Und mal wieder überbieten sich die Schlagzeilen …
Mal wieder weiß es einer besser als der andere …
Mal wieder das Rennen um die besten Neuigkeiten.
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Ob es tatsächlich Selbstmord war, werden die Ermittlungen klären.
Ob sich jemand Freund nennen darf, der ein paar Minuten nach Ableben seines Freundes (?) mit solchen Behauptungen für Schlagzeilen sorgt, muss er mit seinem Gewissen klären.
Ob die Lücke, die sein Tod gerissen hat, geschlossen werden kann, wird die Zeit klären.
Möglicherweise.
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Tatsache ist:
Nachdem er monatelang mit einer bakteriellen Infektion gekämpft hatte und selbst das Tropeninstitut ratlos war, soll es ihm inzwischen besser gegangen sein. Vor drei Jahren verloren er und seine Frau die zweijährige Tochter Lara. Neues Familienglück stellte sich erst vor wenigen Monaten mit dem Adoptiv-Mädchen Leila ein. Immer wieder erlitt er Rückschläge … immer wieder steckte er sie weg und machte weiter. Aber „immer wieder“ kann eben selbst für starke Menschen irgendwann das berüchtigte „eine Mal zuviel“ sein. Vielleicht war es das. Denn auch der stärkste Mensch hat irgendwo seine Grenzen.
Tatsache ist auch:
Er war einer der ganz wenigen Menschen, über den ich niemals auch nur den Anschein einer negativen Äußerung gehört habe. Und auch nicht von ihm über andere Menschen. Er war sehr engagiert gegen Rechtsradikalismus und vor allem für Kinder und Tiere in Not. Er war allseits und offensichtlich ausnahmslos beliebt. Beliebt für seine natürliche Art als Mensch. Beliebt als Keeper von Hannover 96 und die optionale Nummer 1 im Tor der Deutschen Nationalelf in Südafrika 2010.
Schmerzliche Tatsache ist:
Robert Enke ist gestern Abend leider zum letzten Mal vom Platz gegangen: Gegen 18:30 Uhr wurde er in der Nähe von Hannover von einem Zug erfasst und tödlich verletzt. Die Fassungslosigkeit, die mit diesem Tod verbunden ist, scheint grenzenlos zu sein. Bereits wenige Stunden nach seinem Ableben waren aus der ganzen Welt Tausende von Beileidsbekundungen auf seiner Homepage hinterlassen worden. Trauer über den Verlust, Mitgefühl mit seiner Frau und seiner kleinen Tochter, Bedauern darüber, dass mit ihm einer der besten Keeper aller Zeiten gegangen ist. Ein Journalist entschuldigte sich sogar neben dem Bekunden seines Beileids dafür, diese Nachricht verbreiten zu müssen.
In erster Linie gilt die Trauer jedoch dem Menschen Robert Enke, nicht dem Keeper. „Nur“ einem Menschen? Nein, wohl eher einem der letzten tatsächlichen Menschen, die es im Fußball-„Business“ überhaupt noch gegeben hat. Einem Menschen, der sich noch ehrlich freuen konnte und dem seine Fans nicht nur sprichwörtlich in guten und in schlechten Zeiten stets beigestanden haben. Einem Menschen, der ebenso immer für seine Fans da war. Offen, ehrlich und stets fair. Eben einfach als Mensch.
Und wieder handelt es sich um eine dieser verdammten Situationen, die Tausende Fragen aufwirft, auf die es jedoch keine Antworten gibt. Zumindest keine zufrieden stellenden. Was bleibt ist nur ein leises „Tschüs“, gute Gedanken an seine Frau und Tochter, sowie die Akzeptanz für seine Entscheidung …
… wenn es denn seine war.
Mach’s gut und Gruß an Lara!
*fassungslos
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Weitere Reaktionen:
Liebe skriptum, mir war der Mensch nicht bekannt, erst heute erfuhr ich von seinem Schicksal, Deine Worte berühren mich sehr…ich bin sicher, er hätte sich drüber gefreut…Stille Grüsse Andrea
Danke liebe Andrea! Obgleich ja zu befürchten ist, dass er sich zuletzt kaum noch über etwas freuen konnte. Leider!
Der Mensch Robert Enke hat aber schon einen wildfremden Zugführer traumatisiert, indem er ihn zum Erfüllungsgehilfen für sein Ableben machte.
Irgendwie schade, dass kaum jemand an den denkt, denn der wird in nächster Zeit gewiss nicht gut schlafen.
Damit hast Du vollkommen recht. Robert Enke hat sogar zwei Zugführer damit – möglicherweise für den Rest ihrer Leben – traumatisiert. Und doch: Ich denke sehrwohl an sie. Aber genau das ist auch ein Punkt, der mir nach wie vor sehr quer im Magen liegt:
Es war nie Robert Enkes Art, irgendwas zu tun, womit er anderen schadet. Also war sein Ende entweder SO gar nicht geplant oder er war bereits seelisch in einer so schlechten Verfassung, dass er so weit gar nicht mehr gedacht hat.
Wie ich oben bereits schrieb: Dieses „Gen“, das bewirkt, böse oder gedankenlos gegen andere Menschen handeln zu können, trug dieser Mann nicht in sich. Es kann niemals sein (bewusster) Wille gewesen sein, jemandem zu schaden. Erst recht nicht in seinen letzten Sekunden.
Deinen Worten, liebe Skriptum, möchte ich nur stumm zustimmen.
Danke liebe arsfendi! Es wundert mich nach wie vor, dass ich überhaupt Worte gefunden habe. Das alles macht mich nach wie vor fassungslos.
Mancher Journalist könnte sich von deinem Beitrag eine Scheibe abschneiden.
Obwohl ich Robert Enke weder als Fussballer noch als Privatmensch kannte, berühren auch mich deine Worte.
Es ist einfach ein unglaublicher Verlust. Ich hoffe nur, dass all die „schlauen Worte“ der vergangenen zwei Wochen tatsächlich in Zukunft Früchte tragen, damit sich so etwas niemals wiederholt.
Aber es wird wohl vermutlich bei der bloßen Hoffnung bleiben …
Robert Enke ist mir auch nicht soooo der Begriff, aber allein die Tatsache als bekannter Fußballer nicht in Schlagzeilen zu stehen macht ihn mir postum sympatisch. Dein Beitrag ist super. Sachlich und gefühlvoll. Ein journalistisches Meisterstück, das Schule machen sollte. LG Takinu
Danke Takinu! Vielleicht liegt in meinen Worten einfach mehr Achtung und Respekt vor dem Menschen Robert Enke und seiner Frau Teresa, als bei manch Angehörigem der „Journallie“ …
Es ist blöd, daß der Lokführer und die Einsatzkräfte auch darunter zu leiden hatten. Aber der öffentlichste und damit irgendwie auch der schlimmste Verlust ist Robert!! Und er wird für immer fehlen!!
Es gibt Menschen, die treten in dein Leben und gehen nie wieder.
Selbst wenn sie aus dieser Welt gerissen werden, bleiben sie……
Ich kann Euch beiden nur zustimmen.
Ein sehr guter Freund von mir ist bei der Berufsfeuerwehr Hamburg. Er kennt „Personenschäden“ dieser Art und ist selbstredend alles andere als begeistert von solchen Vorkommnissen. Insofern sind es wirklich viele Menschen, die da in Mitleidenschaft gezogen wurden. Und genau das „passt“ für mich nach wie vor nicht. Robert Enke hat m. W. nie etwas getan, womit er anderen auch nur potentiell hätte schaden können. Entweder wollte er es so nicht oder er war wirklich nicht mehr Herr seiner Sinne.
Was bleibt ist allerdings, ungeachtet sämtlicher weiterer Punkte, der Verlust Robert Enkes. Und das macht mich nach wie vor fassungslos …