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Posts Tagged ‘Kindheit’

Vor einigen Tagen brach ein Scheißsturm – oder lieber „Shitstorm“ (?) – über Katja Riemann herein, der mich nach wie vor sehr verwundert. Anlass dieser m. E. inzwischen an Verunglimpfung grenzen Nachreden war ihr Auftritt in der sog. Talkshow DAS! im NDR. Da ich den Auslöser dieser Unsäglichkeiten an dem betreffenden Abend nicht gesehen hatte, suchte ich mir bei Youtube das entsprechende Video heraus und schaute die Sendung nachträglich. Ja, tatsächlich ganz. Man tut sich ja sonst kaum was an:

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In mir blieb anschließend jedoch nur eines: Ratlosigkeit darüber, was Katja Riemann falsch gemacht haben soll. War es falsch, einfach ehrlich zu sein? War es falsch, über die teilweise schon fast an Körperverletzung grenzende Oberflächlichkeit mancher Fragen nicht ladylike wortlos milde zu lächeln, sondern Klartext zu servieren? War es falsch, Gefühle zu äußern, beispielsweise weil die Peinlichkeit eines Beitrages mit normal entwickeltem Menschenverstand kaum zu überbieten war?

Gleich am Anfang, direkt bei der ersten Bemerkung des Moderators („blonde Locken“) dachte ich „Was ist das denn für’n Scheiß?“. Das war für mich als Zuschauerin schon unerträglich. Wenn man sich jedoch mit einer Frau wie Katja Riemann auch nur ein wenig beschäftigt, bevor man sie zum Gespräch in eine Sendung einlädt, muss einem klar sein, dass man mit einer solchen Moderations-Führung, und zwar in diesem Fall nahtlos von Anfang bis Ende, nicht einmal in die Nähe eines Blumenpottes kommt, geschweige denn ihn gewinnt.

Ich habe Katja Riemann einfach nur als ehrlich empfunden. Und auch wenn der NDR noch so häufig betont, dass ihr ja im Vorfeld der Ablauf der geplanten Sendung erklärt worden und sie damit einverstanden gewesen sei, denke ich, dass

– es ihr durchaus zustand, genervt zu sein, wenn sich (sofern das tatsächlich so passiert ist; ich war nicht dabei) der Moderator off air wiederholt in einer der Kamera-Scheiben spiegelte und nicht müde wurde zu betonen, wie geil er doch ist oder aussieht. Das kann man witzig finden, muss man aber nicht. Dass Katja Riemann davon vorher tatsächlich gewusst hat, wage ich zu bezweifeln.

– es ihr durchaus zustand, bezüglich eines Beitrages, der über sie und ihre Kindheit zusammen gepfriemelt worden war und den sie vorher ganz offensichtlich nicht gesehen hatte, auf die Frage, wie sie ihn fand, mit „Wahnsinnig peinlich“ zu antworten. Gleiches war mir dreimal durch den Kopf gegangen, während der Beitrag lief und ich wäre fuchsteufelswild geworden, wenn man einen solchen Mist über mich gesendet hätte. Insbesondere, wenn ich vorher nicht einmal die Chance gehabt hätte, der Ausstrahlung zuzustimmen oder sie abzulehnen.

– es ihr durchaus zustand, an Plattheit und Unsinnigkeit kaum zu überbietende Fragen nicht mit aller höchstem Enthusiasmus zu beantworten, sondern einfach möglichst schnell hinter sich bringen zu wollen.

Möglicherweise hätte ich an ihrer Stelle versucht, höflicher zu bleiben. Allerdings hätte ich mich hinterher sicher darüber geärgert. Ehrlicher war allemal Katja Riemann.

Erschwerend hinzu kommt, dass ich mit dem Moderator jahrelang im gleichen Unternehmen gearbeitet habe. Mir ist seine Art des Humors bekannt und es war nie meiner. Er hat sein Publikum und das sei ihm gegönnt, keine Frage. Aber ich konnte nie über seine Späßchen lachen und die Nummer mit dem Spiegeln in den Kamera-Scheiben glaube ich zweifellos, auch ohne dabei gewesen zu sein. Denn genau in dieser Art habe ich ihn jahrelang erlebt. Dass eine Frau wie Katja Riemann sowas bestenfalls bedingt als lustig empfindet, kann ich sehr gut verstehen. Mir wäre das Lachen bereits bei der ersten Frage vergangen; von allen folgenden Katastrophen ganz abgesehen.

Ich mag und schätze Katja Riemann seit sehr vielen Jahren (merkt man in diesem Beitrag kaum, was?!) und bewundere sie unter anderem dafür, dass sie nicht jede noch so dümmliche Frage der Journaille lächelnd und ernsthaft beantwortet, sondern durchaus auch mal reflektiert mit Sätzen wie „Was ist das denn für eine dämliche Frage?“. Sowas müsste viel häufiger passieren. Dann würde vielleicht sogar der eine oder andere Mikrofonschlepper kapieren, dass es Grenzen des guten Geschmacks gibt, die auch bei sog. Promis nicht unterschritten werden sollten. Was dann allerdings passieren kann, ist an diesem Beispiel prächtig zu erkennen: Versuchter medialer Totschlag. Umso mehr ist meines Erachtens die Ehrlichkeit und somit der Mut von Katja Riemann zu bewundern!

Erneut scheint die Masse an TV-Konsumenten und Journaillisten einfach nur einem bereits brennenden, sehr kleinen Licht hinterher zu rennen und in eine längst ausgehöhlte Kerbe zu schlagen. Ist ja auch einfacher, als erstmal nachzudenken und sich dann selbst ein Bild zu machen. Stattdessen wird sich einfach in den sog. Mainstream geschmissen. Ich bin mir allerdings sicher, dass kaum einer derjenigen, die jetzt den Kübel über Katja Riemann auskippen selbst in ihrer Situation hätten sein wollen. Über alles andere wäre ich nämlich glatt noch mehr verwundert!

So, genug gemotzt! ;) Ein schönes Wochenende wünsche ich Euch! *off

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Bei Isa entdeckte ich bereits vor einigen Monaten dieses Stöckchen, das ich mir erstmal „auf Halde“ gelegt hatte. Für ein solches Thema muss ich echt in Stimmung sein. War ich heute. Also los:

 

1. wozu braucht der mensch sowas wie religion und glaube?

Notfalls dazu, um sich an etwas festhalten zu können, was sich genauso wenig erklären lässt, wie die Situation, die zur Religion geführt hat.

2. welchen religiösen einflüssen warst du in der kindheit ausgesetzt?

Evangelischen. Allerdings nie sklavisch oder mit Druck. Ich bin konfirmiert und mit Mitte 20 aus Überzeugung (nicht Geldmangel) aus der Kirche ausgetreten.

3. wie würdest du deinen persönlichen glauben beschreiben (falls vorhanden)?

Wenn ich mich heute auf eine Glaubensrichtung festlegen müsste, würde ich mich für den Buddhismus entscheiden. Als Buddhistin würde ich mich jedoch nicht bezeichnen. Das fände ich anmaßend und dazu muss ich auch noch viel zu viel lernen. Aber beispielsweise die Selbstverantwortung, die den Buddhismus unter anderem auszeichnet, beeindruckt mich wesentlich mehr, als das permanente Drohen bei westlichen Glaubensrichtungen.

4. welche religionen siehst du positiv und warum?

Den Buddhismus. Ich respektiere allerdings jede Glaubensrichtung und Religion, solange sie ehrlich gelebt wird, statt nur eine Art Aushängeschild zu sein, weil es gerade chic ist.

5. welche religionen siehst du negativ und warum?

Jede, die fanatisch ausgeübt wird oder deren Schrift für Straftaten als Rechtfertigung missbraucht wird.

6. ist der glaube etwas rein persönliches oder sollte er öffentlich ausgelebt werden?

Ich habe kein Problem damit, meine Tendenz bekannt zu geben. Öffentlich diskutieren würde ich darüber jedoch nicht. Das bleibt bei mir. Aber wie so oft: Jeder wie er will.

7. hilft oder schadet es kindern, wenn man sie religiös erzieht?

Ich finde es gut, wenn Kids an verschiedene Glauben herangeführt werden. Sie sollten sich, wie in jedem anderen Bereich des Lebens, auch in dieser Hinsicht so vielseitig und frei orientieren können wie möglich. Ihre Entscheidung sollten sie irgendwann losgelöst von Bundesland oder Familientendenz treffen können.

8. wer ist glaubwürdiger: jesus, der papst, buddha oder mohammed?

Buddha, weil er für mich „greifbarer“ ist als alle anderen.

Ein Papst, der sich in heutigen Zeiten und in Kenntnis von z. B. AIDS nach wie vor gegen den Gebrauch von Kondomen ausspricht, ist für mich menschenverachtend. Insofern erübrigt sich hierzu sowieso jeder weitere Kommentar. Mit solchen Wesen möchte ich mich weder unterhalten noch mich mit ihren Thesen beschäftigen.

9. braucht der mensch religion zur ethischen orientierung?

Zur ethischen Orientierung m. E. nicht. Ethik und Religion hängen nicht zwingend zusammen. Mehr noch: Gerade die Grundgläubigen sind es doch oftmals, die über die Woche andere Menschen belügen, betrügen und in sonstiger Weise sündigen, am Sonntag zur Beichte gehen und damit meinen, ihr „Konto“ fix wieder säubern zu können. Gotteslästerlicher geht es ja kaum noch …

10. was ist dir lieber: wiedergeburt, auferstehung, nirvana oder keinerlei fortsetzung nach dem tod?

Das Liebste ist mir, daran zu glauben, dass wir uns hier alle nur in so einer Art Vorrunde befinden. Das richtig Große kommt erst hinterher. Falls das nicht stimmen sollte: Verklag mich, sobald Du es genau weißt! ;)

Ich glaube also sozusagen an eine Art Nirwana deluxe und finde das voll okay.

 

Viel Spaß all jenen, die sich gern die gleichen Fragen stellen und sie beantworten mögen!

 

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Mal wieder wird die Frage diskutiert, ob Kinder „Lärm“ verursachen dürfen.

Mal wieder stelle ich mir die Frage, ob die diesbezüglich Fragenden selbst bereits als „Erwachsene“ auf die Welt gekommen sind oder wie desaströs sich wohl ihre eigene Kindheit gestaltet hat. Wurden sie 15 bis 20 Jahre geknebelt und gefesselt im Keller verwahrt, bevor sie auf die Menschheit losgelassen wurden? Zumindest könnte man aufgrund dieses Zeitungsartikels auf einen solchen Gedanken kommen:

 

Was nützt es bitteschön, permanent vor sich hin zu pamphletieren, dass Kinder unsere Zukunft sind, wenn man sie nicht Kind sein lässt? Und das nur, weil es möglicherweise das eigene, subjektiv definierte, Wohlbefinden für ein paar Sekunden einzuschränken geeignet sein könnte …

Ich möchte nicht missverstanden werden: Auch mir sind ein, zwei Terror-Kids bekannt, die rein gar nichts auslassen, um andere zu nerven. Sobald sie erkannt haben, dass sie mit ihren Aktionen zum Ärgernis werden, legen die erst richtig los. Für solche kleine verzogenen Miststücke setze ich mich keinesfalls ein. Für Millionen andere Kinder, die einfach nur Kind sind, was üblicherweise auch mal mit Geräuschen verbunden sein kann, jedoch durchaus.

In meiner direkten Sicht- und Hörweite befindet sich eine Schule mit großem Sportplatz. Natürlich gibt es Phasen, in denen die Lärm-„Belästigung“ durchaus merklich stattfindet. Wenn es mich tatsächlich einmal stört oder in meiner Konzentration behindert, schließe ich eben vorübergehend die Fenster und schon ist Ruhe. Ich käme gar nicht auf die Idee, mir meine Energie durch Ärgern versauen oder blockieren zu lassen. Davon abgesehen: Wenn dort sogar Freitagabend oder am Wochenende Veranstaltungen sind, freue ich mich einfach darüber, dass

a) es noch Lehrer gibt, die ihre Schüler derart motivieren können, dass sie sogar ihre Freizeit in der Schule verbringen und

b) all diese Kinder sinnvoll beschäftigt und somit von der Straße sind.

Sollen sie doch ihren Spaß haben! Ich freue mich einfach darüber, statt mich zu ärgern, dass es mit Geräusch verbunden ist. Es gibt auf dieser Welt schon viel zu viele Kinder, die gar keinen Grund mehr zum Lachen und keine Möglichkeit zum Spielen haben. Müssen es echt noch mehr werden? Ich denke: Nein!

© skriptum

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