Nun ist sie doch noch zur „Legende“ geworden. Nie hat sie sich mit der Bezeichnung Porno-Queen messen lassen oder gar selber geschmückt, wie so viele andere, die diesen Status auch durch noch so großes Eigenlob niemals erreichten … zumindest nicht im positiven Sinne. Sie war immer eine Dame, nie ein Weibchen. Ihr Leben begann mit Flucht und endete mit einem Erfolg, dem die meisten Menschen ein Leben lang erfolglos nachrennen.
Im Krieg hat sie die ihr am nächsten stehenden Menschen verloren. Resignation? Nein! Nicht Frau Rothermund (Uhse)! Sie war Pilotin und gehörte zu denjenigen, die über Luftbrücken andern Menschen in ihrer größten Not zu Nahrungsmitteln verhalfen. Ihr Leben war in jeder Sekunde dem Wohlergehen anderer gewidmet; egal um welches Thema es ging. Denn ihre Kataloge kennt wohl jeder, doch was für ein warmer herzlicher Mensch sie war, ahnen wohl die wenigsten.
Ich habe nie etwas von ihr gekauft, fand es aber immer toll, wie – ja, WIE! – sie sich für all ihre selbst verschriebenen Lebensaufgaben eingesetzt hat. Halbe Sachen gab es bei ihr nicht. Volle Pulle oder anderes Thema!
Sie war bereits einmal lange Zeit sehr krank und hat selbst in der Phase nicht im Traum daran gedacht, aufzugeben! Statt dessen hat sie – sobald es ihr besser ging – ihr Unternehmen dann auch noch an die Börse gebracht. Auf die Frage, was sie sich von den Aktien verspricht, antwortete sie in einem Interview, dass sie nicht an große Gewinne denkt, sondern vielmehr daran, dass sehr viele Menschen sich diese Aktien einfach lächelnd an die Wand hängen werden. Und das sagte sie nicht als Business-Lady, sondern mit einem ihrer bekannten kleinen verschmitzten Lächeln …
Dies Frau hat absolut überwältigendes geleistet in ihrem Leben. Ein Mensch, der immer für Menschen da war und zu sich selber generell sehr hart war. Kein Selbstmitleid, wenn es mal nicht so lief. In die Hände spucken und Gas geben, es soll gehen also wird es gehen! Sie ist mit dieser Einstellung über 80 Jahre alt geworden. Also kann ihre Lebenseinstellung nicht so verkehrt gewesen sein!
Sehr schade, dass auch solche Menschen irgendwann einen anderen Weg einschlagen müssen. Im Krieg hat sie alles überlebt, was zu überleben war und dann wird sie von einer Lungenentzündung heimgesucht. Nun denn … der Tod gehört nun mal zwingend zum Leben. Ich hoffe nur, dass sie sich nicht allzu lange quälen musste!
Liebe Frau Rothermund, ich wünschte, es gäbe viel mehr Menschen wie sie. Selbstlos und hart … und doch so warm und zärtlich zu allen die im Leben wichtig sind. Ich wünsche Ihnen auf ihrer neuen Reise alles erdenklich Gute und auf dass sie niemals in Vergessenheit geraten werden! Ihr Lebenswerk ist beispielhaft!
Deshalb sage ich tschüs … mit einem lachenden und einem weinenden Auge …
© marmonemi [07/01] / skriptum
Liebe Skrytoria,
schön, dass Du es schreibst!
In den Nachkriegsjahren, in einer Zeit, wo Lust
offiziell eher verpönt schien und wohl bei vielen mit Gewissensbissen einherging, erforderte es sicher viel Mut von ihr, sich den Anfeindungen der herrschenden Doppelmoral auszusetzen. Ich selbst nahm ihre aufklärerischen Absichten damals erst
wahr, als ich sie in einer Talkshow im Fernsehen sah.
Durch Deinen Nachruf erinnere ich mich wieder an Ihre starke Persönlichkeit, die ihre damals heftig angefeindeten Anliegen mit Heiterkeit und Wärme
schlüssig vertrat.
Liebe Grüße
Indy
Ja, lieber Indy, Heiterkeit und Wärme trifft es bei ihr sehr gut! Ein Freund von mir hat mal ein Interview mit ihr geführt. Er war fast wie in Trance vor Begeisterung, als er mir davon erzählte. B.U. gehört zu den Menschen, bei denen ich mir aus Respekt niemals vorstellen könnte, sie zu duzen. Mittlerweile hat sich die Möglichkeit zwar sowieso erledigt aber das tiefe Gefühl lebt nach wie vor.
Das war schon eine beeindruckende Frau. Früher schlichen die Leute mehr in die Läden bzw. machten ihre Bestellungen lieber per Post (neutrale Päckchen).
Heute sind diese Läden schon ein gewisser Standard. Da schämt sich keiner mehr beim rein oder raus gehen :)
Lieber Wortman, sie hat wirklich maßgeblich dazu beigetragen, das (m. E. völlig unsinnige) Tabu zu brechen und eine gewisse Selbstverständlichkeit in dieses und viele weitere Themen zu bringen.
Wer B. U. googled erfährt sehr viel Beeindruckendes. Alles hatte nur leider keinen Platz in meinem Nachruf. Aber der sollte ja auch nur sozusagen „anfüttern“.
Ich fand diese Tabus auch völlig überflüssig ;)
Wenn man neugierige Nachbarn hatte, war es schon ganz gut, dass die Päckchen neutral waren :)
Na ja … ein Nachbar bekam mal ein Paket, das ich für ihn angenommen habe. Der Poststempel „Flensburg“ und die ansonsten demonstrativ unauffällige Aufmachung ließ dann keine weiteren Fragen aufkommen. Auch mit Neutralität ist das eben so eine Sache ;o)
Genau so war das Wortmann :))
hochachtung für sie
und
gratulation für dich
immerhin, du bist auf der wordpress startseite
Mist! Sowas verpasse ich immer. Danke für die Gratulation, lieber gokui! ;-)
Diese wirklich toughe Lady ist in unserer erzkonservativen, erzkatholischen Gegend sehr verschrien gewesen. Weil sie Sinnlichkeit, Sex und Erotik zu dem machte, was es in Wahrheit ist: Ein völlig natürlicher Bestandteil des Lebens. ;-)
Eben. Und: Jeder soll doch auf seine Weise glücklich werden. Ob gleichgeschlechtlich, hetero oder mit Elektrogeräten ist mir persönlich völlig wurscht. Schlimm finde ich es nur, wenn jemand gar nicht weiß, was ihn „befriedigt“ oder „selbstgemacht“ aus irgendwelchen Gründen nicht mehr in der Lage dazu ist.
Meine liebe SPS, warum lese ich das erst jetzt? Es ist doch erst vor 3 Tagen erschienen, so dass ich es auch nicht vergessen haben kann, schon einmal gelesen zu haben. Der Inhalt kommt mir nämlich bekannt vor.
Ich habe diese Frau einmal in einer Talkshow gesehen und seitdem auch sehr bewundert – verehrt wäre ein Tick zu viel. Ich habe mich nie über ihr Geschäftsimperium mokiert. In der DDR gab es ja so etwas gar nicht in so offener Form – dennoch hatten die Leute – zum Glück – ein recht offenes Verhältnis zur Sexualität, sie ließen sich von den Verboten der Kirche weniger beeinflussen, da es wenige Christen gab. Und solche wie ich, ließen sich von der Kirche trotzdem nichts verbieten.
Schön, dieser Nachruf!
Liebe Grüße von Clara
Liebste CC, die Vordatierung war doch erst schief gegangen, so dass Du den ursprünglichen Text bereits per Email-Benachrichtigung bekommen hattest. Dann war er wieder weg und das gefiel Dir gar nicht. ;o) Jetzt ist er wieder da. Etwas modifiziert aber ich hoffe, er gefällt Dir trotzdem.
Dein Lob freut mich, liebe CC! *thx