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„Mama, wie hießen die heiligen drei Könige?“ Mein Kopf drehte sich langsam in Richtung dieser Kinderstimme. Ein kleiner Junge, der seine Mutter erwartungsvoll ansah. Sie wusste keine Antwort; der Lütte schon und so informierte er sie grinsend mit „Mönsch Mama, das waren doch Caspar, Melchior und Balthasar!“ Die Mutter war mehr erleichtert als begeistert, dass die Antwort so prompt gekommen war. Auf die Frage, ob sie selbst bereits gelebt habe, als Jesus geboren wurde, antwortete sie somit locker-flockig mit „nein“, klamüserte ihm kurzweilig auseinander, dass wir nun im Jahr 2010 sind und seit Jesus Geburt gezählt würde. Also wäre im nächsten Jahr das Jahr 2011 nach Jesus. Danach lehnte sie sich entspannt lächelnd zurück.

Aber der Lütte legte sofort nach mit der Frage, warum Jesus ans Kreuz genagelt wurde …

Stille. Keiner der umsitzenden Fahrgäste in dieser, aufgrund der Feierabendzeit eher an einen Schlafwagen denn an Entertainment pur erinnernden, Bahn sagte auch nur irgendwas. Auf mindestens jedem zweiten Platz verkniff sich jemand ein Grinsen bis lautes Lachen aber sagen sagte keiner was. Der auf dieser Mutter in dem Moment lastende Druck muss unerträglich gewesen sein. Denn sie wusste die Antwort nicht.

Ich war versucht einzuspringen mit der Bemerkung, dass Jesus die Schuld aller Menschen auf sich genommen hat und er deshalb gekreuzigt wurde, war mir aber nicht völlig sicher, dass es so war und hatte außerdem schlicht Angst vor dem sich erfahrungsgemäß obligatorisch anschließenden „Warum?“ des Jungen. Denn darauf hätte ich dann garantiert überhaupt keine Antwort gehabt.

Es folgten einige Fragen auf die ich zwar Ideen aber keine sicheren Antworten hatte und der Wunsch, selbst Mutter zu werden zeigte plötzlich seine ganz natürlichen Grenzen des Wollens. Ich beneidete diese Mutter nicht!

Der Knirps drehte und wendete in seinen Händen eine kleine Box. Etwas größer als eine Streichholz-Schachtel aber gleiches Prinzip. Sie war außen braun angemalt und die Lade war etwas heraus gezogen. Aus dieser Öffnung lugte eine kleine Styropor-Kugel, die mittels zweier Punkte und Striche zu einem Gesicht mutiert war. „Mama?! Sie zuckte nur noch. „Mama, sag doch mal!“ Sie drehte etwas ängstlich ihr Gesicht in Richtung Junior und fragte ihn nach dem „Was?“

„Mama, wie findest Du meinen Jesus?“ Sie fand ihn toll. Natürlich. Punkte machen war wohl in dieser Situation die einzige, wirkliche Chance, die sie überhaupt hatte. „Wirklich GANZ, GANZ toll hast Du das gemacht!“ log sie … offensichtlich. Denn ihr Blick auf die Zuhörer verriet die Entschuldigung für diese Antwort. Somit schien Jesus auch abgehakt.

Nun beschäftigte den Jungen die Frage nach Josef und Maria. Ich muss gestehen, dass in mir die Spannung zum Zerbersten wuchs. In der Mutter offensichtlich auch. Sie versuchte, ihren Sohn mit allen möglichen Themen abzulenken doch er blieb stur. Als er wissen wollte, warum es „Jungfrau Maria“ heißt, lehnte ICH mich in gespannter Entspanntheit lächelnd zurück und harrte. Doch leider, leider: In dem Moment stiegen beide aus.

AUSGERECHNET IN DIESEM MOMENT?

Die Antwort … oder überhaupt eine Reaktion darauf … hätte ich zu gern mitbekommen. Immerhin ist der Lütte schätzungsweise im Vorschul- oder Schulalter. Somit dürfte in absehbarer Zeit das Thema „Blümchen und Bienchen“ abgehakt sein um sinnvoller Weise durch echte Aufklärung abgelöst zu werden. Und wie sinnig ist es, einem Kind in diesem Alter noch zu erklären, dass die Bibel behauptet, eine Jungfrau habe Jesus geboren?

Mensch, ich war so gespannt. DIE Antwort hätte ich zu gern noch gehört!

© skriptum


Allen meinen hiesigen Lieben wünsche ich einen verzaubert schönen Heiligabend! Den nicht Hiesigen wünsche ich ihn nachher persönlich! ;o)

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Es ist kein Geheimnis, dass ich weder von der Kirche noch von allzu eingefahrenen oder massiv fordernden und bestimmen wollenden Glaubensrichtungen auch nur irgendwas halte. Davon abgesehen stelle ich jedoch keine „höhere Macht“ in Frage. Gar keine. Egal, ob sie Gott, Buddha, Allah oder wie auch immer genannt wird. Gerade deshalb bin ich der Überzeugung, dass es keinesfalls „Gott gewollt“ sein kann, wenn Altäre vergoldet und „Gotteshäuser“ bis in die Kuppeln verprunkt werden, solange es auf dieser Welt Menschen gibt, die verhungern und erfrieren. So pervers kann weder Gott noch jede andere „höhere Macht“ drauf sein. Mit der Bibel und ihren immer neuen, fähnchengleich in die Welt geklatschten Interpretationen, fange ich jetzt lieber gar nicht erst an.

Losgelöst von all dem:

Frau Dr. Margot Käßmann habe ich über viele Jahre als eine Frau erlebt, die nicht nur absolut integer und geradlinig, sondern ein wahres Aushängeschild für die Institution Kirche ist. Sie ist charmant und eine der größten Sympathieträgerinnen für die Kirche und sowieso. Wenn die Kirche überhaupt noch zu retten ist, braucht es m. E. Menschen wie Frau Käßmann!

Dass ein so wertvoller Mensch, der immer mit aller Menschlichkeit für Menschlichkeit eingetreten ist, scheitert, weil ihm etwas (fraglos sehr Bedauerliches und definitiv nicht Gutes aber dennoch) rein Menschliches passiert, ist in sich dermaßen paradox, dass ich die Vorkommnisse der letzten Tage erstmal ganz in Ruhe in mir sortieren muss(te).

Als nun gestern die Nachricht über den Äther quoll, dass Margot Käßmann von ihren hohen Kirchenämtern zurück tritt, überraschte es mich zwar nicht (nichts Anderes war von dieser konsequenten und wahren Grand Dame realistisch betrachtet zu erwarten), aber es enttäuschte mich doch irgendwie. Zumindest hätte ich es mir anders gewünscht.

Dennoch … verstehen kann ich es: Sicher hätte es Jahrzehnte lang immer wieder jemanden gegeben, der ihr diese Vorkommnisse unter die Nase gerieben hätte. Ein einziger Fehltritt wäre somit ständiger Anlass geworden, jede ihrer Äußerungen in Zweifel zu ziehen. Auf eine solche Nummer könnte ich auch gut verzichten.

Margot Käßmann hat vor ein paar Jahren eine schwere Krebserkrankung überstanden. Nach ein paar weiteren Monaten ließ sie sich von ihrem langjährigen Ehemann scheiden. Die Mutter von vier Kindern stand sofort in der Kritik der Kirche. Über ihren Ausschluss wurde alles andere als leise nachgedacht, da sie als geschiedene Frau angeblich keinesfalls für den kirchlichen Gedanken von Ehe und Familie eintreten könne. Was für ein Unsinn!

Hieße es nicht, wenn man diesen Gedanken weiter führt, dass man die katholische Kirche komplett dem Erdboden gleich machen müsste? Die dürfen ja nicht einmal pimpern, elaborieren aber permanent über den Gebrauch bzw. das Verbot von Kondomen. Stellen also Regeln für Spielchen auf, für die sie sich selbst gesperrt haben. Wo ist dabei der Sinn?

Es kam anders und Frau Käßmann blieb im Amt. Mehr noch: Sie wurde neben ihrer Funktion als Hannoversche Landesbischöfin auch noch zur EKD-Ratsvorsitzenden ernannt. Damals wie auch in den letzten Tagen haben ihr sowohl die EKD als auch viele Hannoveraner und Menschen, weit über die Grenzen Hannovers hinweg, ihre unbedingte Sympathie ausgesprochen.

Frau Käßmann hatte ihren Fehler der Trunkenheitsfahrt sofort eingeräumt und sich entschuldigt. Das allein ist schon wesentlich mehr und größer, als es viele andere „Größen“ des öffentlichen Lebens je hinbekommen werden. Und sie wird auch sicher die aus ihrer Tat resultierenden Konsequenzen ohne murren tragen.

Ich hätte mir gewünscht, dass Frau Käßmann ihre Ämter weiter ausfüllt. Aber ich kann durchaus verstehen, dass sie für sich einen anderen Weg gewählt hat und akzeptiere diesen natürlich. Ich wünsche mir, dass sie weiterhin für das eintritt, wofür sie seit Jahrzehnten gekämpft, sich eingesetzt und bei weitem nicht nur meinen Respekt verdient hat. Fraglos wird sie es weiterhin tun. Die Frage ist nur, ob ihr auch zukünftig ebenso viel Gehör zuteil werden wird, wie bisher.

Und das … Ja, das wünsche ich ihr! Und von ganzem Herzen alles Gute!

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