Wenn jemand in die Zukunft blicken möchte, kann er sich die Karten legen lassen, im Kaffeesatz lesen oder eine Wahrsagerin aufsuchen. Früher betrachtete man den Flug der Vögel oder die Eingeweide von Opfertieren. Die Aussagen solcher Orakel sind meist alles andere als wegweisend.
Ist das gut oder schlecht? Was nützt es, um die Zukunft zu wissen, wenn sie doch nicht abwendbar ist?
Dennoch kann der Wille nach Vorwissen übermächtig werden, denn alles, was wir im Hier und Jetzt tun und erfahren, eröffnet seine volle Bedeutung erst, wenn wir wissen, wohin es geführt hat.
Also nur im Nachhinein.
Die unentdeckte Zukunft aber ist wie einer von unzählbar vielen Scheidewegen. Jeden Augenblick biegen wir ab, ändern die Richtung, die alles andere ausschließt. Das Hier und Jetzt entscheidet ununterbrochen darüber, welches Futurum ihr folgen wird, ohne auch nur zu ahnen, was es sein wird.
Wir sind ahnungslos, was da kommt und deshalb auch viel zu oft unaufmerksam für das, was gerade geschieht.
Manchmal ahnen wir bereits mehr, als wir wissen wollen und treffen unbewusst Entscheidungen, die ihre Bedeutung erst später aufzeigen. Doch der Weg, den wir bis dahin gegangen sind, liegt hinter uns.
Vielleicht war es sogar eine Brücke, die mit jedem unserer Schritte einen Teil von sich verlor. Es gibt kein Zurück. Wir sind dort angekommen, wo wir hingegangen sind. Doch nicht unbedingt dort angelangt, wo wir ein Ziel gesehen oder vielleicht sogar nur vermutet haben. Und selbst wenn das Ziel klar erkennbar ist, kommt es doch auf jeden einzelnen Schritt an, den wir in dessen Richtung gehen.
Ist es nicht einfacher, wenn man manche Wege nicht alleine geht? Oder stört es einfach nur, weil man nicht mehr nur nach seinen eigenen Instinkten handeln kann? Bekämpfen wir Gemeinsames, weil es nicht mehr nur unser eigenes ist? Stören wir uns daran, dass wir auf die Bedürfnisse des Anderen Rücksicht nehmen müssen? Wollen? Zumindest sollten?
Kommt man zwangsläufig vom eigenen Weg ab, wenn man ihn mit einem anderen Menschen teilt? Wird das Ziel schlechter, nur weil man es nicht mehr alleine bestimmt hat? Hat es nicht jede Chance der Welt, besser zu sein, als jemals erträumt, weil zwei Menschen es gesucht und gemeinsam gefunden haben?
Und was ist, wenn wir angekommen sind und feststellen, dass es nicht das war, was wir uns vorgestellt haben?
Ist es so auch mit der Liebe? Es sind Kleinigkeiten, die sie ihre Erfüllung finden oder aber schon bei der ersten Begegnung ein Fiasko erkennen lassen. Also im Grunde nicht mehr, als der Flügelschlag eines Schmetterlings. Doch auch genauso schön, wenn man es/sie erleben darf. Genauso aufregend, wenn man willens ist zu erkennen was man sieht. Genauso voller Erfüllung, wenn man bereit ist, sich zu öffnen und den nächsten Schritt zu gehen.
Ein weiterer Schritt in Richtung Ziel.
Wo auch immer es ist …
© marmonemi [09/02] / skriptum
Der einzig brauchbare Vorausblick sind Tarotkarten. Sie geben nur Richtungen durch Hinweise an aber stellen keine Zukunftsprognosen.
Manche Dinge im Leben sind dichter dran als man glaubt. Offensichtlich sehen wir manche Sachen aber erst zu spät, weil wir nicht in der Lage sind, oder sein wollen, bestimmte Dinge zu übersehen, die uns unter Umständen gut tun könnten. Ab und an ist es auch mal ganz gut, Blickwinkel zu verändern.
Gemeinsam mit jemanden einen Weg gehen funktioniert nur so lange, wie beide den Weg bestimmen. Rücksicht auf Andere funktioniert nur so lange, wie es gleichberechtigt läuft. Wenn nur einer Rücksicht nehmen muss, wird es irgendwann Spannungen im Leben geben, die einen in eine Sackgasse treiben.
Wenn erkennbar ist, dass die Zukunft, die wir uns vorstellten nicht die ist, die wir wollten… was tun? So schmerzhaft es auch klingt, dann wird es Zeit, einen neuen Weg einzuschlagen. Der wird vielleicht schmerzhaft sein, Bürden auflasten, aber letztendlich ist es die einzige Möglichkeit, das persönliche „Lebensglück“ wieder herzustellen.
Wer in einer unerfüllten Zukunft verweilt, wird irgendwann sein Leid, seinen Frust auf die persönliche Umwelt verlegen. Das gibt über kurz oder lang Felsen auf dem Lebensweg, die sich kaum mehr wegräumen lassen…
*eek* Im zweiten Absatz muss es heißen „…bestimmte Dinge zu sehen…“ kannst du das bitte rausstreichen. Danke.
ich komme später noch mal wieder. denn das will ich in ruhe ein zweites mal lesen und zwischenzeitlich wacher werden und dann in ruhe was dazu schreiben…
gibt es denn überhaupt so etwas wie EIN ziel, wenn wir immer abweichen, reflektieren, neue richtungen gehen? dann sind die wege, die wir nehmen eigentlich das omnipräsente. das wichtige daran, ist zu erkenenn, wann man neue wege einschlagen muß, wann es ein öder trampelpfad ist oder ob man einfach nur plötzlich im dschungel einen weg freischlagen muß, der dichter bewachsen und unscheinbarer wirkt als die anderen möglichkeiten.
für mich ist dabei das entscheidende die veränderung, die wendungen, die umkehr – die möglichkeiten nicht auszuschließen, weil man sich sehschwach stellt. also letztlich die offenheit zu bewahren, für sich selbst und für andere.
ein starker text!
Ich glaube, im Grunde geht jeder Mensch seinen Weg allein. Bisweilen trifft man Gleichgesinnte, die einem sehr lieb und teuer sind, die zwar die selbe Richtung einschlagen und auch das gleiche Ziel vor Augen haben, aber doch im Innersten auch ihren eigenen Weg verfolgen, verfolgen müssen…
Ziele sind die Rastplätze auf unserem Weg. Wenn wir eines erreicht haben, halten wir kurz inne, sammeln neue Kräfte, schauen uns froh und glücklich um – doch dann treibt es uns bereits wieder weiter, hin zum nächsten Ziel…
Ich bin sehr, sehr froh, dass es keine Möglichkeit gibt, die Zukunft definitiv erkennen zu können. Ich glaube sehr, dass dies uns Menschen noch mehr Leid, Ungerechtigkeit, Hass, Streit und Zorn bringen würde…
Da mache ich es mir insoweit mal einfach. Wortmann hat dazu all das gesagt, was ich auch denke, aber nicht so gut ausdrücken kann :-)
Nur noch eines dazu, ein Ziel, gibt es das überhaupt? Ist das Ziel nicht das Ende des Lebens? Den Weg dahin kann man versuchen zu gestalten – die Betonung liegt auf „versuchen“. War nicht die Vergangenheit auch einmal Zukunft? Ist sie so geworden, wie ich es wollte? Fragen über Fragen. Ich persönlich möchte nicht in die Zukunft sehen können. Vielleicht sollte man die Gegenwart nach bestem Wissen und Gewissen so gestalten, dass man auf eine schöne Zukunft hoffen kann. Mehr geht leider nicht.
LG Ute
@Ute: Ich denke, es ist die Frage, was definiert man als Ziel. Für die einen ist das Ziel einfach nur das Lebensende, für andere ist ein Ziel der Punkt, wo sie hin möchten, bevor das Lebensende kommt.
WOW! Und von mir wieder wie immer ein laxer Spruch: *g*
„Ich ziele auf das Unerreichbare, damit ich das Erreichbare treffen kann.“
So what.
Vor dem Zahnarzt hatte ich nicht alle meine Sinne beisammen, deswegen habe ich den langen Kommentar offensichtlich nicht abgeschickt.
Heute abend werde ich mal „Kaffeesatz-Lesen“ machen – da bin ich zwar völlige Analphabetin, aber mal sehen, was rauskommt.!
Ein wunderschöner Beitrag, der mir in meiner augenblicklichen Situation ziemlich nahe geht. Ich habe keine Ahnung wie oft im Leben ich bereits an Kreuzungen stand. Allein. Zumindest fühlte ich mich so. Vielleicht wollte ich auch allein dort stehen, das macht weniger verletzlich. Glaube ich. Jeder Weg war hart und ich denke, ich habe viel dazu lernen dürfen/müssen. Aber ich würde dennoch nicht in die Zukunft sehen wollen. Mein jetziger Weg ist für mich bestimmt. Warum auch immer ich ihn gehe …
Liebe Grüße,
Emily
Mein Ziel ist mein Leben, wonach sollte ich sonst noch streben.Bin über Steine gestolpert, über Kreuzungen gegangen, neue Wege und ich gehe weiter ohne Furcht.
Mal gehe ich allein,
mal mit jemandem zusammen und ich bin neugierig, offen und möchte noch so viel erleben, sehen, fühlen.
Nur – Einfach – Leben !!!
fudelchen, DAS unterstreiche ich so :)
dazu könnte ich jetzt wohl ganze romane schreiben. zum einen: ich lebe nach dem motto: wenn der weg das ziel wäre, würde er ja ziel heißen. das sagt schon einiges über mich aus, was nicht immer gut ist.
zum anderen habe ich vor einigen wochen ein zitat gelesen, dessen autor mir nicht mehr einfallen will, das ich aber ganz weise und grandios finde: verstehen kann man das leben nur rückwärts, leben muss man es aber vorwärts.
und zum schluss kann ich nur auf das filmgenre der episodenfilme mit virtuellen biografien hinweisen, das namensgebend für mein blog ist, genau aus diesem grund. die was-wäre-wenn-frage. die zermürbt, manchmal.
und dann gibt es die serie flash forward, die sich damit beschäftigt, wie menschen reagieren, wenn sie einblick n ihre zukunft bekommen…
ein echt starker text und die aufforderung zu verweilen und die gedanken schweifen zu lassen.
ich persönlich muss in letzter zeit öfters an eine aufforderung eines alten freundes denken, die er mir vor einer ewigkeit gab:
„just relax and enjoy life. let it flow.“
es zeigt mir, dass wir möglicherweise nur meinen, dinge kontrollieren zu können, die tatsächlich ihren eigenen gesetzmäßigkeiten folgen. dieses bedürfnis der kontrolle und die damit verbundene angst vor dem tod hält uns in vielerlei hinsicht davon ab zu leben. ich denke, dass die angst vor dem tod eigentlich die angst davor ist, sein leben zu leben. und diese angst zwingt uns mitunter falsche ziele auf.
es sind die einfachsten dinge, die so oft am schwersten sind.
liebe grüße, katerwolf
Ja, dazu könnte ich jetzt auch einen Roman schreiben, doch es ist schon so viel dazu gesagt bzw. geschrieben worden, was auch ich unterschreibe …
deshalb schließe ich mich einfach nur „kurz und bündig“ der lieben „katerwolf“ an, denn wir haben einiges gemeinsam … und diese Aufforderung gefällt mir sehr gut “
„Just relax und enjoy life … let it flow …“
Herzliche Grüße
Doris
Im Moment komme ich leider nicht dazu, jeden einzelnen Kommentar zu beantworten. Das hole ich aber nach.
Was ich aber unbedingt jetzt sooofocht loswerden muss ist, dass ich mich riesig über Eure Resonanz gefreut habe! Die vielen verschiedenen Gedanken dazu und vor allem die Unterschiede darin, haben mich regelrecht begeistert!
Genau darauf hatte ich gehofft aber nicht daran zu glauben gewagt. Ganz herzlichen Dank dafür!
In den nächsten Tagen schreibe ich noch zu jedem Kommentar etwas; versprochen!
Toll – Deine Gedanken und die Kommentare. Das ist ein Post, den man mehrmals durchlesen wird.
Mein Kommentar:
Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war,
stets kannst du im Heute von Neuem beginnen.
– Buddhistische Weisheit –
Gruß
Ralf.
glücklicher zu werden nur weil wir mehr wissen ?
der falsche weg.
mehr wissen kann man sich anlesen, aber dinge zu erkennen, daß kann ein weg sein, sein glück zu finden.
denn dann ist es auch möglich, zu erkennen, das man nicht alles wissen muß.
und so schließt sich ein scheinbar kleiner bescheidener kreis.
…und so ist dann der weg das ziel…
Professor: Very nice bit of writing and thought provoking. It fit nicely in my translator.
I suppose I can live in the past and in the future and in the now and still be happy and content. If I say, it is my decision.
I’m a glass is half full kind of guy and older than you, and I’ve had my butt in the celestial woodshed taking a pure beating and I’ve had my 15 minutes of fame on every news stand in America and parts of Europe.
For me the three most important things are these: 1. The love of God, 2. A warm companion and 3. A good meal.
All else is chasing the wind. To me…and King Solomon…who had 700 wives and 300 concubines…THAT right there is pure crazy. :)
Mein Ziel ist mein Leben, genau das gillt auch für mich.
Neugierig, furchtlos und offen betrete ich neue Wege.
Ich habe noch viel vor noch vieles nicht erforscht.
das Leben ist doch das einzige was uns gehört !!!
Fleiß und Bildung sind die beste Vorraussetzung zum Erreichen der gesteckten Ziele. Außerdem der Garant für ein erfülltes Leben (Weg). Sie geben das nötige Selbstbewustsein um die vom Verstand nicht erfassbaren Unwägbarkeiten der Zufkunft zu meistern.
In der Liebe bedarf es der Bereitschaft die Gefühle zu leben statt Restriktionen um sie zu zerstören.
Ich merke gerade das ich diesen Blog deutlich öfter lesen sollte!