… als es sich für mich mitunter nicht vermeiden ließ, mit sog. Promis umzugehen. Da ich es schäbig finde, Promis in peinlichen u. ä. Situationen öffentlich an den Pranger zu klatschen, werde ich zwar gern von kuriosen oder in sonstiger Weise nicht immer positiv bemerkenswerten Situationen berichten. Ich werde die Promis dabei jedoch nicht namentlich nennen. Vielleicht erkennt der Eine oder Andere sowieso den Einen oder Anderen. Benennen werde ich sie jedoch wie gesagt nicht, nur betiteln. Als da wäre(n):
Der Falsche
Seit Jahrzehnten steht er auf den Bühnen aller in- und ausländischen, deutschen Bundesländer. Das ist für sich genommen durchaus eine Leistung. Ihn jedoch in der Phase eines Auftritts betreuen zu müssen, ist eine Zumutung. Er hält sich nicht an Anweisungen, bestimmte Titel nicht zu bringen. Wird die Musik von der Technik nicht eingespielt, brüllt er sie eben ohne Mucke ins Mikro. Sobald irgendwo eine Kamera auf ihn gerichtet wird, strahlt sein Gesicht in säuselndster Weise. Kaum dreht die Kamera ab, versteinert er in der gleichen Sekunde. Ich habe außer bei ihm niemals sonst eine dermaßen falsche, aufgesetzte Freundlichkeit erlebt, die sich nur wenige Sekunden später in absolut prolliges Benehmen verwandelt.
Das war regelrecht unheimlich. Ein gewisses Maß an Lampenfieber, direkt vor einem Auftritt, mag ich jedem zugestehen. Und nicht jeder handelt in diesen Minuten gleich. Das legitimiert jedoch m. E. niemanden zu gröbster Unhöflichkeit und unflätigem Verhalten. Ich finde diesen Typen so abartig, dass ich noch heute sofort Ton und/oder Bild abschalte, wenn er irgendwo im Fernsehen kommt. Zugute gehalten sei ihm, dass man über ihn sagt, er sei ein absolut zuverlässiger Freund, ein toller Ehemann und ein ausgesprochen liebevoller Vater. Das möchte ich sehr gern glauben (deshalb schreibe ich es hierzu); relativiert es doch meine persönlichen Erfahrungen mit ihm.
Die Schöne
Sie kam in unseren Sender. Ich habe bis heute keine Ahnung, was sie dort überhaupt wollte. Weder passten ihre Titel in unser Musikformat noch sie in den Kreis derer, die wir für Veranstaltungen engagierten. Trotzdem war sie irgendwann da und posierte für einen Fotografen, der sie vor unserem Logo ablichten sollte. Und sie war schön. Sie war ja soooowas von schön. Dachte sie. Vor lauter überquellender Schönheit konnte sie kaum noch atmen. Je länger sie so schön war, desto mehr versteinerte sich ihr aufgesetztes Grinsen. Und der Fotograf hatte Zeit. Er hatte so wundervoll viel Zeit, die er sich mit Genuss ließ. Je länger es dauerte, desto mehr versteinerte Madame mit ihrem auf Grinsen programmierten Gesicht zu einer kaum noch atmenden Maske. Und als ihr Äußeres ihrem mutmaßlich Inneren am ähnlichsten zu sein schien, drückte der Fotograf mehrfach ab.
Der Hilfs-Macho
Er war einige Monate in unserem Sender, um verschiedene Produktionen aufzunehmen. Von deutschen Bühnen kennt man ihn seit Jahrzehnten und er gilt unbestritten als absoluter Frauen-Schwarm. Er ist auch durchaus charmant, solange er irgendwo (bitte weit weg!) auf einer Bühne steht. Wenn ich allerdings im Sender auf ihn traf, traf mich gleichzeitig noch etwas: Tendenzieller Brechreiz. Diese permanenten, hochgradig dämlichen „Männerwitze“ und Macho-Sprüche, immer zur Sekunde, wenn er mich erspähte, hingen mir bis sonst wohin zum Hals raus.
Irgendwann begann ich, sofort die Kurve zu kratzen, wenn ich ihn in der Nähe witterte. Dennoch ließen sich Zusammentreffen natürlich nicht vermeiden. Zudem arbeitete er mit einem Kollegen direkt zusammen, den ich freundschaftlich sehr schätzte und auch privat häufig traf. Irgendwann sprach mich Kollege Freund an und fragte, warum ich eigentlich immer so schnell flitzen ging, wenn er mit dem Hilfs-Macho auftauchte. Ich erzählte ihm, wie sehr mir die Sprüche auf den Puffer gingen und dass ich den Typen einfach gnadenlos dämlich fände. Kollege Freund quittierte das zunächst breit grinsend.
Er bestätigte, dass ihm auch schon aufgefallen sei, dass Herr Hilfs-Macho generell sofort komplett auf- bis überdrehte, wenn er mich sah. Andererseits, so betonte er, sei Herr Hilfs-Macho absolut professionell und er habe es noch nie erlebt, dass jemand so kompetent mit ihm bisher unbekannter Technik umging. Warum er immer so durchknallte, wenn er mich sah, konnte er sich nicht erklären und mutmaßte stattdessen „Ich glaube, der liebt Dich“, worauf mir nur noch ein „Und ich glaube, es geht schon wieder los!“ entfleuchte! Immerhin konnten wir dieses Thema mit lautem Gelächter abschließen. ;)
Die Unmögliche
Wir hatten mal wieder eine Tagesveranstaltung für die ganze Familie. Unter anderem war eine Künstlerin aus München engagiert, die zu einer bestimmten Uhrzeit am Veranstaltungsort sein sollte. Üblicherweise sind Künstler spätestens eine Stunde vor Ihrem Auftritt in ihrer Garderobe, besser früher. Madame war jedoch selbst 30 Minuten vorher noch nicht da und auch telefonisch nicht erreichbar. Irgendeine Information, ob sie gedächte, noch aufzutauchen, kam weder von ihr noch war sie irgendwie in Erfahrung zu bringen. Doch „schon“ fünf Minuten vor ihrem geplanten Auftritt ließ sie sich dazu herab, aus München anzurufen und mitzuteilen, dass sie sich nicht fühle und somit nicht kommen werde.
Was das für den reibungslosen Ablauf einer Tagesveranstaltung heißt, die von morgens bis abends non stop Bühnenprogramm vorsieht, muss ich vermutlich nicht erklären. Zum Glück waren einige andere Künstler nicht nur mit ihren Auftritten durch, sondern zufällig auch noch vor Ort. Als der eine von der Unverschämtheit hörte, grinste er nur und meinte „Lass uns mal machen“. Er schnappte sich zwei seiner Kollegen, schnackte kurz mit den Technikern und legte spontan eine improvisierte Rock’n’Roll-Bühnenshow hin, die ihm vermutlich niemand zugetraut hätte. Da ich Positives sehr gern nenne, darf die Welt auch liebend gern wissen, wer uns hier den sprichwörtlichen Arsch in gar nicht sprichwörtlich letzter Sekunde gerettet hat. Es war Wolfgang Petry. Und dem Publikum hat es ausgesprochen gut gefallen.
Der Aufdreher
Wieder eine Tagesveranstaltung. Das Bühnenprogramm war proppenvoll und einige Künstler hatten sich von uns aufgrund der geplanten Länge der Veranstaltung für die anschließende Nacht Hotelzimmer reservieren lassen. Mit dem Hotel war vertraglich vereinbart, dass wir in jedem Fall abends bzw. nachts noch warme Küche bekommen würden. Egal, wann wir eintrudeln. Ein Künstler war uns tagsüber häufig etwas seltsam aufgefallen. Sein Auftritt war perfekt und absolut professionell. Aber warum tätschelte er permanent über den Zaun, der den Backstage-Bereich vom Publikum trennte, an kleinen Kindern herum? Einigen von uns machte das zu schaffen und so hatte ihn immer jemand aus unseren Reihen im sehr wachsamen Auge. Auch er fuhr spät abends mit ins Hotel.
Die Gastronomie hatte für uns ca. 20 Künstler und Mitarbeiter im Garten eine lange Tafel eingedeckt. Die Chancen, dass ich nicht direkt neben ihm sitzen würde, standen also gut. Aber man kann nicht immer Glück haben. Wir waren (fast) alle total abgeschossen, wollten nur noch schnell essen und dann ins Bett. Die erste Katastrophe bahnte sich an, als die grantige Service-Kraft uns mitteilte, es gäbe nur noch Getränke, der Koch wäre längst zuhause. Ein Tipp an alle, die jemals mit mir zu tun haben: Entziehe mir nach einem solchen Tag nie die Nahrung; da werde ich sowas von ungemütlich! Es dauerte ungefähr fünf Minuten, dann war die Küche in Hochbetrieb. Wie ich das gemacht habe, verrate ich nicht. Man muss auch mal ein Geheimnis bewahren können. Den ersten Preis für Höflichkeit werde ich von der Küchen-Crew allerdings vermutlich nicht bekommen. Egal; Hauptsache wir bekamen warmes Essen.
Nachdem die Bestellungen aufgenommen waren, schloss sich der unvermeidliche Smalltalk an. Der war allerdings smaller als small. Der Aufdreher erzählte, dass er schon mit Tina Turner gearbeitet habe und mit welchen Stars und Sternchen noch und wie wichtig er sei und wie unverzichtbar für jede Größe im Showbiz und … und … und. Mich interessierte das ehrlich gesagt weniger als gar nicht. Ich wollte nur noch meine Ruhe haben, essen und möglichst bald in die Kissen fallen. Aber er hörte und hörte nicht auf, mir Knöpfe an die Backe zu labern. Irgendwann reichte es mir und ich sagte ihm, dass er mir mit Verlaub einfach nur auf den Geist gehe und dass mich sein Boulevard-Gequatsche nicht einmal wenig interessiere. Er sah mich an wie vom Donner gerührt und hielt endlich die Klappe.
Nachdem er sich zwei, drei Minuten gesammelt hatte, beteiligte er sich ausgesprochen umgänglich und nett am allgemeinen Gespräch und ich dachte nur „Hoppla! Der kann ja auch in nett!“. Sobald er aufgehört hatte, so zu spinnen und auf dicke Hose zu machen, war das ein richtig netter Kerl. Eine weitere viertel Stunde später traute ich mich, ihn auf seine Affinität zu kleinen Kindern anzusprechen. Wie sehr der Schein doch zum Glück trügen kann: Es hatte vollkommen andere Hintergründe, als man oberflächlich betrachtet befürchten müsste. Mehr sage ich dazu nicht; es ist sehr privat und das bleibt es auch. Dennoch: Sein anfängliches, stundenlanges und ausgesprochen blödes Gequatsche entschuldigt auch das nicht.
So, ich höre jetzt auch auf zu quatschen. Ich glaube, es reicht für heute, oder? Aber nicht, dass jemand denkt, mir wäre schon das Material ausgegangen! Vielleicht kommt irgendwann noch eine Fortsetzung. Vier weitere Promis habe ich jetzt schon im Hinterkopf. ;)
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