Es gibt so Tage, die ich spontan gewillt wäre, aus meinem Kalender zu streichen. Nein, nicht zu streichen, sondern rauszureißen, und zwar aus allen Kalendern, die sich freiwillig zeigen!
Da ich mit den so genannten Öffis nicht allzu oft unterwegs bin, löse ich für einzelne Fahrten eine Fahrkarte. Immer. Allein schon die Peinlichkeit, vor allen Mitfahrern des Schwarzfahrens überführt zu werden (man weiß ja auch nie wer einen kennt der einen kennt der einen selbst kennt), würde ich mir niemals freiwillig, schon gar nicht bewusst geben wollen. Und auch wenn in lange U-Bahn-Wagen immer nur zwei, drei Kontrolleure einsteigen, schaffen sie es ja doch meist, den gesamten Wagen abzugrasen, bevor die Bahn an der nächsten Haltestelle stoppt. Es sei denn, sie erwischen jemanden. Dann haben sie ihre Provision und suchen nicht weiter.
Als ich kürzlich in die U-Bahn stieg löste ich also (wie immer!) eine Fahrkarte. Nach der Abfahrt kam prompt ein Kontrolleur und wollte die vor Sekunden von mir gelöste Fahrkarte sehen. Soweit so gut. Ich fand sie nur leider nicht mehr. Wo gibt es diesen verflixten Schalter, den man einfach umlegt, wenn einem etwas hochnot peinlich ist und man sich am liebsten einfach nur ganz schnell in Luft auflösen will? Es muss ihn geben. Menschen fliegen zum Mond und besiegen mittlerweile sogar schon ein paar Krebsarten, sie forschen und finden, erfinden durch Klonen neu, was es längst gibt und stellen es einfach her, wenn es gerade genehm ist. Wie ein Stück Butter, das in erschreckend absehbarer Zeit vermutlich schon fertig verpackt aus der Kuh fällt, wenn man die Wissenschaft nur frei genug weiter werkeln lässt. Nur diesen Schalter … diesen verdammten kleinen Schalter … erfindet einfach keiner!
Schrillionentausendprozentig wusste ich, dass ich diese verdammte Fahrkarte Sekunden vorher in meine rechte Jackentasche gesteckt hatte. Hätte mir ein Freund davon erzählt, wie er daraufhin vom Kontrolleur vor allen Mitfahrenden aus der Bahn auf den Bahnsteig gelotst und dabei natürlich (wie ich es selbst ja auch mache, wenn ich nicht betroffen bin) von den Umsitzenden streng beäugt wurde, wäre ich vermutlich vor Lachen in Tränen ausgebrochen. Mir jedoch war es nur furchtschrecklich peinlich und ich hoffte, der Boden möge sich öffnen und mich einfach verschlucken. Der Kontrolleur machte mich völlig wuschig. Riss mir alte Fahrkarten, die ich selbstredend in Massen aus der Jackentasche zog, regelrecht aus der Hand (hoffte er etwa mit mir, dass ich meine gültige Fahrkarte raus krame?), fand aber auch nichts, was sich als gültig hätte bezeichnen lassen.
In solchen Situationen sind Jackentaschen innen ja eindeutig größer als außen! Warum finde ich nie so eine Handtasche? Nachdem ich also, peinlichst berührt auf dem Bahnsteig stehend und zusehend, wie die nächsten drei Bahnen ohne mich weiter fuhren, meinen fünfeinhalb Wochen Vorrat an Keksen, Bonbons und Schokoladen-Täfelchen, zwei Lippenstiften (ja, eine Frau braucht IMMER zwei Lippenstifte!), Taschentüchern, Mentos, Kaugummis, ungefähr 17 weitere (alte, abgelaufene Fahrkarten, versteht sich!) und sonstigen Kleinkram aus meinen Jackentaschen gekippt und der Kontrolleur zum geschätzt drölfzigsten Mal seinen Block mit dem Tipp gezückt hatte, ich solle mal ausmisten (kam zu spät …:) fand ich endlich, plötzlich und inzwischen gänzlich unerwartet meine gültige (!) Fahrkarte. Daraufhin entschuldigte sich der Kontrolleur bei mir, mich aus der Bahn geholt zu haben. Er bei mir! Ich war zu dusselig, meine (gültige) Fahrkarte zu finden und er entschuldigte sich bei mir! Sachen gibt’s! Das muss ich mir unbedingt groß in meinen Kalender schreiben! Sobald ich mir in der Stadt einen neuen besorgt habe …
© skriptum
[15.02.07]
Nicht in fahrenden U-Bahnen Loch im Boden zum Versinken öffnen lassen – kann platt ausgehen. – Und das mit den Kühen und der fertig abgepackten Butter scheiterte bisher lediglich daran, dass die dafür notwendige Öffnung bei der Kuh nicht viereckig gestaltet werden konnte.
Gruß von Clara, die heute ein schönes Parkvideo für alle Autofahrerinnen hat. (Aber mit meinem versuche ich diese Stuntnummer nicht)
Liebe Clara, eine Lösung für das Auffinden spontan verschwundener Fahrkarten hätte bei mir auch eindeutig höhere Priorität, als die eingepackte Butter. Mönsch: Die armen Viecher! *gg
Das „Immer“ ist hier ein guter Ratgeber! ;-)
Ich stecke meine Fahrkarten „immer“ in die Zigarettenschachtel.
Ausserdem kann man dann unheimlich cool wirken, wenn man, im Angesicht eines Fahrkartenkontrolleurs, zunächst mal lässig zu den Kippen greift… hierbei ist dann natürlich keine Eile geboten. ;-)
Liebster Bully, ähnlich handhabe ich es seit dem auch. Und dann reiche ich dem Kontrolletti die Schachtel. Der Blick ist meist auch recht interessant … Vor allem während der Rückfahrt, wenn schon zwei Fahrkarten in der Folie stecken! ;o)
Hey, unter http://jauchzend-normal-betruebt.blogspot.com/2010/03/schwarzfahren.html (ich weiß nicht, wie ich es dir als Link geben kann) habe ich dir ein Video zu dem Thema aufgespielt. Es wird dein Mitleid erregen mit dem kleinen Kerl.
Gruß von Clara
Ich schmeiße mich weg vor lachen! *g
Wie grandios ist DAS denn? :-))
Liebste Clara, egal was heute noch passiert: DER Tag ist gerettet! Danke dafür! *gg
..das war doch blanke Absicht, damit
ein bißchen mit dem Kontrolleur schäkern
kannst ;-)
Der sah tatsächlich ganz knuffig aus und höflich bis nett war er ja auch, lieber morbeed. Aber stell Dir mal vor, „wir“ würden irgendwann gefragt, wie wir uns kennengelernt haben.
Ne, ich glaube, die Nummer brauche ich nicht. Zumal die Peinlichkeit der Gesamt-Situation alles weitere eindeutig überschattet hat. ;o)
Interessanter Tascheninhalt :-) Trotz der für sich sicher peinlichen Situation konnte ich mir ein Grinsen nicht verkneifen. Ich entschuldige mich in aller Form dafür :-) Die Idee mit der eingepackten Butter direkt aus der Kuh sollten wir mal aufgreifen. Wäre sicherlich eine gute Verdienstmöglichkeit.
Grins ruhig, liebste Ute! Ich kann es heute auch. Während der Geschehnisse natürlich nicht. Aber die sind ja zum Glück vorbei! ;o)
Es gibt weitaus peinlichere Gegenstände, die aus weiblichen Taschen zum Vorschein kommen könnten. Ich will aber hier nicht näher darauf eingehen :)
Lieben Gruß .. Eva
http://kosakenbraut.wordpress.com/
Brauchst Du auch nicht, liebste Eva. Ich weiß sehr gut, was Du meinst!
Oder glaubst Du, dass auf dem Bild da oben wirklich alles zu sehen ist, was ich in meinen Jackentaschen hatte? ;o)
Ach, wie gut kann ich das nachfühlen. Ich fahre selten mit den Öffentlichen und da man mir das Schwarzfahren ansehen würde, löse ich auch immer einen Fahrschein. Leider merke ich mir nicht genau, wo ich ihn hinpacke.
Aber – ich miste meine Taschen regelmäßig aus, das erleichtert die Suche ungemein. :-)
Liebe Grüße
Anna-Lena
Ja, liebe Anna-Lena, das tue ich seit dem auch und wende zudem den gleichen Kniff wie Herr Bullkater an! ;o)
Also, nachdem ich ja nun nimmer gar so das Wilde Weib früherer Tage bin, löse ich, wenn ich mit den Öffentlichen fahre, auch immer brav einen Fahrschein. Oder besorge mir eine Zeitkarte. Ein ehemaliger Arbeitskollege ist allerdings notorischer Schwarzfahrer. Und so abgebrüht, dass es ihn nicht im geringsten stört, wenn er mal erwischt wird. Seiner Rechnung nach kommt er damit wesentlich günstiger weg, als wie wenn er die regulären Fahrpreise bezahlen würde.
Na, dann bedank Dich doch mal dafür bei ihm, liebe Freidenkerin, dass wir alle für ihn mitbezahlen dürfen … ;o)
Liebe Skriptum, Du entschuldigst sicher, dass ich mich bei der lustigen Schilderung kringelig gelacht habe… obwohl das in der Situation sicher nicht lustig war für Dich…Ich hoffe, Du bist noch zur rechten Zeit an Deinem Ziel angekommen… Liebe Grüsse Andrea
Ich entschuldige, liebste Andrea, natürlich! ;o)
Ich war nach erledigtem Termin „nur noch“ auf dem Weg nach Hause. Den Rest der Strecke wäre ich allerdings am liebsten mindestens fünf Zentimeter unter der Erdoberfläche gekrochen! *g