„But be nice!“
Wie drei so einfache Worte mein Leben seit 20 Jahren begleiten, ist schon erstaunlich. Sie stammen von Patrick Swayze, der in dem Film „Road House“ den philosophisch geprägten Chef-Rausschmeißer James Dalton spielte. Seine Aufgabe war es, in dem für all abendliche Schlägereien bekannten Nachtclub Double Deuce für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Er instruierte seine Rausschmeißer-Kollegen, wie sie sich im Falle von drohenden Auseinandersetzungen unter den Gästen zu verhalten hätten. Immer und immer wieder kam der Satz „But be nice!“. Egal was Du tust – sei nett! Ich weiß nicht, wie oft mir der Satz in den letzten zwei Jahrzehnten durch den Kopf ging, wenn ich mich in einer Situation befand, in der mir fast danach zumute war, um mich zu schlagen. Stattdessen zog ich es üblicherweise vor, einmal tief durchzuatmen, mir zu denken „But be nice!“, zu lächeln und mich wegzudrehen. Es funktioniert.
Als ich mit einem Freund in Kalifornien war, an jenem Abend gerade in Santa Barbara angekommen, schaltete ich – darauf wartend, dass mein Begleiter aus dem Bad kommt – im Hotelzimmer den Fernseher an, um schnell nochmal durch die US-Sender zu zappen. Ich bzw. dann wir blieben an Swayze und Road House hängen, bis der Film zu Ende war und zogen dann erst los, um die Stadt zu erkunden. Wer meine Affinität zu Kalifornien, insbesondere zu San Francisco und Santa Barbara und die damit verbundenen, sprichwörtlichen Hummeln im Hintern kennt, weiß das einzuordnen.
Patrick Swayze war mehr als der Tanzlehrer Johnny in „Dirty Dancing“, Orry Main in „Fackeln im Sturm“ oder Miss Vida Boheme in „To wong Foo, thanks for Everything, Julie Newmar“. Als Tänzer, Sänger, solo und in Musicals, sowie als Schauspieler in Komödien, Action-Filmen und Dramen überzeugte er sein Publikum über Jahrzehnte von seinen zahlreichen Talenten. Am 18. August 1952 als eines von insgesamt fünf Geschwistern in Houston, Texas geboren bekam er mütterlicherseits die Leidenschaft für Tanz und Musik bereits in die Wiege gelegt. Seine Passion für Pferde teilte er mit seinem Vater und lebte diese auf seiner Ranch „Bizzaro“ nahe Los Angeles aus. Der ausgebildete Ballet-Tänzer erhielt im Laufe seiner Karriere nicht nur Dank seiner strahlend blauen Augen zahlreiche Golden Globe-Nominierungen. Er war Hobbyflieger, liebte Golf und Bowling, sammelte Kristalle und teilte meine Liebe zu Sushi. 1991 wurde er vom People-Magazin zum „Sexiest Man Alive“ gewählt.
Als im Januar 2008 die Nachricht kam, dass Patrick Swayze an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankt ist, zog sich in mir alles zusammen. Meinen Crash hatte ich gerader erst hinter mich gebracht und wusste, dass es sich dabei um eine der mit Abstand schmerzhaftesten Erkrankungen handelt, die einem Menschen widerfahren können. Bei mir selbst war es kein Krebs; im Krankenhaus erlebte ich jedoch zwei Betten weiter, was dieser Krebs bedeutet. Ich bewunderte Swayze dafür, dass er dennoch nicht aufgab und sogar weiterhin an mehreren Film- und Serien-Projekten arbeitete. Sein ungebrochener Lebenswille und die Liebe der Tänzerin Lisa Niemi, mit der Swayze seit 1975 verheiratet war, gaben ihm laut seiner Aussage die Kraft dazu. Nun hat der Krebs doch gesiegt: Am 14. September 2009 starb Swayze im Kreis seiner Familie. Seine letzten Worte in „Ghost – Nachricht von Sam“ waren „Die Liebe im Innern, die nimmt man mit. Wir sehen uns.“.
„Sie erwarten Dich“ … Mach’s gut, Sam!
Ich finde das richtig richtig schlimm. Auch wenn ich den Worten: „Die Liebe im Innern ….“ zustimme.
Und es gruselt mich.
Am Sonntag habe ich endlich zwei Karten für das Musical „Dirty Dancing“ in Berlin bestellt. Während des Bestellvorganges dachte ich auch noch – hoffentlich stirbt der nicht vorher, sonst geht meine Tochter mit ihrer Begleitung zu einer Trauerfeier, statt zu einer Veranstaltung, die richtig Freude bereiten sollte –
Kaum gedacht ….
Wie erwähnt. Es gruselt mich.
In den letzten Tagen habe ich immer intensiver an ihn gedacht. Ausgerechnet gestern hatte ich ein sehr ausgiebiges Gespräch über Sterbehilfe. Als ich damals noch in der Notaufnahme war, bevor ich auf die Intensiv kam, dachte ich sinngemäß: Wenn das mein zukünftiger Ist-Zustand sein sollte, will ich nicht mehr. Entweder finde ich einen Arzt, der mir „hilft“ oder ich finde selbst einen Weg …
Bei mir kam es (zum Glück) anders. Er hat den Kampf leider verloren. Warum ich gerade in den letzten Tagen so intensiv „bei ihm“ war, weiß ich nicht. Dazu kann ich eigentlich auch nur sagen „es gruselt mich“.
Am Besten gefiel er mir immer noch in „Fackeln im Sturm“ :)
Wenn ich jetzt öffentlich zugebe, dass ich „Fackeln im Sturm“ nie gesehen habe, bin ich erledigt, oder? ;-)
eine wirklich schöne hommage an einen mann, der mit seinen filmen vielen menschen ein bisschen glaube an disneyfilmliebe und einige träumerische stunden vermittelt. viel weniger hype als bei michael jackson. und dafür ehrlicher.
Möglicherweise liegt es daran, dass an PS nicht dermaßen viele Milliarden Dollars Vermögen vs. Schulden und vor allem nicht so ein unsäglicher Familienclan etc. hängen. Diese Form der „Bericht“-Erstattung würde einfach nicht soviel hergeben.
Ich finde es auch fairer und vor allem mit wesentlich mehr Achtung verbunden.
also die letzten 2 sätze bezogen sich nicht auf dein blog sondern auf die medienreaktion im allgemeinen.
Ich hatte da auch kein schlechtes Gewissen ;)
Ach so, wen es interessiert:
Am 26.09. sendet das ZDF ab 0:15 Uhr den Zweiteiler „Das schwarze Manifest“.