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Posts Tagged ‘Räder’

 

Es muss an einem Donnerstag gewesen sein, als der Freitag bereits begann, obwohl der Mittwoch noch gar nicht zu Ende war. Ich fing an zu summen, als Du mir vorsichtig Deine Gedanken auf die Stirn legtest. Die Schokolade schmeckte bitter, was der Sinnlichkeit des Augenblicks keinen Abbruch tat. Zum Schwimmen war es jetzt eh zu spät. Die Musik war längst verklungen, als die Sonne noch immer vergeblich auf den Ausklang wartete. „Lass uns tanzen“ war alles, was Dir dazu einfiel. Mehr als mir und dem Tag, der vergeblich nach seinem Anfang suchte. „Warum nicht!?“ lachte ich mir ins Fäustchen und schnappte uns den nächst besten Sonnenuntergang, weil der Regen sich soeben in Bögen über das Land gelegt hatte. „Hauptsache weg“ war nicht als Parole ausgegeben worden, sondern vielmehr der Handlungsspielraum, der sich vordrängelte. Frech.

Es war neunzehnuhracht. Was nicht weiter wichtig gewesen wäre, wenn es sich dabei nicht exakt um den Zeitpunkt gehandelt hätte, der meistens zwischen neunzehnuhrneun und neunzehnuhrsieben liegt. Rückwärts gedacht, versteht sich. Vorwärts wäre es natürlich umgekehrt. Wir wollten noch Socken stopfen, verschoben das aber auf später, weil die Hängematte noch besetzt war. Die Keit hatte es sich in ihr vor langer Zeit gemütlich gemacht und dachte nicht im Traum daran, den Tag einen schlechten sein zu lassen. „Irgendwie eng hier“ sagte die Stimme aus dem Off, was wir mit lautem Schnalzten quittierten. Also gingen wir. Wohin wusste keiner von uns. Wir fragten auch nicht, sondern sattelten einfach ein paar Überlegungen und fingen an zu graben. Die Keksdose war sowieso leer. Und das Bild am Grund des Ab war alles andere als warm. Natürlich.

Die tölpelhaften Allüren des kleinen Rädchens waren längst dem letzten erfolgreichen Bemühen des Scheiterns anheim gestellt worden. Die Erfahrung wusste das und lachte leise. Rauch stieg auf, nur unmerklich. Inzwischen hatten wir uns Stühle besorgt und die Kerze ausgeblasen. „Besser als nichts“ konstatiertest Du grübelnd, als sich die Vergangenheit besorgt nach der Zukunft erkundigte. „Ja“ war es, was mir verlegen entglitt, „und zwar brüllend rot!“. Obwohl ich eigentlich genau hätte wissen müssen, dass Du das nicht hören wolltest. Als die Fregatte auslief, stolperte sie direkt vor die Füße der Allwissenheit. Diese dachte jedoch nicht im Traum daran, sich zu erbarmen und drehte einfach ab. Wie die Räder eines zu laut gespielten Klaviers. Aber das wussten wir in dem Moment nicht. Und ehrlich gesagt interessierte es uns auch erst geschlagene fünf Töne später. Frühestens.

Der Beifall war in seinem Verhalten eher ruhig. Und genau das war der Punkt, der dem Komma folgte und dem Strich auswich. Von doppelt ganz zu schweigen. Plus-Minus stand sowieso nie zur Debatte. Aber das wussten wir ja. Also kam was bleiben musste und längst gegangen war: Die Ernüchterung vor dem Fall. Natürlich war das vorher klar. Aber wer denkt schon daran, wenn die Musik viel zu laut spielt und die Karten bereits gegeben sind. Das Lachen der Willkür übertönte alles bisher Unbekannte und parierte auf’s Wort. Natürlich nicht auf’s erste. Das wäre zu einfach gewesen. Dafür flogen die Drachen in astronomische Distanzen. Aber wer isst schon Brot wenn er genauso gut seine Schuhe besohlen lassen kann. Mit der Zeitung von letzter Woche natürlich. Die musste sowieso irgendwann weg. Allzu lange brauchten wir nicht, um einen geeigneten Zeitpunkt zu finden. Jetzt.

Nachdem Du in mich eingedrungen warst, suchten wir nicht mehr nach Fragen. Die Antworten hatten längst die Reise ins Nirwana angetreten und trugen ihre Monokel mit ganzem Stolz. „Junge komm bald wieder“ es hallte aus der hintersten Ecke der Vergessenheit und drängte sich auf. Mit einem Händeschütteln beendetest Du diese Farce und drangst noch tiefer in das Geschehen ein. Nicht ohne kurz nach links zu schauen, um zu prüfen, ob der Tee bereits aufgebrüht war. „Alles Ansichtssache“ flüsterte ich am Campari nippend nach rechts, bevor Du endgültig die Tickets zurück geben konntest. Die Kerze brannte unterdessen wieder und die Festplatte war kurz vor’m Durchdrehen. Die Nudeln waren mal wieder viel zu dente. Al hatte uns das damals schon provoziert aber wir wollten es ja nicht hören. Jetzt hatten wir das Theater und der Freitag suchte nach wie vor vergeblich nach dem Mittwoch. Pech!

© skriptum

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Manche Tage lauern regelrecht an der Ecke um irgendeinen Menschen anzuspringen, damit sie ihm entweder die Hölle auf Erden oder den Himmel bescheren können. Oder irgendwas dazwischen. Je nachdem. So einen Tag habe ich gestern erwischt. Eindeutig. Und wenn er auch unter’m sprichwörtlichen Strich sehr lustig war, so war er in anderer Hinsicht recht unerfreulich. Also ein ganz normaler Tag. Somit alles kein Drama. Wäre da nicht diese Bahn gewesen. Wo sind die streikenden Bahnfahrer, wenn man sie braucht? DANN fahren sie. Alle. Ausnahmslos. Erbarmungslos.

Einer hat heute sein Gefährt mit einer solchen Krängung um die Kurve gepfercht, dass mir Dank des Quietschens der Räder in den Gleisen fast die Ohren weggeflogen sind. Es mutete an wie das mit Abstand fiesest mögliche Geräusch, das einem in einer Zahnarztpraxis schon den Tag versaut hat, bevor der Dottore überhaupt angefangen hat, in einem rumzuprokeln. Schrill. Hoch. Und so nachhaltig, dass ich Stunden später noch das Gefühl hatte, nicht richtig hören zu können. Merke: Permantentes „Hä?“ ist einer harmonischen Unterhaltung nur bedingt zuträglich.

Nun bin ich ja ein ziemlicher Duft-Mensch. Ja, Duft-Mensch; nicht dufter Mensch. Letzteres natürlich auch ;o) aber das meinte ich gerade nicht. Vielmehr: Wenn ich einen Duft mag, bringe ich ihn mit bestimmten, meist in irgendeiner Hinsicht bemerkenswerten Situationen in Verbindung. So reicht manchmal schon ein ganz bestimmtes Aroma und ich grinse. Oder erstarre. Oder jede Gefühlsregung dazwischen. Soweit so gut. Aber ebenso intensiv ergeht es mir mit Gerüchen.

Der Geruch steht ja dem Duft allein schon darin nach, dass er meist als unangenehm empfunden wird. Im Gegensatz zum Duft, der normalerweise etwas Angenehmes suggeriert. Nicht so ganz weiter komme ich im Moment mit der Erkenntnis, dass bestimmte Geräusche einen Geruch suggerieren können, den man für den Rest des Tages nicht mehr los wird, weil a) das Geräusch einfach nicht nachlässt, obgleich die Lärmquelle längst über alle Berge oder durch sämtliche Kurven ist und b) man den dadurch hervorgerufenen Geruch … nein, in diesem Fall Gestank … eindeutig! … schlicht und ergreifend nicht mehr los wird.

Bestimmte Gestänke scheinen es sich in den Härchen an den Nasenwänden so dermaßen bequem machen zu können, dass man keine Chance hat, sie abzuschütteln. Davon abgesehen, dass es ziemlich beknackt aussieht, wenn man den ganzen Tag mit schüttelndem Kopf rum rennt. Was sollen denn die Leute denken! Dazu, mit meinem aktuellen Lieblinsduft zu inhalieren, konnte ich mich noch nicht durchringen. Losgelöst von der Tatsache, dass das Zeug dafür zu teuer wäre, würde es mir auch noch die Geschmacksnerven zerbomben.

Wenn ich aber den vorhinnigen Bahnfahrer finden und ihn dazu überreden könnte, mir eine neue Flasche dieses Duftes zu schenken, hätte er jede Veranlassung, für mehr Geld auf die Straße zu gehen, um zu streiken. Womit auch das Problem der Lärmbelästigung erledigt wäre, da er ja nicht mehr fahren würde. Bliebe nur noch die Frage, wie ich meinem Zahnarzt beim nächsten Besuch unter die Augen treten soll und wie gut sein so genannter „Mundschutz“ ist, der ja üblichereise fast das gesamte Gesicht vermummt, um an meinem Lieblingsduft nicht zu ersticken, sobald ich ihm meine Beißerchen mehr oder weniger freudig erregt entgegen strecke.

Ich glaube, es ist besser, wenn ich mir einfach an der nächsten Ecke einen anderen Tag besorge. Oder er sich mich? Wie auch immer …

© skritpum

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