Dieser imposante Balkon ist gar keiner, sondern vielmehr Bestandteil eines weiteren Treppenaufganges bzw. einer von vier offenen Wendeltreppen, innerhalb der Empfangshalle des neuen Rathauses. In dieser Halle wurde im Jahr 1946 das Land Niedersachsen proklamiert. Die vier darin befindlichen Wendeltreppen sind durch umlaufende Galerien miteinander verbunden. Die 38 Meter Höhe der Halle gestatten es, diese Aufgänge recht luftig zu gestalten, so dass sie stets den gleichzeitigen Blick nach oben und unten und auf die am Grund befindlichen Modelle der Stadt freigeben. Bei diesem Aufgang handelt es sich also nur um einen von mehreren resp. verschiedenen. Auch die Halle wurden, wie das gesamte Gebäude, von den Architekten Eggert und Halmhuber gestaltet und mit den seinerzeit – unüblicherweise in bar – überreichten 10 Millionen Mark bezahlt. Die Architekten Eggert und Halmhuber hatten es sowieso faustdick hinter den Ohren. Und nicht nur da:
Georg Peter Hermann Eggert studierte an der Berliner Bauakademie und wurde so Architekt. 1875 bis 1889 war er Universitätsbaumeister in Straßburg. Anschließend wirkte er als „geheimer Oberbaurat“ im preußischen Ministerium der öffentlichen Arbeit in Berlin. Sein Schwerpunkt lag auf Entwurf und Umsetzung von Sakralbauten. Ab 1896 war Eggert im Bereich der bildenden Künste Mitglied der Preußischen Akademie der Künste in Berlin. Ihm zu verdanken sind Bauwerke wie der Berliner Dom, die Kaiser-Wilhelm Universität und die Sternwarte sowie der Kaiserpalast in Straßburg, der Hauptbahnhof in Frankfurt am Main, der bis 1978 genutzte Hauptbahnhof in Hamburg-Altona und in Hannover, neben dem neuen Rathaus und dem Künstlerhaus, auch die vor dem zweiten Weltkrieg errichtete Tierärztliche Hochschule.
Der Hochschullehrer und Architekt Gustav Halmhuber ließ sich sein umfangreiches Wissen an der Technischen Hochschule und der Kunstakademie in Stuttgart sowie an der Kunstakademie in Berlin vermitteln. Später wurde er in Köln sowohl Direktor an der Kunstgewerbeschule als auch Lehrer an der Handelshochschule, die spätere Universität zu Köln. Seine Professur an der Technischen Hochschule Hannover folgte. Er war gleichermaßen Oberbaurat und Geheimer Regierungsrat; außerdem wurde ihm die Ehrendoktorwürde verliehen. Er wirkte unter anderem beim Bau des Berliner Reichstages mit, am Mannheimer Wasserturm auf dem Friedrichsplatz, am Kaiser-Wilhelm Nationaldenkmal, das beim Berliner Stadtschloss zu bewundern ist, wie auch bei der Gestaltung der Siegesallee in Berlin Tiergarten.
Offensichtlich führen in Hannover alle Wege nach oben, ohne den Blick auf die Basis zu verlieren. Zumindest könnte diese Form der Gestaltung der Rathaushalle durchaus so interpretiert werden. Und schlecht finde ich es nicht ;o)
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Wunderschöne Berichte und Bilder über Hannover,endlich mal jemand der unsere schöne Stadt nicht belächelt. Sicher hat Hannover auch häßliche Ecken,aber hat das nicht jede Stadt? Das Beschauliche,ja vielleicht sogar kleinbürgerliche mit den vielen alten Häusern,gepaart mit der Moderne, macht meiner Meinung nach das Flair Hannovers aus. Wer Großstadt erleben will befindet sich hier sicherlich am falschen Ort.
Wunderschönes Bild und sehr interessanter Bericht. Beides erinnert mich an den Münchner Justizpalast. Auch hier führen sehr viele Treppen und Aufgänge verspielt scheinbar in sämtliche Richtungen, bei genauerem Hinsehen erkennt man dann aber, daß sie allesamt einem gemeinsamen Punkt zustreben: der großen Glaskuppel, welche die weitläufige Eingangshalle überspannt.
Liebe Grüße, wünsche dir ein schönes Wochenend!
eine ausgesprochen schöne perspektive!
Hallo Babbeldieübermama, klar hat auch Hannover Ecken, die ich nicht unbedingt empfehlen würde. Aber letztendlich ist es für mich eine Stadt, in der ich mich wohl fühle und an die mich sehr vieles bindet. Ich liebe Hannover. Das muss nicht jeder teilen, es muss aber auch keiner mies machen, der die Stadt gar nicht kennt. Und Großstadt … Wer Krach, dreckige Luft und sonstige „Annehmlichkeiten“ einer „Großstadt“ sucht, ist in Hannover definitiv falsch. Insofern: Jou! ;o)
Liebe freidenkerin, das ist vermutlich bei vielen Prunkbauten aus der damaligen Zeit so. Der Baustil ist meist unverkennbar. Insofern kann man sich fast überall wohl fühlen, wenn sich dieser Stil zeigt ;-)
Danke paleica, es war einfach ein Schuss aus der sprichwörtlichen Hüfte :-)