Die Umschreibung „Volle Kraft voraus oder Kolbenfresser?“ finde ich wesentlich passender als die Worte „Erst Feuer und Flamme – dann ausgebrannt“. Denn: Das Gefühl, ausgebrannt zu sein, kann vielleicht (?!) noch rechtzeitig genug und bewusst wahrgenommen werden. Bei einem seelischen Kolbenfresser ist die Gefahr des nicht-Realisierens schon größer. Wovon ich hier schreibe? Vom so genannten BURN OUT!
Immer öfter begegnen mir Menschen und Situationen, die mich beunruhigen … Der Begriff Burn Out drängt sich immer häufiger auf …
Vor ca. einem Jahr erlebte ich es z. B. bei einer Freundin. Perfektionistin und Idealistin, hochintelligent und strotzend vor Kraft. Arbeitswochen mit 70, 80 oder mehr Stunden waren völlig normal. Ihr Privatleben gestaltete sich durch die Wahrnehmung von Veranstaltungen, die direkt im Zusammenhang mit ihrem Job standen. Sie war glücklich verliebt und da ihr Freund nicht in der gleichen Stadt lebte, sondern als Sportprofi überall in der Welt unterwegs war, sahen sie sich nicht täglich. Meist flog sie ihm zu irgendwelchen Turnieren nach (das ließ sich ja günstiger Weise oftmals mit dienstlichen Terminen verbinden) und so verbrachten sie die Wochenenden miteinander. Sie war immer glücklich und engagiert; hatte ihre Weiterbildung, der sie letzten Endes die Beförderung zur Abteilungsleiterin verdankte, im Abendstudium absolviert und als Jahrgangsbeste abgeschlossen.
Eines Tages war sie weg … Krank … Diagnose: Burn Out. Es ging gar nichts mehr. All ihr Engagement war letztendlich die Ursache dafür dass sie alles verlor wofür sie so hart gearbeitet hatte. Ihr Freund hatte lange Zeit versucht ihr zu helfen. Doch auch er war dieser Situation machtlos ausgeliefert und schlussendlich blieb ihm nur, sie loszulassen. Er konnte das was sie für sich als Leben definierte und ihr damit verbundenes Verhalten ihm gegenüber einfach nicht mehr ertragen.
Vorzeichen?
Ja, die hatte es ohne Ende gegeben. Doch wer mag sich schon freiwillig eingestehen, dass die eigenen „Batterien“ einfach leer sind? Und wer geht schon zum Arzt, nur weil er ständig Piepen in den Ohren hört, Kopfschmerzen hat, der Magen rebelliert, Rückenschmerzen nicht mehr ohne Schmerzmittel zu ertragen sind und man trotz eigentlich ausreichendem Schlaf permanent todmüde ist? Außerdem hat ein Arzt nichts damit zu tun, dass die sozialen Kontakte gegen null gehen, Hobbies/Sport nicht mehr wahrgenommen werden, der Partner sich immer mehr abwendet bis ihm irgendwann nur noch die Aufgabe der Beziehung bleibt …
Es gibt vieles, das viel wichtiger ist als ein Arztbesuch: der Job muss laufen; die übernommene Verantwortung erfüllt werden. Wenn irgendetwas nicht auf Anhieb klappt, müssen eben andere Wege gefunden werden; Hauptsache das Ziel (meist selbst gesteckt, statt wirklich von Anderen erwartet) wird erreicht … egal wie! Und selbst wenn man merkt, dass immer mehr Energie aufgewendet werden muss, um Aufgaben zu bewältigen, die man früher mal so nebenbei erledigt hat … wer kommt dabei schon ins Grübeln? Ist eben im Moment eine stressige Phase. Was soll’s?!
Dass der Partner gar nicht mehr als solcher wahrgenommen wird und eher als Feind denn als Freund im eigenen Leben Beachtung findet ist nun einmal so. In jeder Beziehung gibt es nicht so tolle Phasen. Das ist doch nicht außergewöhnlich … Außerdem denkt er ja offensichtlich nur noch an Urlaub. Wer soll denn dann bitte den Job erledigen. Alle anderen können das einfach nicht so gut. Also muss man doch alles selber machen …
Nein, nein, das alles hat überhaupt nichts mit Überarbeitung zu tun. Außerdem hat man doch so hart dafür gearbeitet, um dahin zu kommen wo man nun ist. Also muss man den Job auch vernünftig machen. Schließlich hat man ja auch Verpflichtungen, die man mit dem erarbeiteten Gehalt erfüllen muss. Ein Partner … ja, scheint so … der stört dabei eigentlich nur. Man hat doch alles was man braucht, solange nur der Job läuft. Sport und/oder sonstige Hobbies kann man ja auch mal eine Zeit lang aussetzen. Irgendwann wird auch dafür wieder Zeit sein. Und dass man jeden Morgen das Gefühl hat, an der Matratze fest getackert zu sein und ständig todmüde ist, obwohl man doch eigentlich genug Schlaf hatte … Unruhig zwar und es ist auch nervig, ständig mit Kopfschmerzen aufzuwachen aber … Nun … irgendwann werden auch wieder ruhigere Phasen kommen. Im Moment geht es eben nicht anders.
Ach so’n Quatsch, dass völlige Erschöpfung sowohl physisch als auch psychisch lebensbedrohlich sein kann. Man fühlt sich doch fit! Man IST fit! Und falls es mal gar nicht geht, gibt es immer noch hervorragende Mittelchen, um die Müdigkeit mal zu unterdrücken. Und wenn der Partner nicht ständig rumnerven würde und Freunde einem permanent auf den Füssen stünden, weil sie sich mal wieder treffen wollen, wäre man ja auch längst nicht so gereizt. Was sollen bloß ständig diese dämlichen Fragen, was man noch vom Leben hat. Das Leben ist schön! Genau SO wie es ist. Der Job läuft gut und ist im Moment nur sehr aufwendig. Aber schließlich wollte man ja genau DAS. Sonst hätte man sich ja nicht so dafür engagiert, dort hinzukommen, wo man heute ist. Oder?
Die paar depressiven Phasen zwischendurch … ja, nun … wo ist das Problem? Man darf doch wohl mal ein wenig in sich gehen… ruhig auch mal ein bisschen traurig sein … Schließlich leistet man ja im Job irre viel und da muss doch die Seele auch mal etwas baumeln dürfen. Sich ab und zu mit Alkohol gründlich abzuschießen … sich hier und da mal vernebelt in den Schlaf zu rauchen … och nun … wer tut das denn nicht? Und die paar Tränen, die ab und zu vergossen werden, weil manchmal doch ein wenig das Gefühl aufkommt, dass man kaum was vom Leben hat … Oder die Traurigkeit, weil man den Partner doch irgendwie vermisst … wenn er nur bloß nicht immer so nerven würde und dies, das, jenes, falsch machen würde … wenn er doch wenigstens mal versuchen würde, Verständnis aufzubringen … wäre man ja auch netter zu ihm. Aber so? Nun … wen interessiert’s?
Schlimmer wäre es, wenn dieser Auftrag nicht erledigt würde. Die Kollegen motzen sowieso schon ständig rum und der Chef ist auch nur noch am Nörgeln, dass ihm alles zu lange dauert und letztendlich die Ergebnisse unbefriedigend sind. Himmel … man kann sich doch nicht zerreißen! Aber nächstes Wochenende könnte man ja noch mal eine 48-Stunden-Schicht extra einlegen. Der Partner wird’s schon verstehen. Und wenn nicht … who cares? Dann soll er eben gehen.
Horrorgeschichte? Fiktion? Nein … Realität! Genau SO passiert.
Als Freund und/oder Partner steht man daneben, sieht relativ schnell was da passiert, versucht einzugreifen, wird abgekanzelt und gibt irgendwann notgedrungen auf. Nicht, weil man keine Lust mehr hat oder sich die Gefühle für den Betroffenen in Luft aufgelöst haben, sondern weil man einfach die eigene Machtlosigkeit zu akzeptieren lernt. Weil man begreift, dass dem Kranken ohne gute professionelle Hilfe nicht mehr geholfen werden KANN …
Das bedingt jedoch, dass der Betroffene sich eingesteht, dass er Hilfe benötigt. Und bis dahin ist es noch mal ein sehr weiter Weg. Meist wird er erst beschritten, wenn schon so viel im Argen liegt, dass der Heilungsprozess direkt verbunden ist mit der Erkenntnis des völligen Verlustes irgendeiner Form von Privatleben (wozu im Job kürzer treten, sonst habe ich ja eh nichts mehr …). Und … letztendlich verbunden mit dem Erkennen des Verlustes all dessen, was diesen Zustand in erster Linie bewirkt hat … der Job und alles was dazu gehört …
Was bleibt ist …
… nichts.
Ein erbarmungsloser Teufelskreis!
Der Partner kann letztendlich – egal wie stark seine Liebe ist – genau eines tun:
… nichts.
Der Vorgesetzte wird es im Zweifel nie zur Kenntnis bekommen, weil das ihn Informieren damit verbunden wäre, eine Schwäche zuzugeben … sich selbst und in dem Fall auch anderen gegenüber physische und psychische Instabilität einzugestehen. Das allerdings widerspricht komplett dem bisher Praktizierten. Denn man ist ja stark und schafft alles … egal mit welchen Mitteln … Jetzt auf einmal zugeben, dass man an einem Punkt angelangt ist, nur noch die Flügel strecken zu können? Unmöglich!
Diese emotionale Erschöpfung führt meist dazu, dass irgendwann keinerlei Höhen und Tiefen mehr erlebt werden, sondern Gleichgültigkeit die vorherrschende Macht ist. Wohl auch als Selbstschutz der Seele, um nicht erkennen zu müssen. Körperliche Erschöpfung kommt hinzu. Die Distanzierung von anderen Menschen führt parallel meist zur völligen Vereinsamung.
Die Furcht vor der Offenbarung persönlicher Schwäche verschlimmert das alles noch. In welchem Umfang qualifizierte Hilfe in Anspruch genommen wird, hängt wesentlich von dem Problembewusstsein des Betroffenen und seiner Bereitschaft ab, für sich selbst Verantwortung zu übernehmen. Die meisten nehmen die Symptome nicht ernst, bevor sie nicht körperlich so sehr erkranken, dass sie zu keinerlei Leistung mehr im Stande sind.
Burn Out ist eine „anerkannte“ Erkrankung, deren Behandlung der Leistungspflicht der Kranken- und Rentenversicherungen unterliegt. In seinen Ursachen und Erscheinungen ist das Burn Out-Syndrom jedoch sehr umfassend. Die Vielfalt der Faktoren, die dazu beitragen, und die Vielschichtigkeit der Symptome, in denen sich Burn Out äußert, machen es schwierig, ein Burn Out nicht nur als eigenständige Krankheit, sondern vor allem rechtzeitig zu erkennen. Ohne den Willen des Betroffenen, sich bewusst damit auseinander zu setzen, dass es sich um Burn Out handelt oder zumindest handeln könnte, ist es nahezu unmöglich. Oftmals lautet die ärztliche Diagnose trotz relativ genauer Schilderung der Symptome auf „ungeklärte Müdigkeitserscheinungen“. Tabletten gegen Kopfschmerzen und Magenverstimmungen und vielleicht Massagen gegen die Rückenprobleme sowie eine Überweisung zum Ohrenarzt wegen des ständigen Piepens sind die Folge. Eine Diagnose in Richtung Burn Out ist sehr selten.
Die meist maßgebliche Basis für die Entstehung von Burn Out ist lang anhaltender emotionaler und körperlicher Stress, verbunden mit dem Mangel an entsprechender Kompensation und Erholung. Während Stress zunächst das emotionale und körperliche Engagement steigert, ist Burn Out durch die folgende emotionale und körperliche Erschöpfung gekennzeichnet. Dem Verlust von Kraft und Energie folgt der Verlust der Ideale und Hoffnung. Ständige chronische Müdigkeit bei gleichzeitigen Schlafstörungen und ein schleichender Verfall der persönlichen Leistungsfähigkeit bei zunehmender Abneigung gegenüber allem und jedem führen zum sozialen Rückzug, zur Distanzierung von anderen Menschen bis hin zum Zynismus. Das Empfinden, diesem Geschehen ohnmächtig gegenüber zu stehen, verstärkt die Entwicklung noch. Die allmähliche geistige und körperliche Erschöpfung kann von Symptomen begleitet werden wie Depression, Angst- und Panikstörung, Pseudodemenz, Zwänge und andere psychische und physische Störungen. Betroffene, die ihren trostlosen Zustand eine gewisse Zeit hinter ihrer Fassade verbergen können, laufen letztendlich nur noch wie Zombies rum: müde, unflexibel, apathisch, feindlich … die Lust am Leben irgendwann gänzlich verlierend.
Burn Out ist eine individuelle Reaktion auf persönliche Überforderung vor dem Hintergrund einer persönlichen Lebens- und Lerngeschichte. Die Verhütung bzw. Behandlung von Burn Out gehört in die Hände von Psychotherapeuten, die diese individuellen lebens- und lerngeschichtlichen Defizite beheben können.
Zum Heilungserfolg gehört, dass Betroffene psychische und physische Grenzen akzeptieren und nicht immer weiter blind überrennen. Ebenso ist eine größere Aufklärung über die Zusammenhänge von inneren und äußeren Belastungsfaktoren beim Burn Out notwendig. Eine wirksame Vorbeugung dagegen bezieht sämtliche Lebensbereiche ein, vom Job bis zur Partnerschaft. Oft steckten Betroffene in einer Panik-Situation und können sich selbst gar nicht helfen. Nicht einmal mehr wirklich erkennen, was da mit ihnen geschieht.
Schwierigkeiten haben allgemein Menschen, die ihre Probleme schwer ausdrücken können; häufig Einzelgänger sind oder mit ihren Schwierigkeiten lieber allein bleiben. Wer über seine kleinen alltäglichen Probleme offen sprechen kann, dem gelingt das auch leichter bei großen Themen. In der Regel erhalten solche Menschen kaum Reaktionen auf ihren Alltag, weder privat noch im Job. Die wenigsten brennen aus, weil jemand ihnen zuviel abverlangen, sondern durch den Druck, unter den sie sich selbst setzen.
Burn Out ist ein Zustand der inneren Leere, der seelischen Verausgabung. Dabei haben die Betroffenen nicht nur ihre wieder aufladbaren Energien abgegeben, sondern sind in ihrer Substanz angegriffen und geschädigt. Körperliche Krankheitszeichen gehören dazu, denn Körper, Seele und Geist bilden eine unzertrennliche Einheit.
Seiner eigenen Person selbst Wertschätzung entgegen zu bringen und nicht nur Anerkennung durch andere zu suchen; eine positive, humorvolle und entspannte Lebenseinstellung wieder zu gewinnen, die auch in Krisen Bestand hat; zu akzeptieren und anzuerkennen, dass „da etwas nicht stimmt“ … sind erste Schritt, den Kreislauf nicht noch weiter eskalieren zu lassen.
Als Partner/Freund …
Helfen kann man aktiv überhaupt nicht, ohne mit unterzugehen. Doch man kann da sein. Im Hintergrund. Beobachtend. Die Arme öffnen und bereit zum Auffangen sein, wenn es soweit ist … wenn der Betroffene soweit ist … Ohne Vorwürfe … ohne „ich hab’s doch gesagt“-Platitüden … Einfach so … weil man Freund ist … weil man wieder Partner sein will … darf.
Zumindest DIESES Leben hat jeder nur einmal. Es gibt Dinge, die sind „es“ einfach nicht wert!
© marmonemi [01/03] / skriptum
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Dieser Text bezieht sich weder auf aktuelle Geschehnisse noch auf „bekannte“ Personen. Er ist von mir vor vielen Jahren geschrieben worden und bereits in einem meiner Bücher erschienen.
uff*
Da sagste was …
… aber auch, wenn er schon 2003 geschrieben wurde und auch, wenn er in einem deiner Bücher geschrieben wurde bleibt er dennoch so unendlich wahr und gerade heute in unserer stressigen Zeit, wo der Kampf um den Arbeitsplatz fast unmenschliche Züge angenommen hat, wird er eher wahrer als unwahrscheinlicher.
Doch wie können Außenstehende wirklich helfen, wenn sich der Betroffene nicht helfen lassen will. Es ist wie bei Alkoholismus – er wird bis zum absoluten Zusammenbruch vom Betroffenen verleugnet.
Danke, liebe Skryptoria, sagt Clara
Ich befürchte, als Außenstehender oder sogar Partner kann man gar nicht helfen. Es bleibt schlimmerweise nur das Abwarten bis zum totalen Zusammenbruch und dann das Auffangen.
Oder, wie Anna-Lena schrieb, ein Arzt, der rechtzeitig erkennt, auf welchem Weg sein Patient ist. Und der es zudem versteht, die Zügel so in die Hand zu nehmen, dass es der Betroffene annehmen kann.
Die Natur ist ausgleichend:
Die Depression versetzt die Betroffenen in Langsamkeit, sie haben jetzt all diese Zeit, die sie sich früher nicht nehmen wollten.
Wer nicht loslassen kann, wird von seinem Körper rigoros dazu gezwungen.
Diese Erfahrung musste ich auch machen, deshalb dieser Eintrag:
http://rarum.wordpress.com/2010/11/29/erkenntnis-des-tages-grenzen/
Danke für diesen immer aktuellen Artikel, liebe Tina.
Mit diesem Hintergrund ergibt Dein Text natürlich einen ganz anderen Sinn, liebe Eva!
Liebe Tina, deinem wirklich sehr aufschlussreichen und umfassenden Artikel ist nichts mehr hinzu zu fügen. Genau so ist es.
Vor zwei Jahren war ich davon betroffen und ich hatte den Vorteil, dass mein behandelnder Arzt ein guter Bekannter von uns ist, der die Entwicklung vorhergesehen hat und mich auch sofort auffangen konnte.
Mein Mann lernte, damit umzugehen, was für ihn nicht einfach war. Meine KollegInnen haben sehr verständnisvoll reagiert und mir Rückendeckung gegeben.
Als eine Art Eigentherapie habe ich intensiv angefangen zu schreiben, eine Möglichkeit, den Kopf vom Beruf und dem damit verbundenen Stress frei zu bekommen.
Nach vier Monaten der absoluten Ruhe fing ich mit dem Hamburger Modell wieder an und im Anschluss daran hatte ich das Glück, in die Altersteilzeit zu rutschen mit Stundenreduzierung.
Seitdem geht es mir gut und ich ziehe die Notbremse rechtzeitig. Ich habe gelernt, auch mal NEIN zu sagen und das kann ich jedem nur empfehlen, der in der Burn-Out-Gefahr lebt.
Danke für deine so wichtigen Ausführungen.
LG Anna-Lena
Ich freue mich sehr, dass Du noch so glimpflig da raus gekommen bist, liebe Anna-Lena. Und natürlich ein Kompliment an Deinen Mann, dass er es vermocht hat, Dich bereits zu halten, bevor Du endgültig gefallen bist.
Einer der wichtigsten Punkte dürfte sein, dieser Erkrankung ein Stück weit „Normalität“ zu verleihen. Vielleicht fällt es Betroffenen dann doch irgendwann leichter, rechtzeit zu sagen „Ich brauche Hilfe!“.
Das setzt aber voraus, die Krankheit auch anzunehmen. Das war mein größtes Problem, als eigentliche Powerfrau sagen zu müssen: Ich bin krank.
Krank heißt bei mir eigentlich das, was ich sehen kann. Habe ich mir ein Bein gebrochen, brauche ich einen Gips und eine gewisse Zeit der Heilung.
Die psychischen Störungen sind nicht immer sichtbar und daher auch – für mich war es so – nicht leicht zu akzeptieren.
Normalität kann erst dann einkehren, wenn diese Krankheit nicht länger hinter der Hand als „Faulkrankheit“ beurteilt wird, was leider viele tun, wenn sie keine Ahnung haben oder noch nie damit konfrontiert worden sind.
Genau DAS ist ja das Problem: Einen gebrochenen Arm nimmt nicht nur jeder wahr, sondern akzeptiert ihn auch als Verletzung, als kaputt, als krank. Aber wenn die Psyche oder Seele bricht …
Das ist wie so oft der Punkt: Du schreibst ja „oder noch nie damit konfrontiert worden sind“. Welche Relevanz haben dann solche Äußerungen? Genau: Gar keine. Und dennoch schlagen diese Bewohner im Tal der Ahnungslosen die tiefsten Kerben.
Alles was „man“ tun kann, ist vermutlich, es zu thematisieren. Zum einen, damit dieses Unwissen gebrochen wird und zum anderen, damit das Tabu des sich Mitteilens endlich gelockert wird.
Dieser Text ist heute aktueller denn je. Ein solches Problem habe ich im Freundeskreis, nur dass da noch Alkohol dazu kam. Ohne professionelle Hilfe geht da gar nichts mehr.
Drogen, Alkohol … sie können ja ganz selbstverständlich Teil dieses Teufelskreises sein.
Life by the inch is a cinch
Life by the yard is hard
Life by the mile is a pile of…you can fill the blank.
Nicely done my friend Tina. Well written.
I have always felt I made my own pressure. But people who have young children and a job and sick family members fall into the jaws of exhaustion. This is where we can lend a hand.
„This is where we can lend a hand.“
That’s it, Ronny!
See it – feel it – handle it!
Ich hätte da „Magisches Schutzpulver“ im Angebot.
(Siehe Blogstube) Wirkt gegen Flüche usw.
Ideales Weihnachtsgeschenk!..;-)
Hokus Pokus Fidibus(si)..;-D
Oh danke, heute nicht.
Aber ich setze es mal auf die Gegebenenfallsirgendwannliste. Okay? ;)
Als Partner/in kann man in solch einer Situation in der Tat wenig bis gar nichts ausrichten. Denn genau wie beim Alkoholismus muss die Erkenntnis, was da im Leben so verkehrt läuft, von einem selbst kommen. Eingreifen wollen von außen nutzt da nix…
Was ja die Sache so schwierig macht. Wenn man liebt und sieht und dann ist man doch zur Untätigkeit verdammt …
Aber man kann beobachten, Raum geben und die Arme nebst Händen zum Fangen bereit halten. Das ist vermutlich schon mehr, als viele, die am Ende dieser Mühle angekommen sind, überhaupt noch bekommen.
Ein sehr guter Text, der sich mit großer Sicherheit, einem Thema widmet, das wir oftmals noch immer als Tabu betrachten. Anna-Lena sagte es ja auch schon so schön, man muß diese Krankheit annehmen und selbst akzeptieren können. Seine eigene Schwäche eingestehen? Fehler, im eigenen System?
Diese Gesellschaft ackert effizient. Soll man zugeben, daß man es am Ende nicht „schafft“?
Ich glaube, du bringst einen Teil der Lösung sehr genau auf den Punkt: Die Wertschätzung sich selbst gegenüber. Man muß sich „nur“ bewußt werden, daß da irgendetwas falsch läuft.
Das ist der eine Punkt, ja. Aber der nächste Schritt ist viel schwieriger: Es auch zu kommunizieren und um Hilfe zu bitten.
Und dann kommt der Hammer: Hilfe annehmen und sein ganzes Leben, beruflich wie privat, komplett ändern.
Das ist ein so verdammt weiter Weg … Aber es nützt nichts. Denn anderenfalls ist der Weg ganz zuende.
Ich habe diesen Artikel heute nicht zum ersten Mal gelesen. Wisst ihr, was das Erschreckende für mich beim Lesen daran war? Ich habe mich in einigen Passagen wiedergefunden. Ich bin auch so eine Rammelliese, Wühlmaus – Stillstand bedeutet für mich ein Rückschritt. Ich habe meinen Kollegen gegenüber ein schlechtes Gewissen, weil sie für mich so lange mit einspringen mussten. Und Heute? Heute versuche ich ihnen dafür etwas zurückzugeben, indem ich zu Allem Ja und Amen sage. Dienste übernehme, obwohl mein Stundensoll schon mehr als überfüllt ist. Ich habe immer das Gefühl, sie erwarten das auch von mir. Versteht ihr, was ich meine? Sie sagen zwar, dass musst du doch nicht machen, aber die Stimme aus dem Unterbewusstsein flüstert mir immer anderes zu. Es würde mit mir noch schlimmer werden, wenn ich da nicht eine super tolle PDL hätte. Durch meine Erkrankungen habe ich einen Behindertenausweis mit 50%. Das heißt, ich DARF gar nicht soviel arbeiten und auch nicht so schwer. Die Ärzte meinten sogar, dass das Pflegegebiet für mich absolut tabu wäre. Und doch arbeite ich da und das unwahrscheinlich gerne. Das NEIN sagen fällt mir sehr schwer und doch sollte ich es unbedingt lernen, denn sonst geht es mir wie der Frau im obigen Bericht – und das will ich nicht wirklich erleben.
Aber vielleicht ist es ja auch noch nicht so schlimm mit mir.
Auf jeden Fall habe ich eine kleine Ewigkeit gebraucht, um hier etwas schreiben zu können…
Mit lieben Grüßen an alle Leser/innen. Mandy
Liebe Mandy, mein obiger Text ist nur eine Erzählung. Ich beobachte sehr genau (nicht im Sinne von Schnüffeln, sondern Wahrnehmen), bin aber natürlich kein Arzt. Somit handelt es sich auch nicht um einen medizinischen Bericht, sondern einfach um eine Beschreibung dessen, was ich in diesem Fall wahrgenommen bzw. mitbekommen habe.
Wenn Du das Gefühl hast, dass vieles auf Dich zutrifft, solltest Du mal einen Fachmann sprechen. Du sitzt sozusagen an der Quelle und es kann sicher nicht schaden, einfach mal eine berufene Stimme dazu zu hören. Wenn es etwas Vorübergehendes ist … umso besser. Wenn nicht … gut, dass Du gleich Hilfe suchst und annimmst.
Hm? Was hältst Du davon?