Dass ich eine Entscheidung darüber, ob ein Mensch nach seinem Ableben als Organspender zur Verfügung stehen möchte, für wichtig halte, ist nicht neu. Ich selbst habe mich bereits vor Jahrzehnten entschieden und mein diesbezüglicher Wille ist bekannt. Dass jeder für sich entscheiden muss, wie er bestattet werden möchte und ob er sich zuvor als Organspender zur Verfügung stellt, ist ebenfalls klar. Möchte es jemand nicht, ist das zu akzeptieren. Eine Auseinandersetzung mit dem Thema und eine entsprechende Beantwortung der Frage, halte ich jedoch nicht für zuviel verlangt. Dass die Bundesregierung nun ein Gesetz verabschieden möchte, das diese Auseinandersetzung forciert, finde ich ein Stück weit okay.
Als unangemessen empfinde ich es, dass geplant ist, bei jeder sich bietenden Gelegenheit jeden Menschen mit dem Thema zu konfrontieren und ihn immer wieder zu fragen, ob er nun als Organspender zur Verfügung steht oder nicht. Der Umfang dieser Befragungen grenzt für mich nicht nur gefühlt an Nötigung. Wer sich einmal dagegen entschieden hat, möchte sicher nicht ständig wieder gefragt werden, ob er es sich vielleicht doch noch überlegt hat. Und wer bereits zugestimmt hat, ist es vermutlich bald leid, das immer wieder zu bestätigen. Was mir jedoch vollkommen quer schießt ist dieser geplante Passus in der avisierten Gesetzgebung:
„Eine neue Forschungsklausel soll es Ärzten erlauben, personenbezogene Daten zu Forschungszwecken an Dritte weiterzuleiten. Bislang waren diese Daten streng geschützt. Nun sollen die Daten zu Forschungszwecken sogar an Pharmafirmen vergeben werden, wenn „das öffentliche Interesse an der Durchführung des Forschungsvorhabens die schützenswerten Interessen der betroffenen Person überwiegt“. Und das ohne Einwilligung des Betroffenen oder Anonymisierung seiner Daten.“
Nachzulesen bei Spiegel online: Quelle1 und Quelle2 und Quelle3
Sollte dieser Passus tatsächlich in den zu verabschiedenden Bestimmungen enthalten sein, werde ich den seit über 30 Jahren von mir mitgeführten Organspendeausweis unverzüglich vernichten und auf sämtliche Anfragen mit „Nein!“ antworten. Dann kommt für mich eine Organspende nur noch im engsten Familienkreis nach persönlicher Absprache in Frage und sonst gar nicht.
Ich glaube, es hackt!
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Nachtrag am 20.07.2012: Organspendeskandal in Göttingen – Mediziner soll Patientenakten gefälscht haben
Wenn man darüber hinaus noch bedenkt, wie zügig Typen wie Ministerialdirigenten oder ähnliche Banden schon bei kleineren medizinischen Unwägbarkeiten oder politischen Unpässlichkeiten dienstunfähig sind, ist getrost davon auszugehen, dass die sicherlich einen Erstzugriff auf Ersatzteile haben. Man hat ja schließlich mal mit dem Doc studiert….
…und während allerorten die Sorge groß ist, um datt Kiew- Julia mit Rücken, heißt es hier: „Das können wir euch nicht mehr leisten.
Wenn die so weitermachen, schmeiße ich meinen Ausweis auch weg.
Das ist genau der Punkt: Ich habe keine Lust, als wandelndes Organlager genau so lange durch die Welt laufen zu dürfen, bis irgendein Bonze genügend Kohle in eine ärztliche Tasche steckt, um sich mein(e) Organ(e) zu verschaffen.
Genau eure Reaktion sollte man öffentlich machen. Ich glaube, da würden sich noch andere Menschen anschließen. Vielleicht bringt man damit die Regierung
zum Nachdenken, sofern sie dazu überhaupt noch fähig ist.
Im neuen Gesetzestext heißt es sinngemäß, dass eine Anonymisierung der Daten nur erfolgen muss, wenn es keinen übermäßigen Aufwand bedeutet. Was für ein himmelschreiender Unsinn soll das sein? Welcher übermäßige Aufwand könnte denn damit bitte verbunden sein? Und wenn schon so „vorgesorgt“ wird …
ich habe mich mit dem Thema (das heißt auch mit meiner Frau) befasst und wir finden es schlimm, dass es zu solchen Festlegungen dabei kommt, aus leider einigen schlechten Erfahrungen persönlich mit Ärzten in der Klinik im Besonderen würde ich gerne Einzelnen helfen, aber nicht unter diesen Bedingungen eine Zugriffserklärung abgeben, wir haben uns gegenseitig solche ERklärungen schriftlich verfasst und überlassen damit dem Partner(für den ist es ja auch schwer) die Entscheidung und befreien ihn darin von Druck und Sorge, es ist ein sensibles Thema, welches ich nicht von den beschriebenen Menschen genutzt sehen möchte, KLaus
Lieber Klaus, ganz genau SO sehe ich das auch. Meine Angehörigen kennen meine Einstellung zum Thema und haben es schriftlich. Organisationen, deren Betreiber ich nicht einmal kenne, gebe ich ein solches Einverständnis nicht schriftlich. Allein schon, weil ich ihre tatsächlichen Motive nicht kenne.
Recht hast du. Ich habe das auch vorhin im Radio gehört. Die haben wohl einen an der Waffel. Ich habe gerade eine Patientenverfügung erstellen lassen. Werde mich mal schlau machen, ob die Möglichkeit besteht. Den Organspendeausweis auf die engsten Verwandten zu beschränken. Ich wünsche dir schöne und sonnige Pfingsttage. L.G. Ludger
Du kannst Deine Organspende-Bereitschaft aus der Patientenverfügung streichen lassen und Deiner Frau einen Organspendeausweis direkt an die Hand geben. Für den Fall der Fälle hat sie dann die Entscheidungsgewalt. Und NUR sie; nicht die Pharmaindustrie.
Unfassbar, was die sich wieder ausdenken. Und vor allem junge Leute ab 16 heranzuziehen, finde ich das allerletzte. Ich habe noch keinen Organspenderausweis und unter diesen Umständen lasse ich da schön die Finger von.
Nun, wer wieder in Schulen um Soldaten wirbt (bei uns stellten die einst einen FIAT G 91 Kampfjet dazu vor die Schule), muss sich im Sinne der finalkapitalistischen Vereinigung FDP auch um die „Anschlussverwertung“ sorgen. Sei es auch nur für Einzelteile der Umsorgten. Hirn für Rösler statt Hirnis….Venceremos!
Warum kam mir beim Lesen von „Hirn für Rösler“ sofort „Perlen vor die Säue“ in den Sinn? Hmm … Das verstehe wer will.
„Anschlussverwertung“ ist natürlich hart aber vermutlich nicht so ganz von der Hand zu weisen.
Wer letztendlich gewinnen würde, bliebe abzuwarten. Vermutlich nicht das schnöde Volksvieh.
„Anschlussverwertung“ war ja F*P Sprech zu „Schlecker- Frauen“. Ist aber überall.
Vermutlich ja. Na, die Schlecker-Frauen werden ja jetzt alle Erzieherinnen und dann ist die Welt wieder im Gleichgewicht. Alles kein Problem, wenn man keine sinnvollen Ideen hat.
Ich habe mir damals mit 16 Jahren ein OSA zugelegt. Damals hätte ich es rechtlich noch nicht gedurft. Es war okay, weil meine Eltern es wussten und einverstanden waren.
Im Grunde ist das vermutlich so eine Nummer, wie Wahlrecht ab 16 oder 14: Es geht nur um die Kohle, die damit verdient werden kann, dass es mehr „Probanden“ gibt. Früheres Wahlrecht = mehr Geld in der Parteikasse. Frühere Organspenderbereitschaft = mehr Geld in der Pharmaindustriekasse.
Oh! Letzteres bitte streichen. Ich hatte es geschrieben und noch bevor ich es wieder löschen konnte, hatte ich schon auf „Kommentar absenden“ getickert. Sowas aber auch …
Soll ich es wirklich streichen? :lol: Das ist doch die Wahrheit, ungeschminkt und sonnenklar…
Sowas aber auch… ;-)
Manchmal tippe ich einfach viel zu schnell! ;o) Wenn Du es nicht streichen möchtest, dann lass es einfach stehen. Kein Thema!
Ich lasse es :-)
Okee! ;)
I have always been a donor. But I wrote in the card, „You might think twice about the liver.“
You’re joking! ;)
Von mir bekommt keiner was. Und auf diese Art und Weise schon mal gar nicht.
Aber mal im Ernst. Ich habe einmal mitbekommen, was da alles in Gang gesetzt wird, wenn es denn zu einer Organspende kommt. Ich selbst fand das alles furchtbar und habe mich damit gegen eine Organspende entschieden. Nein, ich könnte das auch für keinen meiner Lieben entscheiden. Dazu bin ich zu sensibel.
Die Organisation, die nun durch die neue Gesetzgebung noch mehr unkontrollierte Kompetenzen bekommt, stand bereits im Ruf, mit Oranen zu schachern. Ohne dass die sehr (!) genau unter die Lupe genommen werden, halte ich es für unverantwortlich, denen noch mehr „Rechte“ einzuräumen.
Zitat zum bedenklichen Teil/ nochmal die Quelle http://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/organspende-warum-das-transplantationsgesetz-nicht-hilft-a-834941.html
„…Zum anderen lockert das Gesetz mit einer Forschungsklausel auf verantwortungslose Weise den Datenschutz: Ärzte dürfen demnach Daten von Spendern und Empfängern zu Forschungszwecken freigeben – sogar an Pharmafirmen. Eine Zustimmung der Betroffenen ist dafür nicht zwingend erforderlich. Zwar verfolgt das Bundesgesundheitsministerium (BMG) das hehre Ziel, durch bessere Forschung vor allem Transplantierten zu dienen. Doch der Zweck heiligt nicht die Mittel: Es handelt sich um hochsensible Daten, die Auskunft über Infektionen wie HIV oder Hepatitis oder über Tumoren geben und daher in höchstem Maße geschützt werden sollten. Wer Organe spenden will, muss Vertrauen haben in die Transplantationsmedizin – der Bundestag hat hier den Holzpfad beschritten….“
Hallöchen in die Runde,
also ich habe einen Spenderausweis, aber unter diesen Umständen werde ich das nicht nur publik machen, sondern auch nochmal meine eigene Entscheidung überdenken.
Was soll das ? Wer kann sich nur so einen Schwachsinn ausdenken.
Danke, lieber Gokui, dass Du diesen Absatz noch gepostet hast. Ich wollte ihn erst noch in meinem Beitrag nachtragen aber da waren schon Kommentare erfolgt.
Auf Befragen durch Ärzte oder Krankenkasse werde ich zukünftig mit „Nein!“ antworten. Meine engsten Angehörigen kennen meine Einstellung. Das reicht.
gestatte bitte einen Gruß hier von mir verbunden mit den besten Wünschen für die Woche, KLaus
Danke Klaus, Gleiches für Dich von mir.
Das Thema beobachte ich ebenfalls äußerst kritisch! Und nicht nur das. Der medizinische Markt ist wieder arg in Bewegung. Neue Gesetze hier, ein paar Änderungen da… nee du. Transparenz sieht anders aus!
Das ist auch für mich genau der Punkt: Es wird alles immer undurchsichtiger. Diejenigen, die es durchpauken, werden vermutlich wissen, warum. Aber die Hintergründe zu erkennen ist für alle anderen fast unmöglich. Was dieser neuerliche Unsinn tatsächlich bezwecken soll … will ich vermutlich lieber gar nicht wissen.
Die Hintergründe lassen sich in Heller & Pfennig auszahlen. Das glaub‘ mal!
Das glaube ich unbesehen, oh ja!