Feeds:
Beiträge
Kommentare

Posts Tagged ‘Regenschirm’

Es begab sich zu einer Zeit, … (4)

… in der ich auf unterschiedlichste Weisen mit sog. Promis zu tun hatte. Es handelt sich sowohl um Erlebnisse direkt mit den Promis, als auch um entsprechende Rahmen.

Achtung: Lang, aber (hoffentlich) lesenswert! ;)

Wegen Gianna Nanini

habe ich noch heute etwas gemischte Gefühle. Während ich für einen weltweit bekannten Magazin- und Filmverlag arbeitete, vermieteten wir die riesigen Studios, die seinerzeit über die größte und modernste Lichtanlage Europas verfügten, an diverse Unternehmen und Künstler. Eines Tages hatten wir das durchaus bemerkenswerte Vergnügen mit Gianna Nanini. Die Frau ist ein Quirl, den wohl keiner stoppen kann. Dass ein einziger Mensch dermaßen viel Energie in sich tragen kann, hätte ich bis dahin nicht geglaubt. Die Frau schläft nicht, isst nicht, trinkt nicht und macht scheinbar auch sonst nichts, was andere Menschen schon zur reinen Lebenserhaltung benötigen.

Gianna arbeitet. Ausschließlich. Das ist einerseits lobenswert, andererseits überfordert es jedoch ab einem bestimmten Punkt ihr Umfeld. Die Crew stand regelmäßig kurz vor dem nächsten Nervenzusammenbruch. Gianna ließ sich davon jedoch nicht irritieren. Ich weiß nicht einmal, ob sie es überhaupt mitbekam. Aber dann passierte doch etwas, das sie zunächst stoppte: Gianna sprang von der Bühne, kam blöd auf und zog sich einen Trümmerbruch des Fußes samt Fußgelenks zu. Das steckt selbst eine Gianna Nanini nicht einfach so weg. Ein Kollege fuhr sie sofort ins Krankenhaus, wo sie notärztlich versorgt wurde. Ihre Crew dachte, dass sie nun erstmal Feierabend machen könnten. Immerhin ging es mal wieder deutlich auf Mitternacht zu.

Die Crew verstaute das Equipment, packte die Klamotten ein und gönnte sich noch in Ruhe ein paar Snacks und Getränke. Letzteres war ein klarer Fehler: Frau Nanini stand knapp zwei Stunden später mit eingegipstem Fuß/Gelenk im Tor und fragte vollkommen irritiert, was los sei und warum ihre Crew nicht auf der Bühne war. Die fassungslosen Blicke der Mitarbeiter werde ich nie vergessen. Ergänzen möchte ich jedoch, dass Gianna über wahnsinnig viel Humor verfügt und diesen ebenfalls non stop verbreitet. Ein paar Tage und Nächte mit ihr strapazieren die Lachmuskeln für Jahre. Und die LP, auf deren Cover sie nebst gesamter Band unterschrieben hat, halte ich noch heute in Ehren. Auch wenn ich längst keinen Plattenspieler mehr habe.

Während die Bee Gees

durch Deutschland tourten, arbeitete ich häufig auf Veranstaltungen als Ordnerin. Gerade beim Einlass werden immer Frauen gebraucht, damit die Gästinnen sich nicht damit herausreden können, dass sie sich von einem männlichen Ordner bspw. nicht abtasten lassen. Das kann ich allerdings durchaus verstehen. Dennoch: Je größer die Veranstaltung ist, desto wichtiger sind diese Kontrollen. Ich mag nicht einmal im Ansatz aufzählen, was wir da teilweise einkassieren mussten. Glasflaschen und Stock-Regenschirme lassen sich bei open Air-Veranstaltungen noch logisch erklären. Bei so einigen anderen Gegenständen verweigert mein Gehirn jedoch die Arbeit beim Versuch der Vorstellung, wozu das wohl eingesetzt worden wäre, wenn wir es nicht gefunden und konfisziert hätten. An diesem Tag regnete es wie aus Kübeln und wir waren bis auf die Haut durch.

Im Gegensatz zu den Konzertbesuchern konnten wir keine Schirme aufspannen. Und Cheffe hatte nicht für große Standschirme gesorgt, unter denen wir ein wenig Schutz gefunden hätten. Nachdem der Einlass beendet war, „durfte“ ich noch in den so genannten „Affenkäfig“. Dabei handelt es sich um den Bereich, der direkt vor der Bühne noch einmal abgesperrt ist. Je nach Größe dürfen da noch wenige Hundert oder Tausend Gäste rein. Die Absperrung soll verhindern, dass der Druck auf die Bühne durch Gedränge zu massiv wird. Der Affenkäfig selbst ist innen nochmal umstellt mit Ordnern, deren Aufgabe es ist, darauf zu achten, dass niemand über die Absperrung in den Affenkäfig klettert. Außerdem werden beispielsweise Konzertbesucher, deren Kreislauf schlapp macht, nach vorn weitergereicht und in diesen Bereich verbracht. Von dort geht es dann ins Sani-Zelt.

Ich stand direkt vorn an die Bühne gelehnt. Die Bee Gees kamen und ich muss gestehen, dass ich den Augenkontakt sehr genossen habe. Allerdings nicht lange. Denn durch den Umstand, dass ich, wie gesagt, bis auf die Haut durchnässt war und bereits seit Stunden keine Minute mehr gesessen hatte, machte ich selbst nach wenigen Wimpernaufschlägen schlapp und wurde ins Sani-Zelt gebracht. Der Sanitäter prüfte zunächst, ob ich alkoholisiert war, was natürlich mit Ergebnis Null ausging. Da es noch ruhig war, setzte er sich zu mir und hätschelte mich ein wenig. Plötzlich sah er mich an und meinte sinngemäß: „Weißt Du was? Ich finde Dein Timing echt scheiße!“ Das fand ich allerdings auch. Stundenlang harrte ich aus und ließ mich durchregnen. In dem Moment, als die Bee Gees endlich auf die Bühne kamen und ich ihnen fast hautnah war, fiel ich um. So extrem habe ich auf Promis sonst wirklich nie reagiert! ;o)

Boney M.

habe ich auch in sehr lebhafter Erinnerung. Während einer weiteren Tagesveranstaltung gehörten sie zum Bühnenprogramm. Glücklicherweise hatte ich vorwiegend mit Thomas Pemberton zu tun. Er war seinerzeit der Manager der Gruppe und Ehemann von Liz Mitchell. Thomas ist ein richtig feiner Kerl; sehr umgänglich, höflich und aufmerksam. Das was den Mädels an Ruhe und Bodenständigkeit fehlte, lieferte er. Der Auftritt war perfekt und da er am späten Nachmittag stattfand, hatte sich die Combo von uns ebenfalls Hotelzimmer reservieren lassen. Als wir nachts ins Hotel kamen, füllten wir mit Mitarbeitern und Künstlern fast den gesamten Speisesaal. Wie bereits im vorherigen Teil dieser kleinen Serie unnötiger Weise erwähnt, waren wir allesamt reichlich abgeschossen. Essen, möglichst kein dummes Gequatsche und Bett waren ausreichend für die weitere Gestaltung der Nacht.

Das Essen kam und fast alle griffen müde aber glücklich über die sehr gelungene Veranstaltung zu ihren Bestecken. Wer jetzt allerdings denkt, dass wir einfach essen durften, der irrt. Eines der Mädels von Boney M. (nicht Liz!) stand auf und bat nachdrücklich um Ruhe und unsere Aufmerksamkeit. Sie vermittelte mit knappen Worten, dass wir noch nicht essen dürfen und uns alle erst beim „Herrn“ für die Gaben zu bedanken haben; sie würde nun ein Gebet sprechen. Die ungläubigen Blicke aller anderen Anwesenden brauche ich vermutlich nicht zu beschreiben. Thomas reagierte geistesgegenwärtig, schnappte sich die Dame und ging mit ihr raus. Ich weiß nicht, was die beiden draußen gemacht haben und will es auch nicht wissen. Vermutlich gebetet. Jedenfalls konnten wir endlich in Ruhe essen und dann ab ins Bett!

Martin Kind

ist mir ein absolutes Rätsel. Da der Sender, bei dem ich seinerzeit arbeitete, Anteile an Hannover 96 hat(te?), kam Kind häufig ins Funkhaus. Er ist ausgesprochen höflich und dabei niemals aufgesetzt. Er scheint es wirklich ehrlich zu meinen, wenn er einen anlächelt und einen guten Tag wünscht. Dabei spielt es für ihn absolut keine Rolle, ob er ein Mitglied des Vorstandes oder die Empfangssekretärin vor sich hat. Ich habe ihn generell als sehr nett, aufmerksam und mit offenem Blick erlebt. Und dennoch ist er mir aus für mich unerklärlichen Gründen unangenehm. Das ist mal ein Promi, den ich überhaupt nicht einordnen kann. Es spräche theoretisch nichts dagegen, mit ihm einfach mal einen Kaffee trinken zu gehen. Aber lieber würde ich für den Rest meines Lebens auf Kaffee verzichten und ich habe keine Ahnung warum!

Eine unglaublich rührende Überraschung

erlebte ich Anfang/Mitte der 90er Jahre, als ich wegen meines damaligen Lebensgefährten auf zahlreichen Sechs Tage-Rennen zu Gast war. Er selbst moderiert(e?) das Rennen in Bremen aber natürlich sahen wir uns auch mal in anderen Städten die dortigen „Macharten“ an. Irgendwann verschlug es uns aus diesem Grund nach Köln. Die dortigen 6-Days liefen weitgehend in dem uns bereits bekannten Rahmen ab. Wir saßen auf der Tribüne und hatten einen ausgezeichneten Blick auf die Rennbahn und den Innenraum. Im Letzteren finden sich sowohl die Fahrer, als auch zahlreiche VIPs und gut zahlende Gäste ein.

Den Rummel brauchten wir in Köln allerdings nicht. Wir wollten einfach nur das Rennen und die Organisation ansehen. Während der 6-Days ist man permanenter Beschallung ausgesetzt. Die Moderatoren brüllen gegen den Lärm aus der Halle an und versuchen noch zusätzlich, das Publikum anzuheizen. Wer über empfindliche Ohren verfügt, sollte sich also von dieserlei Veranstaltungen lieber fern halten. Denjenigen, die in dem Punkt unempfindlicher sind und Lust auf eine Menge Spaß haben, sei jedoch das nächste Sechs Tage-Rennen wärmstens empfohlen. Vor allem das übliche Rahmenprogramm! ;)

Als wir nun so auf der Tribüne saßen und marginal Teil des Geschehens waren, wurde es aus uns nicht erkennbarem Grund plötzlich immer ruhiger. Wer 6-Days jemals erlebt hat, der weiß, dass dann irgendwas nicht mit rechten Dingen zugeht oder etwas Überraschendes passiert. In diesem Fall war es das Letztere. Im Innenraum entstand immer mehr Gewusel. Köpfe reckten sich wortlos und bald war ein Punkt erreicht, an dem man in dieser riesigen Halle und trotz Tausender Menschen eine Stecknadel hätte fallen hören können.

Das erste was ich sah war ein gelber Pullunder. Und in ihm steckte Hans-Dietrich Genscher. Als er vollends zu sehen war, brandete in dieser Halle ein Applaus auf, den ich persönlich bis dahin niemals irgendwo erlebt hatte. Die Besucher brüllten und pfiffen vor Begeisterung und kriegten sich gar nicht mehr ein. Noch heute ist H-D Genscher für mich einer der größten und tatsächlichen Politiker. Einer der sehr wenigen. Und mich hatte sein damaliger Auftritt, offensichtlich wie Tausende weiterer Gäste, eiskalt erwischt und vollkommen umgehauen. Es war sehr ergreifend und emotional. In dem Moment wäre ich dann doch gern, wie sonst immer, im Innenraum gewesen! ;)

Als sich die Backstreet Boys

in unserem Sender die Ehre gaben, bildete ich zu der Zeit eine Auszubildende aus. Ich hatte die Phase der Aufregung, wenn sich irgendwo ein Promi sehen ließ, längst hinter mir. Meine Auszubildende nicht. Sie hörte, dass die Backstreet Boys in den Sender kommen würden und bekam fast einen Herzinfarkt. Bettelnd guckte sie mich an und fragte, ob sie in die Redaktion gehen dürfe, um die Jungs zu sehen. Klar durfte sie. Ich fand das ziemlich süß und fragte mich, ob ich früher wohl auch so euphorisch war. Ich glaube nicht aber selbst fällt einem sowas auch nicht auf. Sie ging und es dauerte ewig, bis sie zurückkam.

Als sie kam setzte sie sich schweigend an ihren Schreibtisch und brach in Tränen aus. Ich befürchtete schon, dass einer der Jungs tot umgefallen sei oder sich ein ähnliches Drama abgespielt habe. Aber nein: Meine Auszubildende war einfach nur nervlich fix und fertig. „Ich habe die Backstreet Boys gesehen“ brachte sie gerade noch schluchzend heraus und verfiel dann in dumpfes Brüten. Für den Rest der Woche war sie nicht mehr zu gebrauchen. Aus Achtung vor ihr lachte ich nicht laut los gestehe jedoch, dass sich meine Fußnägel hoch und runter rollten. In dem Moment hoffte ich inständig, dass ich nie so war! ;)

~~~

Das war es jetzt aber wirklich. Voraussichtlich! ;) Außerdem ist sowieso jeder von uns auf seine Weise ein Promi. Die meisten im Positiven, wenige konstant im Negativen. Was soll’s also?! ;o)

Ich hoffe, Ihr hattet Spaß an dieser kleinen Serie!

~~~

Hier gibt es nochmal zum Nachlesen hintereinander weg alle Teile!

 

Werbung

Read Full Post »

 

> Alle Teile im Überblick <

Den ganzen Tag goss es bereits in Strömen. Ihre Angst vor Gewitter hatte Anni nie überwinden können. Sie hatte gnadenlose Stunden im Job hinter sich und war froh, nun endlich nach Hause fahren zu können. Der Regen hatte noch immer nicht nachgelassen, als sie bereits im Dunkeln die Straße betrat. Anni wollte sich ein Taxi heran rufen aber bei dem Wetter war das völlig illusorisch. Sie hasste Regenschirme. Also ging sie mit fliegenden Schritten die paar Meter zur U-Bahn. Als sie dort angekommen war, gab es jedoch nichts mehr an ihr, was man als trocken hätte bezeichnen können. 

Anni stieg in die Bahn und überstand die Zeit bis zur Ankunft an ihrer Haltestelle mit der Lektüre ihrer Tageszeitung. Die Fahrt dauerte nur 15 Minuten und doch hatte sie Mühe, die Augen offen zu halten. Völlig abgeschossen vom Tag trieb sie nur noch der Gedanke an ein heißes Bad, ein Glas Rotwein und ihr Bett. Eigentlich war längst Frühling aber bei diesem Wetter fiel es schwer, das zu glauben. Ihr war eher nach Glühwein und dem Knistern von Kaminfeuer. 

Endlich fuhr die Bahn in ihre Haltestelle ein. Anni verließ den Zug und eilte, so gut das in ihren total durchnässten Pumps noch ging, nach Hause. Der Regen prasselte auf sie nieder. Bei jedem Donnern fuhr sie vor Schreck zusammen. Ihre langen Haare hingen klitschnass in ihr Gesicht und klebten auf ihrer Lederjacke. Es war egal. Gleich würde sie ein heißes Bad nehmen und es sich gut gehen lassen. 

Sie sah bereits die letzte Kurve. Mit wenigen hundert Metern würde sie ihr Haus in dieser sonst so ruhigen und trotz der noch so gar nicht frühlingshaften Jahreszeit schon grünen Wohnanlage erreicht haben. Unvermutet hörte sie das Quietschen von Reifen und fühlte einen dumpfen Aufprall. Sie fiel zu Boden und schlug mit dem Kopf hart auf den Asphalt. Dann wurde es dunkel. 

Plötzlich fühlte sie, wie jemand eine Decke über sie breitete und hörte die leise aber hektisch fluchende Stimme eines ihr unbekannten Mannes. Es konnten nur wenige Augenblicke vergangen sein. Sie rappelte sich auf. Wollte nur nach Hause. Doch ihre Beine versagten und die Stimme forderte sie zum Liegenbleiben auf. Ihr Kopf blutete stark und der Regen spülte ihr die rötliche Flüssigkeit in die Augen. So schloss sie sie wieder und versuchte, ihre Kräfte zu sammeln. 

Anni versuchte erneut aufzustehen. Doch fast schon unsanft drückten sie zwei starke Arme zurück auf den nassen Asphalt. „Ich will nach Hause“ hörte sie ihre eigene Stimme wie aus einer anderen Welt leise sagen. „Sie sind verletzt. Ich habe sie angefahren. Sie können so nicht nach Hause gehen. Ich kümmere mich um sie.“ drang diese männliche Stimme an ihr Ohr. „Sie haben sich offensichtlich schon genug um mich gekümmert. Mehr verkrafte ich nicht. Bitte lassen sie mich jetzt gehen.“ bettelte sie nun schon fast. 

Seine warmen Hände umfassten ihren Kopf und hoben ihn behutsam an. Er kniete neben ihr auf der Straße und beugte sich mit seinem Gesicht nah über das ihre. „Es tut mir leid! Ich hatte sie nicht gesehen. Der Regen … sie wissen ja selbst. Und ehe ich bremsen konnte hatte ich sie erwischt. Bitte gestatten sie, dass ich sie mit zu mir nehme. Ich kümmere mich um sie. So kann ich sie unmöglich nach Hause gehen lassen.“ flüsterte er, während er sich ihre Kopfverletzung ansah. Noch bevor sie die nächsten Worte formen konnte hob er sie vorsichtig hoch, setzte sie auf den Beifahrersitz seines Wagens und fuhr los. 

– Fortsetzung folgt – 

© marmonemi [04/03] / skriptum

Read Full Post »

Müde. Im Moment bin ich einfach nur endlos müde. Ich schlafe soviel wie noch nie und doch ist da immer diese bleierne Müdigkeit. Liegt’s am Wetter? Habe ich zuviel um die Ohren? Werde ich alt? Zu letzterem bitte keine Bemerkungen!

Müßig zu erwähnen, dass ich heute früh verschlafen habe.

Macht aber nichts; meine Chefin kommt eh immer deutlich später als ich.

Also mal wieder im Schnelldurchlauf den Morgen hinter mich bringen. Klamotten raus suchen, reinschmeißen, rausschmeißen, duschen, Zähne putzen, wieder in die Klamotten reinschmeißen, drin bleiben, Tasche schnappen und los zur Bahn. Sauwetter.

Müßig zu erwähnen, dass ich einen großen Schirm vergessen hatte, mitzunehmen.

Macht aber nichts; ich habe ja immer meinen kleinen Schirm in der Tasche.

Doch, doch, heute tatsächlich. Also frickelte ich ihn zwischen Stechschritt und Eiltempo aus der Tasche, achtete dabei nur leider nicht so genau auf den Weg. Und ZACK … umgeknickt. Das war mir letzte Woche schon einmal passiert und logischerweise hatte ich mir dabei einen Absatz abgebrochen. Die letztwöchigen Schuhe Modell „abgebrochener Absatz“ waren beim Schuster und müssten inzwischen repariert sein.

Müßig zu erwähnen, dass mir an diesem Morgen selbstredend wieder ein Absatz abgebrochen ist.

Macht aber nichts; ich wollte eh die anderen Schuhe vom Schuster abholen.

Also weiter zur Haltestelle. In strömendem Regen. Humpelnd. Versteht sich. Füße nass weil Schuhe offen. Und kaputt. Der Eine zumindest. Der Andere nicht. Nur dass mir das in dem Moment nicht zwingend weiter half. An der Haltestelle angekommen war ich total groggy.

Müßig zu erwähnen, dass an diesem Morgen und bei diesem Wetter mindestens drei Bahnen ausfielen.

Macht aber nichts; ich musste ob meiner doch recht eigentümlichen Gehweise eh erst mal in Ruhe durchatmen.

Auf dem Weg zwischen Haltestelle und Sender überlegte ich, ob ich mir vom Bäcker was mitnehme. Im Büro-Kühlschrank habe ich eigentlich immer Aufschnitt und Butter. Also entschied ich mich für drei einfache Brötchen.

Müßig zu erwähnen, dass es in der Kasse mal wieder keinerlei Kleingeld gab.

Macht aber nichts; ich wollte meine 75 Centstücke eh irgendwann mal loswerden.

Im Sender angekommen war ich einfach nur froh, endlich im Trockenen zu sein und steuerte, nachdem ich mir die morgendliche Post geschnappt hatte und inzwischen mit Tasche, klatschnassem Regenschirm, Brötchentüte und Post reichlich bepackt war, humpelnd mein Office an.

Müßig zu erwähnen, dass ich meinen Büroschlüssel zuhause vergessen hatte.

Macht aber nichts; der Generalschlüssel war nicht auffindbar und meine Chefin kam nur knapp eine Stunde später.

In der Zwischenzeit hatte ich mir überlegt, dass mir ein Brötchen neue Kräfte verleihen könnte. Also holte ich mir aus der Teeküche siegessicher einen Teller und ein Messer. Zurück am Kühlschrank, in dem ich meine Lebensmittel aufbewahre, lud ich alles ab und öffnete die Kühlschranktür.

Müßig zu erwähnen, dass ich doch keinen Aufschnitt mehr dort hatte.

Macht aber nichts; die Butter war auch alle.

Trockene Brötchen mag ich ja nun nicht unbedingt. Zumindest nicht so gern, dass ich mich darum prügeln würde. Musste ich aber auch nicht. Außer mir wollte sie sonst auch niemand. Also mümmelte ich aus Langeweile wenigstens eines der (trockenen) Brötchen in mich hinein. Nachdem mein Office seine wundersame Öffnung erfahren hatte, legte ich zunächst los. Gegen Mittag humpelte ich dann siegessicher zum Schuster, um die inzwischen reparierten Schuhe abzuholen und die heute verunglückten gleich dort zu lassen.

Müßig zu erwähnen, dass ich letzte Woche nur den kaputten Schuh dort gelassen hatte. Den Verletzten. Der Unverletzte stand zu Hause.

Macht aber nichts; ich wollte eh mal nach neuen Schuhen gucken.

Das von mir – okay: inzwischen ein wenig genervt – angesteuerte Schuhgeschäft hatte wirklich so rein gar nichts im Angebot, von dem ich auch nur annähernd hätte behaupten können, dass es mir gefällt. Na ja, der Verkäufer war ganz nett aber ich wollte ja keinen Kerl, sondern Schuhe. Also kaufte ich irgendwas in meiner Größe, zog „es“ an und ging zurück zum Schuster, um die kaputten Schuhe endgültig dort abzugeben.

Müßig zu erwähnen, dass ich die gerade erstandenen „Etwasse“ schon sch**** fand, als ich in ihnen den Schuhladen gerade mal ein paar Schritte verlassen hatte.

Macht aber nichts; irgendwie ist das anscheinend eh ein gebrauchter Tag.

Zurück im Office war es relativ ruhig, so dass ich tatsächlich das aushäusige Wetter zeitlich wahrzunehmen im Stande war. Es wechselte im dreiviertel Takt. Unglaublich. So viele Wetter an einem Tag … das hat schon was! Als ich den Feierabend in Angriff nahm, war der Himmel bedeckt. Also schob ich meine Sonnenbrille ins Etui und verbuddelte dieses in der Tasche, nachdem ich den Schirm heraus gezogen hatte. So gerüstet verließ ich den Sender.

Müßig zu erwähnen, dass die Sonne regelrecht knallte, als ich auf die Straße kam und sich kein einziger … aber auch wirklich absolut gar kein einziger … Regentropfen blicken ließ.

Macht aber nichts; Regen hatten wir heute ja eh schon genug.

Endlich in der Bahn sitzend öffnete ich also meine Tasche, kramte das Brillen-Etui von ganz unten (wie es da so schnell hingekommen ist, bleibt mir ein Rätsel) nach oben, fischte meine Sonnenbrille raus, klemmte sie mir in den Ausschnitt, frickelte den Schirm zurück in seine – logischerweise viel zu enge, also alles wie immer – Hülle, stopfte den Schirm (in der Hülle) in die Tasche und machte es mir gemütlich.

Müßig zu erwähnen, dass es, als das Gefährt von U-Bahn wieder zu Straßenbahn wurde und wir das Tageslicht erreichten, wie aus Eimern schüttete und von Sonne wirklich rein gar nie nix zu sehen war.

Macht aber nichts; ich hatte ja einen Schirm bei mir.

Also Kommando zurück und den Schirm wieder raus … Brille rein … und hoffen, dass die Bahn unbeschadet über die werweißwietief in Regenwasser stehenden Straßen/Schienen meine Haltestelle findet. Angekommen und raus. Ich wollte nur noch nach Hause. Also erneuter Stechschritt. Das Wiesenstück, was vielen als willkommene Abkürzung dient, war überwiegend, aber eben nicht überall, ziemlich aufgeweicht.

Müßig zu erwähnen, dass ich bei diesem Unterfangen auf den nagelneuen Schuhen umknickte und mir das Fußgelenk verknackste.

Macht aber nichts; ich war ja bald zuhause und dann konnte ich mich ganz gepflegt einem jetzt doch langsam fälligen, mittelschweren hysterischen Anfall widmen.

*ARRRRRGH!*

© skriptum
[28.08.04]

Read Full Post »