Lange bevor die Zukunft beginnt,
uns die Vergangenheit zu nehmen,
werden wir unsere Erinnerungen
an die unvergessliche Gegenwart
zu begraben gewusst haben.
Das Alte kommt, wenn das Neue geht.
Und irgendwo dazwischen
suchen wir vierblättrigen Klee,
um den Norden in unseren Gefühlen
ein Stück weit gen Süden zu treiben.
Die Wärme des Augenblicks
wird uns unaufhaltsam halten,
solange der Klang unserer Ruhelosigkeit
dem Hall der Vergänglichkeit
noch nicht erliegen musste.
Wir hören auf die Stimmen,
welche sich lautstark schweigend
über unsere Gedanken erheben,
um sich im nächsten Moment
auf jedes nicht gesagte Wort zu legen.
Ich halte dich sprachlos
während du mühsam versuchst
mir die Tiefe deines Blickes
verbergend beschämt
mit Leichtigkeit zu entziehen.
Die Augen geschlossen haltend
sehen wir blind in das Licht,
um die Ruhe der Rastlosigkeit
für diesen einen Moment nicht zu stören,
während wir uns einfach küssen.
© skriptum
Eigentlich sollten wir öfters schweigend EINFACH WAS TUN. Und diesen Augenblick genießen ( du bezeichnest es“Wärme des Augenblicks“).
Was mich irritiert an deinem Gedicht (und das ist bestimmt von dir so beabsichtigt) > „Das Alte kommt, wenn das Neue geht“. Vielleicht kannst du mir helfen, aber dazu finde ich keinen Zugang. Für mich ist wichtig, dass das Alte beerdigt wird, um dem Neuen eine Chance zu geben.
Lieber Schanzenbach, Du denkst bereits in die völlig richtige Richtung: Wenn das Alte (noch immer zu) übermächtig ist, lässt es dem Neuen nicht den erforderlichen Platz, um sein zu können.
Natürlich gibt es Erinnerungen, die schön und bewahrenswert sind. Sie sollten jedoch weder der Gegenwart noch der Zukunft die zum (Er)Leben erforderliche Luft abschnüren.
Ich würde es eher so interpretieren, dass die alten Verhaltensweisen, die alten Gewohnheiten wieder kommen, wenn das Neue, eben die rosarote Anfängerzeit sich langsam der Farbe entledigt…
Sehr schöner Text voller Emotionen und Gedanken. Gefällt mir sehr gut.
Ganz falsch ist das auch nicht, lieber Wortman. Das Problem dabei sehe ich allerdings darin, dass Deine Interpretation bedeuten würde, einer von beiden hätte sich anfänglich verstellt und hält diese Maskerade nicht endlos aus. Ich denke, wer nicht ehrlich in etwas Neues startet, hat keine Chance, es sich nachhaltig zu bewahren.
Jeder Mensch hat nun einmal Macken, Ecken und Kanten. Genau das macht seine Persönlichkeit aus und ihn im besten Fall liebenswert; auf jeden Fall individuell.
In dem obigen Text geht es einfach um das Wechselspiel zwischen Vergangenheit, Gegenwart und (potentieller) Zukunft. Alles braucht seinen Raum; jedoch in einer lebenswerten Relation zueinander.
Ein wunderschönes Gedicht.
Vor allem das Ende finde ich sehr schön, auch wenn das Küssen eben nicht immer ganz so einfach ist…
Hm? Was ist denn am Küssen nicht immer ganz so einfach?
Schwierig wird es höchstens aufgrund von zeitweilig nicht zu überwindenden, räumlichen Entfernungen. Aber sonst …
Und: Danke!
Küssen kann nur dann problematisch werden, wenn man sich noch nicht so gut kennt und eine(r) der beiden meint, das sei der Beginn einer Beziehung.
Na ja … unter erwachsenen Menschen, die einer einheitlichen Sprache mächtig sind, ist das aber relativ einfach klarzustellen. Das ist ja bei jeder anderen Form der gemeinsamen körperlichen Aktivität* ebenso.
*Hach, habe ich das nicht schön schwammig ausgedrückt? ;o)
Also ganz so ienfach finde ich das mit dem Küssen nun nicht. Wenn man es richtig machen will. Man kann nämlich einiges flasch machen dabei. Hab ich ja versucht zu erklären, im Zusammenhang mit dem virtuellen Küssversuch, der mich fast das Bewusstsein gekostet hätte…Nein, intimere Details verrate ich hier nicht. ;-) ;-) ;-)
Och, verrate es ruhig. Wir sind hier ja ganz unter uns ;o))
Ich denke, mit ein wenig Feingefühl ist das mit dem Küssen durchaus zu schaffen … wenn es beide begehren.
Da kriegt man ja richtig Lust!! :-))
Na, das hoffe ich doch! ;o)
Küssen und fotografieren ist eigentlich das selbe: Man erlernt es nur durch learning by doing. Und trotzdem hat man immer das Gefühl, man ist noch nicht perfekt – egal wie lange man es macht und auch wie oft – es gibt immer noch eine Steigerung.
Im Hinblick auf die mögliche Steigerung stimme ich Dir selbstredend absolut zu. Allerdings verfolge ich nicht den Anspruch, perfekt zu sein. Gerade diese kleinen Fehler, über die man sich so gern ärgern, sind es doch meist, die den besonderen Reiz ausmachen.
Und beim Küssen … Ich schlage mal die Brücke zum (Kinder?: Wegklicken!) Sex: Was nützt es mir, wenn ich auf irgenwas stehe, woran der Partner rein gar keinen Spaß hat? Es ist also immer eine Frage des Zusammenspiels. Wenn beide Spaß daran haben, ist es egal, wie perfekt es andere finden.
Ooooder? ;o)
Da gebe ich dir absolut recht.