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Vom Sinn und Unsinn, einen Menschen halten zu wollen, wenn er unbedingt fallen will …
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Sie war glücklich mit ihm. In diesem Mann hatte sie die Liebe ihres Lebens gefunden. Sie überschüttete ihn teilweise mit ehrlichen Liebeserklärungen, weil sie ahnte, dass er es nicht wirklich glauben konnte, dass sie ihn so liebte.
Einige Monate war ihr dieser Mann in ihrem Leben vergönnt. Es war nicht immer einfach. Viele Streitigkeiten begleiteten diesen relativ kurzen Weg. Es war schwierig, weil sie sich – wenn überhaupt – nur an den Wochenenden sehen konnten. Viele Pläne, mal mehr als 24 Stunden miteinander zu verbringen, scheiterten irgendwann sogar an oft abwendbaren Gründen. Und dennoch … sie war glücklich mit ihm. Sie wollte ihn, wie niemals einen Mann zuvor.
Bis sie ihn kennen gelernt hatte, wollte sie keine Beziehung. Absolut nicht. Dann kreuzte er ihren Weg und sie wollte … absolut … ausschließlich … ihn! Dass sie sich aufgrund der Entfernung nur an den Wochenenden sehen konnten, kam ihr einerseits sehr entgegen, da sie während der Woche genug mit ihrem Job etc. um die Ohren hatte. Andererseits war es ihr nicht genug, ihn nur 24 Stunden pro Woche genießen zu können. Sie wurde ungeduldig …
Gleich am Anfang schmiedeten beide Pläne, dass er in ihre Stadt ziehen würde. Er versprach, sich zu bewerben und sie schickte ihm Adressen und Ansprechpartner, entwickelte endlos Ideen, um ihm die Suche zu erleichtern. Die anfängliche Euphorie ließ sehr schnell nach und so wurde sie immer enttäuschter, dass aus den Plänen, im Sommer bereits ein gemeinsames Nest zu bauen, inzwischen sicher nichts mehr würde. Sie wurde ungeduldiger …
Anfänglich wurden die Jobs vernachlässigt, um den gerade gefundenen Partner so oft wie möglich genießen zu können. Dann nahmen die Jobs zwangsläufig wieder einen höheren Stellenwert ein. Irgendwann war es so weit, dass Jobs vorgeschoben wurden, so dass gar nicht mehr so viel Zeit miteinander verbracht werden konnte. Sie enttäuschte das sehr. Doch was sollte sie tun? Das Argument Job konnte sie nicht entkräften. Ihre Ungeduld wuchs …
Sie hätte sich so sehr ein Ziel gewünscht. Einfach ein Ziel, das ihr die Möglichkeit gegeben hätte, sich auf Tag X zu freuen, wenn es zwischendurch mal wieder unmöglich war, sich zu sehen. Tag X, der bedeutet hätte, endlich mit dem geliebten Menschen in der gleichen Stadt leben zu können. Einfach Tag X … selbst wenn er noch Monate auf sich hätte warten lassen. Doch dieser Tag wurde nicht definiert. Ihre Ungeduld eskalierte …
Sie versuchte, ihm ihre Gefühle, ihre Bedürfnisse und ihre Ängste zu erklären. Doch sie fand nicht die richtigen Worte. Liebe in ruhig formulierte Ungeduld gebettet kam als Angriff und Unter-Druck-Setzen bei ihm an. Als Provokation und Sarkasmus. Sie hatte es nie verletzend gemeint. Sie wollte einfach nur bekunden, dass sie ihn liebte und ihn mehr in ihrem Leben wissen wollte, als 24 Stunden pro Woche. Doch ihre wahre Message verhallte ungehört. Viele Worte – gesagt oder geschrieben – nahmen einen Weg, der sie beim Empfänger nicht im Entferntesten so ankommen ließen, wie sie tatsächlich gemeint waren … Voller Liebe … Voller Begehren … Voller … Ungeduld …
Um sich vor ihren Gefühle schützen zu können, wählte er den Weg des Ignorierens… den Weg des Ausschweigens… Der Blick seiner Augen – wenn er sie ansah – wurde leerer … die Küsse wurden kälter … der Sex wurde pflichtbewusster … seine Hände auf ihrer Haut brachten sie noch immer zum Beben doch sein Atem streichelte sie nicht mehr … er peitschte auf ihrer Haut.
Die Beziehung hatte sich trotz ihrer ehrlichen Liebe aufgrund der unterschiedlichen Intensität der Gefühle zu Tode geliebt. So konnte sie einfach nicht mehr weiter … nicht ohne ihn … aber auch nicht
mit ihm!
Forgive me, Baby, and good luck!
© skriptum
[21.05.2002]
So difficult. My wife and I met on the Internet. After two months of emails and phone, she came to me. We only knew each other three days and we got married. We went on a honeymoon that lasted two weeks and on the drive home got into a fight that lasted two years. No matter what, relationships are work, with a little fun. We get to know each other better every day. She says she loves me.
Dear Ron, war and love are brothers and sisters. Unfortunately! But sometimes … the love wins.
… eine anrührende Geschichte … tja mit der Liebe ist das so eine Sache, vor allem eine unsichere. Aus meiner persönlichen Lebenserfahrung und meiner beruflichen Praxis fällt mir dazu folgendes ein:
„Sie versuchte, ihm ihre Gefühle, ihre Bedürfnisse und ihre Ängste zu erklären.“ Gefühle zu erklären, sie mit Verstandesargumenten zu unterfüttern ist der sicherste Weg, sie zu töten. Fühlen kann nur gefühlt werden – fertig. Entweder das Fühlen ist da oder es ist nicht da. Jede Erklärung ist sinnlos. Es ist ein fundamentaler Unterschied zwischen einem Gefühl und dem Prozeß des Fühlens. Ein Gefühl – das ist eine Definition, ein Konzept, etwas Künstliches, Sekundäres – dem Verstand zugehörig, und das ist immer etwas Erstarrtes. Fühlen als Akt ist was Lebendiges, Primäres, Ursprüngliches und ist absolut unerklärbar. Also entweder Lieben (!! als Prozeß, als Bewegung) ist da oder eben nicht. Letzteres ist zwar traurig, aber es ist eben so.
Dieser Prozeß, die Bewegung des Liebens kann nur funktionieren, wenn es voraussetzungslos und bedingungslos ist, ohne wenn und aber.
Daraus folgt: Lieben hat mit Begehren, mit Wollen, mit einem Ziel nichts zu tun. Lieben ist eine absolut freie, nicht gerichtete Bewegung ins Unbekannte hinein.
Und schließlich: „Forgive me …“ funktioniert ebenso wenig. „Vergebung“ ist durch ein Jahrhunderte altes Mißverständnis geprägt und mißverstanden worden (da haben die Kirchen ganze Arbeit geleistet). Niemand kann einem anderen vergeben – auch Gott nicht. Vergebung bzw. – !!Achtung auch wieder als Prozeß gesehen!! – Vergeben kann ich nur mir selber. Vergeben heißt nichts anderes als: Ich sehe, was in der Vergangenheit gewesen ist, und dabei laß ich es bewenden – fertig. Ich kann es nicht ungeschehen machen, ich stelle es beiseite, gebe ihm keine Energie mehr, ich entlasse es in den unendlichen Raum – fertig
Meine Lebenserfahrung als älterer Mann, als Ehemann, Geliebter, Vater und mittlerweile Großvater ist: Lieben hat nur dann eine Chance, daß es gelingt, wenn STILLE dazukommt. Und Stille ist nicht die Abwesenheit von Tönen, Geräuschen, Worten. STILLE ist die Abwesenheit von Angst, von Reagieren, von Aufbegehren, von sich wehren etc. Aus solcher STILLE fließt – automatisch, ohne unser Zutun – Liebe(n) … gestern hab‘ ich’s an einem Sterbebett in der Klinik wieder einmal erlebt: eine Frau wehrt sich mit Worten und Gefühlen gegen das Sterben ihres Mannes bis irgendwann Stille eintrat. Als ich sie später fragte, wie sie diese Stille erlebt hat, sagte: „Jetzt ist Liebe da, eine Atmosphäre von heilig und frei.“ – Voilà – da war sie – mitten aus der Stille entwickelte sich die Bewegung des Liebens – es ist was es ist.
Liebevolle Grüße zu Pfingsten
von Dionysos
Spätestens als er verlangte, sie solle ihm erklären, warum sie ihn liebt, waren ihr Deine Ausführungen auch klar, geschetzter Dionysos. Wenn es einer von beiden einfach nicht empfinden kann oder nicht sehen will, steht es nicht in den Möglichkeiten des Anderen, daran etwas zu verändern oder sogar zum Positiven zu bewegen. Manchmal kommt man eben an Grenzen, die nicht zu überwinden sind. Egal, wie sehr man es sich auch wünscht; es geht einfach nicht.
Nur mit dem Sehen, was in der Vergangenheit gewesen ist, ist es aber m. E. nicht getan. Bestenfalls lernt man daraus und begeht gemachte Fehler nicht noch einmal.
Mit dem Vergeben sehe ich es etwas anders als Du. Ich sage immer, dass ich viel vergebe aber wenig vergesse. Wenn mich zum Beispiel jemand bis ins Mark verletzt hat, ist das irgendwann vergeben. Vergessen jedoch deswegen nicht unbedingt. Ich habe aus der vergangenen Situation gelernt, mich beispielsweise nicht mehr auf diesen Menschen einzulassen. Allein schon, um ihm keine zweite Chance zu geben, mich dermaßen zu verletzen. Dabei ist es für mich unerheblich, ob er es nochmal tun würde oder nicht. Er hat es getan und es tat sehr weh. Das reicht für mich, um eine zweite Chance zu versagen. Wir können uns, sofern wir uns begegnen, höflich grüßen. Das war’s dann aber auch.
Aber: Möglicherweise ist das darin begründet, mir selbst nicht vergeben zu können, dass ich es überhaupt soweit habe kommen lassen.
Die von Dir beschriebene Szene am Sterbebett ist sehr bewegend. Ja, sehr still. Liebe_voll. Ich glaube, gerade um einen Menschen gehen zu lassen, bedarf es sehr viel Liebe. Viel Liebe und das Fehlen von allzu übersteigertem Egoismus.
Ich wünsche Dir, ebenso liebevolle Pfingsten gehabt zu haben! *thx
die gefühle, bedürfnisse und ängste zu formulieren und zu „senden“ wäre gutes recht.
ich vermute, dass er, als empfänger, das als erwartungen aufgefasst hat und nicht als wünsche
ihrerseits.
es scheint ein kommunikationsproblem zu geben, das sich durch ignorieren nicht lösen lässt.
es wäre eventuell nur zu lösen, wenn er genauso seine gefühle, bedürfnisse und ängste mitteilen würde und sie beide einfühlungsvermögen füreinander hätten und gemeinsam eine lösung für eine lebbare liebe finden könnten.
was dyonisos schreibt erfordert, dass beide seiten ihre liebe bedingungslos leben möchten und können. das wäre ein ideal. die realität scheint wohl oft anders zu sein.
Liebe bzw. Lieben – als Bewegung und eigentlich unbeschreibbarer und nur fühlbarer Prozeß – kann ihrer Natur nach überhaupt nur bedingungslos sein. Ist sie es nicht, handelt es sich um Geilheit, Lust, Begehren etc. Daran ist nichts verkehrt, das darf auch sein. Aber es handelt sich – meiner Beobachtung nach – dann eben nicht um Liebe.
In diesem Sinn heiter weiter
Dionysos
Wenn es jemandem nur (im Sinne von ausschließlich) um die Befriedigung seiner Geilheit etc. geht, finde ich daran auch nichts Schlimmes. Vorausgesetzt, er definiert es auch so, statt von endloser Liebe zu quatschen. Das war m. E. das Hauptproblem „da oben“! ;)
Wenn beide Seiten wissen woran sie sind, können sie sich beide darauf ein- oder es eben lassen. Wenn jedoch beide von Liebe reden, es einer aber nicht meint oder gar nicht kann resp. will, führt das zwangsläufig zu Problemen.
Ja, lieber Indy, ich glaube, mitunter fühlte er sich davon sogar bedroht. Wenn etwas als Erwartung empfunden wird, ist damit auch eine Art von Verpflichtung verbunden. Dieser entgehen zu können bedingt die Ignoranz des vermeintlich Erwarteten. Auch wenn es noch so harmlos und selbstlos gemeint ist.
Die Realität war vollkommen anders, oh ja.