Gerade wenn man Jugendliche be“hört“, die sich über Altersfragen unterhalten, kommen dabei mitunter putzwunderlichste Erkenntnisse zutage. Das Aussehen von Menschen ist längst irrelevant. Das musste ich auch mal am eigenen Körper, und das im wahrsten Sinne des Wortes, feststellen: Als ich mit Mitte 30 bei einer Kosmetikerin war, erzählte sie während der Behandlung … und erzählte … und erzählte. Immer wieder erwähnte sie, dass ich, wenn ich denn erst auf die 30 zugehe, diese und jene Pflege benötigen würde. Ich stutzte zwar, ließ sie aber – natürlich – weiter reden. Nach Abschluss der Behandlung bat sie um meine privaten Daten inklusive Geburtsdatum für ihre Kartei. Als ich meinen Jahrgang 1965 erwähnte, stutzte sie. Räusperte sich. Stutzte erneut. Sah mich prüfend an. Dann stellte sie ganz trocken fest, dass ich dann ja wohl doch schon die 30 überschritten hätte.
Da ich starke Raucherin bin, auch damals schon war, schiebe ich ihren Irrtum mal nicht auf mein überdurchschnittlich jugendliches, locker ein Jahrzehnt vertäuschendes Aussehen, sondern vielmehr auf ihre Inkompetenz. Diese zeigte sich auch, als ich nach der Behandlung eine Freundin traf, und sie mich aufgrund des von der Kosmetikerin aufgelegten „Tages-MakeUps“ vorsichtig in den Arm nahm und fragte, ob es mir nicht gut geht. Ein MakeUp war das eher nicht, sondern vielmehr eine Art Totenmaske. Es sah fürchterlich aus: Ein viel zu hell grundiertes Gesicht und dazu einen Lippenstift, der so grell war, dass ich bei genauerem Betrachten zu erblinden drohte. Meine Augen sahen dagegen Dank fehlender Betonung aus, als wäre ich sterbenskrank. Das alles konnte ich in ihrem „Institut“ mangels dafür ausgelegten Lichts nicht erkennen. Bei Tageslicht sah ich aus wie ein Zombie.
Aber wie gesagt: Das Aussehen gibt ja heutzutage längst keinen Aufschluss mehr darüber, wie jung oder alt ein Mensch ist. Nein, es ist etwas ganz anderes: Die Musik! Sage mir, welche Musik Du hörst und ich sage Dir, wie alt Du bist? Jugendliche scheinen so zu denken. Wer Toto, Eagles oder möglicherweise sogar Klassik hört, muss scheintot sein. Mindestens, wenn nicht noch doller. Wenn ich allerdings in meinem MediaPlayer stöbere, packt mich eine gewisse Ratlosigkeit. Klar: Sowas wie Lady Gaga oder Bushido findet sich darin nicht. Das könnte bereits ein Indiz dafür sein, dass ich keine 20 mehr bin. Aber sonst …
Und das hier ist nur eine Playlist von mehreren. Wenn ich die Liste der Titel, die ich auf meinem MP3-Player habe, hier veröffentlichen würde, wäre die Verwirrung komplett. Und anhand dieser Playlist … hmm … Ich vermute mal, dass ich irgendwas zwischen Mitte 30 und Mitte 60 bin. Mal sehen, ob ich meinen Ausweis irgendwo ausbuddeln kann. Dann weiß ich es bestimmt genau.
Vielleicht.
Oder so.
© skriptum
Bei der Playlist mache ich lieber keine Altersschätzung ;)
Da würde meine eine ganze Ecke wilder aussehen :)
Liebe skriptum, ich musste doch sehr schmunzeln über Deine Kosmetikbehandlung. Ich hatte mal ein Wellness-Wochenende mit einer Freundin und „Synchron-Behandlung“. Da unterhielten sich die Kosmetikerinen über unseren Kopf mit Sätzen wie: „Also Meine (Kundin)hat dies und das…“ usw. Meine Freundin wollte dann ein wenig provozieren und sagte auf die Frage, welches Pflegeprogramm sie denn benutze, NIVEA…Und dann kam der Votrag: “ Naja,wenn Sie sich gern Erdöl ins Gesicht schmieren…“ Sehr professionell:-)
Wenn ich mir meinen Ipod anschaue nach Deinen Kriterien muss ich wohl alterslos sein:-) Einige von Deinen Liedern sind dabei, allerdings auch viel akutelles…Ich muss oft schmunzeln, wenn ich beim Joggen „zufällige Titel“ anhöre, eine wilde Kombination der Generationen, Stile und Sprachen…
Zeitlose Grüsse Andrea
Bei mir ist es auch nicht viel anders. Ich denke, dass Menschen, die man nicht kategorisieren kann, viel interessanter sind als „Normalos von der Stange“. So hört heutzutage jeder dritte Jugendliche im Alter zwischen 12 und 18 Jahren „Gangster-Rap“, worüber sich die anderen dann natürlich aufregen. Die hören ja was „alternatives“- haben dann aber nur Metal oder Reggae in der Playlist und werden damit auch schon wieder Mainstream.
Ein Hoch auf die Individualität!
Lieber Wortman, dabei handelt es sich wie gesagt nur um eine von diversen Playlists. Ich habe wohlwissend die „harmloseste“ gewählt! ;-)
Ach Andrea, dabei handelte es sich um die so genannte „Püppi-Intellenz“; mach Dir nix draus! Und beim nächsten Mal fragst Du einfach höflich, ob Du später wiederkommen sollst oder als Umsatzträgerin maßgeblich störst *g
Davon abgesehen grinse ich auch öfter, wenn Peter Maffay vor Erkan Aki und nach Talk Talk abgespielt wird ;o)
Genau das, Luca. Langweilig oder wie alle kann immerhin jeder! ;-)