Auf mehrfachen, ausdrücklichen Wunsch einer
einzelnen Dame neu datiert und eingestellt! ;)
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Ein kühler Wind auf meiner Haut.
Hier stehe ich nun. Vor ihr. Der Wind weht mir Haarsträhnen in die Augen. Weine ich deshalb? Ich weiß es nicht. Es ist so ruhig um mich herum. Sie ist so ruhig. Anders, als die letzten Male, wenn sie zu mir kam. Anders als ich es erwartet hatte nach unseren letzten …
Wie soll ich es nennen?
… Treffen?
Tränen fließen mir die Wangen runter. Es ist der Wind. Ganz sicher.
Wie soll ich mich verhalten? Was soll ich sagen? Erwartet sie, dass ich mit ihr spreche? So, wie sie die letzten Male mit mir gesprochen hat? Und so, wie ich ihr wortlos zugehört habe … schwebend zwischen Bewusstsein und Traum. Würde ich nun mit ihr sprechen, bliebe ihr in dieser Situation nichts anderes, als mir gleiches Schweigen entgegen zu bringen.
Wie ich es tat.
Die letzten Male.
Vielleicht würde sie irgendwann später antworten.
Dieser Wind. Er ist heftiger als sonst. Heftiger als in den letzten Monaten, wenn wir uns sahen. Sonst war es eher ein Hauch. Eine fast schon angenehme Kühle auf meinem Gesicht. Nachts. Wenn sie zu mir kam. Sie streichelte mein Gesicht. Meinen Körper, wenn ich mich wieder frei gestrampelt hatte. Im Schlaf. Sie streichelte mich mit dieser Kühle … sprach mit mir; stellte Fragen. Ich hatte keine Antworten. Vielleicht kam sie deshalb immer wieder. Braucht sie Antwort?
Von mir?
Ich habe keine.
Heute Nacht würde ich keine Kerzen anzünden. Sonst tat ich es manchmal. Doch meist löschte sie sie aus, noch bevor ich erwachte. Sollte ich sie nicht sehen, wenn sie bei mir war? Ich hörte ihre Worte und ich sah sie auch. Ich fühlte sie … die Kälte die von ihr ausging. Nur dass sie mich seit einem Jahr nicht mehr frösteln ließ.
Sie hat kein Heim mehr und dieser Ort, an dem ich nun stehe, ist es offensichtlich auch nicht. Suchte sie bei mir ihr Heim? Warum sonst sucht sie mich so oft auf? Was verspricht sie sich davon? Glaubt sie, bei mir etwas Bestimmtes zu finden? Weiß sie nicht längst, dass ich es ihr nicht geben kann. Sie muss doch jetzt alles wissen. Jetzt, wo sie hier ist.
So still.
So …
… kalt.
Ich will gehen. Ein unangenehmes Gefühl durchfährt mich. Ohne Fluchtgedanken. Nur so. Ich will weg. Und doch glaube ich zu fühlen, dass sie mich mit einer Schuldigkeit zu fesseln versucht, die mich zwingt zu bleiben. Eine Schuld, die ich nicht zu tilgen im Stande sein werde.
Niemals.
Eine Schuld, die es überhaupt nicht gibt.
Nicht so.
Sie will nicht mehr allein sein. Doch das ist sie bereits seit Jahren. Und ich kann nichts für sie tun, außer sie hin und wieder zu besuchen.
Vielleicht.
Hier.
Wenn sie nicht zu mir kommt.
Wie ein kühler Wind auf meiner Haut.
© marmonemi [2003] / skriptum
Wie schön – roter Granit? GLG Leonie
Dankeschön! ☺
Grabsteine sind häufig aus rotem Granit gearbeitet.
Oh! schön sollte sich nicht auf einen Grabstein, sondern auf das, was Du geschrieben hast, beziehen.
Das hatte ich auch so verstanden, liebe Leonie! Nur Dein Fragezeichen hatte mich nachdenklich gemacht.
Das mit der SCHULD sehr schön geschrieben…..ich nehme auch keine SCHULD auf mich,die andere verSUCHE(n)mir einzuREDE(n)…LG ANDREA:))
Es geht eher um Hilflosigkeit, die ja viele Facetten haben kann. Auch gefühlte Schuld, klar.
HILFElosigkeit..ich schick dir mal übe EMAIL was ich jetzt verfasst habe über meine MUTTER..mache jetzt PAUSE komme erscheine nachher ….nochmals…hihi…
Das ist wirklich Hammer harter Tobac, liebe Andrea! Ich habe mir alles angesehen und bin sprachlos. Mit all dem muss man ja erstmal seinen Weg finden, um zumindest damit umgehen zu können. Das war sicher unglaublich schwer … und ist es noch. Beides! Ich drücke Dir die Daumen, dass Du nie verzagen wirst und das alles irgendwie aushältst. Bestenfalls findest Du mit Deinem liebsten aller Ehemänner einen Weg für Euch. Das wünsche ich Dir/Euch von Herzen! ♥
Liebe SKRYPTORIA:)))
Genau so wie du es beschrieben hast…konnte ich es nicht besser wiederGEBE(n)und wenn du mal von der ganzen FAMILIE mit Schei…..beschmissen worden bist…dann staune ich selbst noch über mich…wie ich das so ALLes in meiner Gegenwärtigen SITUATION so ALLes WEGpacke…ich packe weg,dennoch sitzt der SCHMERZ zu TIEF du kannst an ein NEUes LEBEN nicht mehr anknüpfen so TIEF sitzt dieser SCHMERZ…alles andere wäre ein sich jeden TAG auf ´s NEUe zu betrügen mit seinen GeDANKE(n)es wird ALLes gut..zuviel habe ich einstecken müßen…und ich bin nicht mehr der der ich einmal war….das bin ich schon seit JAHRE(n)nicht mehr,und obwohl die SONNE heute scheint…bin ich den TRÄNE(n)nahe denn du hast mir aus der SEELE gesprochen….ich danke dir das du mir zugehört hast..wenns auch keiner von meiner Sippschaft so tut…es ist schön die im weiten UNIVERSUM dich gefunden zu haben…Und ich denke sehr oft an meinem VATER der mir so ähnlich war…..so wie ich auch zu ihm oft in die GEISTige WELT in GeDANKE(n)fahre….so ist es auch das ich TIEF in meinem HERZen seine WÄRME spüre die ich bei meiner MUTTER nie gefunden habe……erholen liebe SKRYPTORIA werde ich mich davon nicht mehr…bzw…WIR…es ist zuviel passiert…ich werde lernen jeden TAG damit umzuGEHE(n)und meinen WEG durch dieses LABYRINTH der Schei…..zu gehen anders kann ich es nicht ausdrücken,und bei WP kann ich mich ein bissel davon ablenken…so blogge ich….und blogge ich und habe nette MENSCHen gefunden das ist doch auch schon was…..hoffe es doch zumindest das es so ist????Ja meine LIEBE ich könnte immer so weiter schreiben doch es bringt in der wirklichen SITUATION nur wenig Linderung auch reagiere ich schon FEINstofflich auf KÖRPERlicher EBENE,denn meine MUTTER hat mir sehr viel schlechtes gewünscht…darauf möchte ich hier lieber nix einGEHE(n)du merkst ich schreibe das sehr entnüchternd…doch TIEF in meiner SEELE fühle ich den SCHMERZ bis in die GEISTige WELT meines VATER(s)…der ähnlich wie ich gefühlt hat….
Es gibt Situationen zwischen Himmel und Erde, die sich niemand vorstellen kann, der es nicht selbst erlebt hat. Sie sind so schwer zu tragen, dass es fast schon ein Wunder ist, dass solche gebeutelten Menschen noch aufrecht gehen können. Und doch, muss es weitergehen, zumindest solange man noch die Kraft dazu findet.
Ja,und wie es weiter geht…hihihi…
Wie ich Dich einschätze, wirst Du das Beste daraus machen, was Dir möglich ist. ☼
es berührt mich sehr, aber es klingt echt nach Schuldgefühlen, wer soll das aushalten, etwa du?
Alles Gute, Klaus
Da gibt es nichts auszuhalten, lieber Klaus. Die Botschaft ist eher, dass mit dem Tod nicht zwingend alles zu Ende ist. So oder so und manchmal auch ganz anders.
macht nachdenklich… Toll!
Freut mich, danke. Nachdenklich machen sollte es auch. ☺
Toll geschrieben. Eine Geschichte die nachdenklich stimmt. Hast du klasse gemacht. L.G. Ludger
Dankeschön, liebe Ludger! Das war Gefühlskino pur. Die Worte flossen einfach, ohne viel darüber nachzudenken.
Der Text/ das Gedicht (?) ist wie ein Film für mich.
Du kennst das auch, lieber Alex? Es ist seltsam und im wahrsten Sinne des Wortes eigen_artig. Und doch ist es ein Teil in jedem von uns. Nur dass es nicht jeder Mensch wahrnehmen kann.
Ja und nein – seltsam ? Ich weiß nicht. Nur weil man Dinge sieht wie in einem Film, muß dies nicht seltsam sein. Vielleicht fehlt vielen Menschen nur dieses Gespühr.
( Vielleicht ist es ihnen nur im Konsumwahn untergegangen. )
Es gibt Momenet in meinen Leben, die wiederholen sich immer wieder. manchmal ist es so, als das ich sie erneut erlebe. Oft im Traum. Ich wache dann auf und denke es war real, bin oft noch lange davon erfasst.
Inzwischen habe ich mich auch damit abgefunden das es so ist. Ändern werde ich es sowieso nicht.
Klar ist mir aber auch, daß das menschliche Bewustsein ganz anders funktioniert, als es uns „begebracht“ wurde.
Oh ja, insbesondere Deinem Schlusssatz kann ich mich sehr gern anschließen. Letztendlich ist es vermutlich eine Frage des zulassen Könnens. Manche möchten es, können aber nicht. Andere könnten, wollen es aber nicht. Es ist ein schwieriges Thema, zu dem wohl jeder Mensch seinen ganz eigenen, subjektiven Zugang finden muss.
ein Text, den Du vor vielen Jahren geschrieben hast und doch wirkt er sehr zeitlos, als wären die Gedanken darum Dir nie fremd geworden, als wäre Dir alles noch sehr bewußt… manchmal geraten sie ein wenig in den Hintergrund, durch anderes, was sich vordrängt, Raum braucht, doch dann kommt wieder Zeit dafür, vielleicht, wenn die Linden zu blühen beginnen…
Einen lieben Gruß zum Sonntag
Die Gedanken sind mir nie fremd geworden, liebe Bruni, das siehst Du absolut richtig! Die Umstände haben sich mittlerweile beruhigt aber die Erinnerung daran bleibt.
„vielleicht, wenn die Linden zu blühen beginnen…“ sind zauberhafte Worte, gerade in diesem Zusammenhang! ♥
berührender und schöner winderde-text…
Dankeschön, lieber Finbar. ☼
Sehr schön und berührend hast du das geschrieben.
Ich habe es zweimal gelesen. Beim ersten Mal neugierig, was da kommt und beim zweiten Mal mit Ruhe. :-)
Sehr schön.
Liebe Grüße,
Martina
Ich selbst lese es auch ab und zu gern nochmal. Die Erinnerungen sind etwas unheimlich und doch bleiben sie schön! ☼
Freut mich, dass es Dir gefällt, danke!
Sehr schön und sehr berührend. Um in diese Welt eintauchen zu können, erfordert es Feinfühligkeit und Offenheit. Wer sich nicht öffnen kann, kann so zarte Bande nicht wahrnehmen. Nicht einmal einen Hauch davon ;o)
Das ist vermutlich so, ja!
Manchmal ist vielleicht auch einfach die Scheu zu groß, solche Wahrnehmungen zuzulassen.
Schlimmstenfalls, weil ja die Nachbarn denken könnten … *brrr
Ach du, die müssen ja auch nicht alles wissen. Findest du nicht auch?! ;o)
Meine bestimmt nicht. Und falls doch, interessiert es mich ehrlich gesagt gerade mal knapp unter wenig! ;)
Komisch?! Geht mir auch so *ggg
Komisch? Dann lach doch! ;o)
Danke für diesen wunderschönen Text, der viele Erinnerungen an genau diese Gedanken und Gefühle weckte.
Das freut mich, liebe Frau Hilde!
Es gibt offenbar viel mehr Menschen, die dererlei wahrnehmen können, als man häufig denkt. Dabei hat es doch meist gar nichts Beängstigendes.
Meist nicht; aber ich denke, dass viele Menschen im „normalen“ Alltag die Gedanken verdrängen können, sie sich auf dem Friedhof dann unweigerlich doch einstellen. Oder vielleicht sind es auch Gefühle, die man sich selbst nicht zugestehen möchte, wie Zorn oder so etwas.
Das mag auch sein, ja. Dennoch kann man Gefühle nicht abstellen. Man kann sie eine gewisse Zeit verdrängen, weg sind sie dadurch jedoch nicht.
○ Berürend
○ Gänsehaut
○ Gedanken
Danke dir…♥
Dankeschön, liebe Elke! Ich hoffe, es ist nichts beängstigendes, was Dich bewegt!
[…] mit dem alter vergeht vieles das alter macht klar wie vergänglich jenes ist woran wir glaubten es schafft jenen raum für das was wichtig ist was uns wichtig ist die liebe das ich das sehen […]
Das sind wunderbare Worte, lieber Alex. Atemberaubend schön und doch mit so viel Luft zum Atmen versehen. Schön!
Wow!
Mit dem Tod bin ich ja dauernd in Berührung (Hospizarbeit und Trauerbegleiterin) und ich schreibe auch oft Texte dazu. Meist zum trösten.
Dein Text hat mich sofort berührt und ich empfinde es als würde er dich mir ein Stück näher bringen.
Wirklich wunderbar beschrieben und so friedlich.
Naja, meine Empfindung eben, kann ja sein das du es anderes meinst.
Immerhin ist Geschriebenes ohne Betonung, oft eben auch unterschiedlich empfunden ♥
Aber nochmal kurzum, einfach toll.
Ganz herzliche Grüße lass ich hier Barbara
Ich meine es nicht anders, liebe Barbara. Genau so habe ich es empfunden und wenige Stunden später niedergeschrieben. Dennoch steht es natürlich jedem frei, seine eigenen Empfindungen zu den Worten zu fühlen, zu entwickeln. Natürlich. Kaum etwas unterliegt mehr Subjektivität, als solche Erzählungen. Für Gefühle gibt es keine Regeln, nur Intensitäten. Und selbst die passen in kein Schema.
Vielen Dank für Deine lieben Worte! ☼
♥
ein wunderschönes Wochenende wünsche ich dir, mache es gut, Klaus
Dankeschön, lieber Klaus, gleichfalls! ☺
Sehr schöne aber auch traurige Worte! Zutiefst berührend und Danke für das teilen der sehr sehr tiefen Sensibilität!
Sehr gern und danke für Dein Feingefühl zu meinen Worten!
[…] meine Großmutter väterlicherseits Geburtstag gehabt. Diejenige, die ich in meiner Geschichte „Roter Granit“ im Jahr 2003 an ihrem Grab „besucht“ hatte, nachdem sie ein Jahr lang mehrfach nachts „bei […]