Dich verblogrollt. Wenn’s recht ist ;-)
Hossa, was für ein Feedback ;o) danke dafür! Und willkommen, Petra! Freut mich, Dich hier zu lesen.
Ich denke, diese Ichmussunbedingtnochs kennt jede/r mehr oder weniger. Manchmal bewusster und andere Male passieren sie einfach. Nicht für Nix gibt es Timer (oder altdeutsch: Kalender) und Notizzettel. Wozu sonst sollten sie dienen, als dafür, den Kopf von unzähligen Ichmussunbedingtnochs freizuhalten.
Eines meiner dieswöchigen Ichmussunbedingtnochs (wobei das Wollen natürlich deutlich stärker war ;-)) habe ich gerade mit dem ABC-Projekt erledigt. Und jetzt schaue ich mal in meinem Kalender nach, welche Notizzettel ich unbedingt noch abarbeiten muss. Auf rein freiwilliger Basis, versteht sich! *g