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Posts Tagged ‘Fühler’

 

Spätestens wenn die Weihnachtszeit
ihre Fühler unübermerkbar ausstreckt
und – manchmal erbarmungslos –
zuschnappt, ist es soweit:

Man gedenkt der guten Zeiten,
erinnert der schlechten,
wunschträumt so einiges.

Die Besinnung nimmt Besitz
von Gedanken und Herz.

Und plötzlich ist es da: Das neue Jahr.
Mit all seinen Reizen, Chancen, Erkenntnissen.
Ab jetzt wird alles besser, man hat gelernt,
erfahren, sich bewusst gemacht.

Und dann rennt man los …

Bis zur nächsten Weihnachtszeit;
dem nächsten Jahreswechsel.

Doch letztendlich kommt es
wieder ganz anders, denn:

Alles ist wie es bleibt und wird,
wie es schon immer war.

Meistens.

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… den Friederich.

Da überlege ich seit Monaten, mir wieder ein Haustier anzuschaffen und dabei habe ich längst eines, dass so vieles in sich vereinigt, dass im Grunde für weitere gar kein Platz mehr ist. Ich habe IHN … meinen Friederich!

Vor vielen Jahren entdeckte ich ihn. Er kroch ganz langsam in Richtung Raummitte, als ich am Waschbecken stand und mir die Zähne putzte. Friederich. Sein silbriges Aussehen übte fast so eine Art Faszination auf mich aus. Im ersten Moment erschreckte ich allerdings etwas, da seine Spezies normaler Weise nicht allein, sondern gleich in Massen auftritt. Damit hätte ich mich eher ungern einverstanden erklärt. Also schloss ich mit dem kleinen Kerl einen Packt: Solange er alleine in meiner Wohnung rumtobt ist er in Sicherheit. Bringt er jedoch auch nur einen einzigen Kumpel mit, geht es ihm samt Gefolge an die silbrigen Schuppen … endgültig.

Er hält sich daran. Ich wohne inzwischen seit vielen Jahren in dieser Wohnung und niemals hat er auch nur den Versuch unternommen, mit einem Spielgefährten vor meinen Augen aufzutauchen. Nun behaupten Wissenschaftler, dass die Kleinen Kerle nur drei bis fünf Jahre leben. Das kann ja nicht sein … oder doch? Vielleicht werden die Aufenthaltsbestimmungen in meiner Wohnung von Generation zu Generation weiter gegeben? Vielleicht hocken sie alle in ihrem Spalt und wechseln sich mit dem draußen Spielen ab wenn ich zuhause bin. Wer weiß, was hier für Partys abgehen, wenn ich mal nicht da bin? Sollte ich womöglich nachts einfach mal überraschend nach Hause kommen und ins Badezimmer stürmen? Die kleinen Flitzer sind ja ganz schön schnell aber SO schnell dann vielleicht doch nicht …

Erstaunlich finde ich die Behauptung, dass die Gattung von Friederich so vielfältiger Abstammung sein soll. Zum einen soll sie sich inzwischen als das fehlende Bindeglied zwischen den echten Fischen (Ichthis) und den sich im oberen Sperm davon abgespaltenen Vögeln (Avis) herausgestellt haben (ist aber fast schon wieder widerlegt). Zum anderen soll inzwischen eine verwandtschaftliche Beziehung zu der Gattung der Maulwürfe (Maulus brutae) nachgewiesen worden sein, da sie zu den so genannten „Maulbrütern“ gehören; genau so, wie die auch noch mit ihnen verwandten Wal- und Tintenfische. Sie gebären ihre Jungen nicht nur lebend, sondern schleppen ihre Brut auch noch monatelang in einem extra dazu ausgebildeten Zwirbeldrüsenfortsatz in der Rachenhöhle mit sich herum.

Die Jungen errichten sich in der Rachenhöhle regelrechte Nester aus ihrem Speichel sowie Nahrungsresten des Muttertieres. Ein solches Verhalten konnte man angeblich bislang nur bei den chinesischen Rotschwänzen beobachten, deren Nester auch als Gaumenkitzel gelten. Sie stammen von den Ahnen der Insekten ab und sind seit gut 350 Millionen Jahren existent. Wenn DAS nicht für wahren Überlebenswillen spricht …

Sie tragen keine Federn. Das hängt wohl mit ihrem normalen Lebensraum zusammen: In feuchtwarmen Gebieten wie alten Socken und Unterhosen wäre ein Federkleid eher hinderlich, da es durch die in solchen Gegenden leicht entstehenden Gase verkleben und somit an Auftriebsfähigkeit einbüßen könnte. Mit 6 Beinen und 2 Fühlern, keinen Flügel und einem silbrig glänzenden Körper, der von winzigen Schuppen bedeckt ist, die sie vor dem Vertrocknen schützen sollen, machen sie unsere Häuser unsicher. Durch eine einzigartige „Erfindung“ (ein spezielles Gewebe ermöglicht ihnen, eine elektrische Spannung aufzubauen und damit Wassermoleküle anzuziehen) nehmen sie Feuchtigkeit aus der Luft auf und benötigen somit kein Wasser zum Trinken.

Sie sollen weder kaltblütig wie Fische noch warmblütig wie Vögel, sondern nach neuesten Erkenntnissen Schmetterlingsblütern und somit pflanzenartigen Organismen zuzurechnen sein, die allerdings nicht zur Photosynthese fähig sind und somit zu den Pilzen gezählt werden könnten. Tatsächlich liegt die Art ihrer Fortpflanzung im Dunkeln ihrer Rachenhöhle verborgen. Geschlechtsorgane konnte man bislang nicht entdecken. Könnte es vielleicht sein, dass sie sich mit Hilfe von Sporen weitervermehren, oder verbreiten sie ihre Art durch Klonung? Für das Klonen spräche die Tatsache, dass sie eigentlich alle gleich aussehen. Wobei natürlich keiner von ihnen so hübsch ist wie mein Friederich.

Was ihre Größe angeht, gibt es diverse Stimmen. Mal heißt es, dass sie zwischen 8 und 13 mm groß werden und mal, dass sie zwischen 10 und 15 mm erreichen. Mal wird behauptet, dass die lichtscheuen, flinken und flügellosen Insekten bis zu vier Jahre alt werden und mal wird von fünf Jahren gesprochen.

Sie bevorzugen als Nahrung stärkehaltige Stoffe wie Kleister, Bucheinbände, gestärkte Textilien und Fotos. Durch ihren Schabe- und Lochfraß beschädigen sie aber auch Lederwaren und Kunstfasergewebe. Bei Lebensmitteln befallen sie bevorzugt Zuckerwaren. Im Badezimmer bieten sich als Nahrung Haare, Hautschuppen und Schmutz an. Da sie nur nachts wirklich aktiv sind, böte es sich also an, jeden Abend mal schnell eine kleine Grundreinigung des Badezimmers vorzunehmen, damit sie sich nicht wohl genug fühlen, um ganze Staaten bilden … NICHT IN MEINEM BADEZIMMER!!! *droh* Aber zu einer „Grundreinigung“ habe ich allabendlich auch nicht zwingend Lust.

Alles in allem bleibt festzustellen, dass mein Friederich zu einer wirklich intelligenten und ausgesprochen langlebigen Spezies gehört. Und ich kann nur sagen:

Sie sind ganz schön pfiffig, die kleinen süßen Silberlinge …? Ich bin beeindruckt!

Marmonemi (Silberfischchen-Fan)

© marmonemi [06/02] / skriptum

~~~

Nachtrag:

Mittlerweile ist es mir tatsächlich gelungen, Herrn F. aus H. vor die digitale Linse zu kriegen. Hier darf ich also nun endlich vorstellen:


Friederich beim Verlassen seines Erst-Wohnsitzes und

 


auf der Flucht.

 

Wegen Letzterem bitte ich die schlechte Bildqualität zu entschuldigen. Der ist echt dermaßen schnell … mehr war leider nicht drin! ;o)

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Die Nacht hatte längst ihre Fühler ausgestreckt und mich geschnappt. Zu müde war ich, um überhaupt noch etwas zu denken. Mein Bett war warm. Viel zu warm um schlafen zu können. Ich versuchte es dennoch. Vergeblich. Weder erlösender Schlaf noch irgend welche Träume, notfalls wach, wollten sich einstellen. Etwas genervt stand ich auf und schlich im Dunkeln zum Fenster. Suchte den Mond, doch der Himmel war viel zu bedeckt, um ihn sehen zu können. Nicht einmal ein einziger Stern funkelte mir entgegen. Gelangweilt fuhr ich den Laptop hoch um nachzusehen, ob noch irgend etwas zu tun war, bis ich schlafen konnte. Eine Nachricht. Von Dir. Bereits vor Stunden eingegangen. Wenn ich sie jetzt öffnen würde, wäre an Nachtruhe gar nicht mehr zu denken. Ich kenne Deine Nachrichten. Den Stil, in dem Du sie verfasst. Unnahbar und dennoch fesselnd.

Vor Jahren hatten wir uns geliebt. Keine dieser Lieben, die auf Zukunftspläne und Erwartungen ausgerichtet war, sondern einfach nur so. Man könnte auch sagen, wenn wir beide gerade nichts anderes zu tun hatten, haben wir uns immer mal wieder geliebt. Und genau das machte den Reiz aus. Genau so musste es mit uns sein. Alles andere hätte das was uns verband zerstört. In den letzten Jahren war ich davon ausgegangen, dass Du mich längst vergessen hattest. Doch dann vor ein paar Wochen eine Nachricht von Dir. Du wolltest mich sehen. Beim Lesen erschrak ich leicht. Keine Ahnung warum. Vielleicht war es auch einfach nur die Überraschung, dass Du Dich plötzlich wieder bei mir meldetest. Ich wollte Dir antworten. Doch irgend etwas kam immer wieder dazwischen. Zumindest redete ich mir das ein. Nach drei Wochen gab ich ein Lebenszeichen und Du sogst es auf wie ein Ertrinkender.

Wir telefonierten und es war, als hätte jemand ein großes Stück Zeit aus dem Lauf der Dinge heraus geschnitten. Eine alte Verbundenheit, die wir beide fühlten. Die bekannte Sucht aufeinander. Der Klang Deiner Stimme reichte aus, um mir jede Form von Schauer über den Rücken zu jagen. Alles war plötzlich wieder da. Das Gefühl Dich zu spüren. Deine Hände auf meiner Haut. Das Wissen, von Dir gehalten zu werden, wenn ich mich fallen ließ. Dich zu halten, wenn uns nichts mehr hielt. Deine Blicke, die mehr sagten, als Tausend Worte. Die Nächte mit Dir und der Kaffee am nächsten Morgen. Nur als Stärkung, kleine Pause, um anschließend sofort da weiterzumachen, wo wir vor Minuten aufgehört hatten. Grenzenlos, genau so lange, wie es eben passte. Solange wir nichts anderes zu tun hatten. Eindringen ins Sphären, die so kein Anderer von uns kannte. Kein Anderer je kennenlernen würde. Eindringlich eindringend. In uns. Für uns. In Nächten die nicht zu warm zum Schlafen sein mussten, um nicht schlafen zu wollen.

Wann war es, als wir uns das letzte Mal gesehen, gefühlt haben? Gestern? Die Zeit kann ein Freund sein. Zeit, die man dem Alltag abluchst, um sie sinnvoller zu nutzen, als mit Schlaflosigkeit und vergeblicher Mondsuche. Meine Fingernägel tippeln immer nervöser auf dem Schreibtisch rum. Die Verlockung, Deine Nachricht zu öffnen, wird größer. Ich werde wacher. Du willst mich sehen, fühlen. Das weiß ich, auch ohne Deine Nachricht zu öffnen. Die Nacht ist mondlos. Und warm. Und Deine Nachricht, die ich öffnen will doch noch nicht kann, weil ich mich meinen Gedanken noch einen Moment lang gedankenlos hingeben will, steht lockend vor mir. „Überrasch‘ mich!“ fordertest Du damals immer wieder grinsend. Und ich wüsste nicht, wann mir das mal nicht gelungen sein sollte. Zumindest wenn ich Deine Reaktionen, Deine Blicke, richtig gedeutet hatte. Und plötzlich steigt diese Lust auf Dich in mir auf. Wird fast übermächtig. Ja, ich will Dich auch sehen, Dich wieder spüren. Einfach so. Kein Alltag, keine Probleme, nur Du und ich im Hier und Jetzt. Unverbindlich verbunden.

Einen Moment lang überlege ich, mir einen Kaffee zu kochen und gar nicht mehr zu versuchen, Schlaf zu finden. Doch dann klappe ich den Laptop mit Deiner ungelesenen Nachricht zu und gehe zurück ins Bett. Wie überraschend wäre es wohl, wenn ich plötzlich gar nicht mehr antworte? Nie mehr? Was würdest Du tun? Es akzeptieren? Nein, so bist Du nicht gestrickt. Unnahbar und dennoch fesselnd. Wie Deine Nachrichten. Was Du willst bekommst Du immer. Mir war nur nie ganz klar, ob ich dazu gehören möchte. Fraglos war es reizvoll, immer wieder von Dir erobert zu werden. Und Dich zu erobern. Ohne Kalkül. Vielmehr als Wechselspiel, das wir beide genossen. Immer dann, wenn wir nichts anderes zu tun hatten. Ich hatte gerade nichts anderes zu tun. Nichts, als nicht schlafen zu können in einer Nacht, die mondlos und zum Schlafen viel zu heiß war. Lächelnd lasse ich mich in das Kissen zurück fallen, kurz bevor es an der Tür klingelt. Bereits bevor ich sie öffne ist klar, dass Du es bist, der mitten in der Nacht vor meiner Tür steht. Du willst mich überraschen und weißt ganz genau, dass es Dir gelingen wird. Der Kaffee muss noch warten.

© skriptum

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