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Posts Tagged ‘versprechen’

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Dass unter all unseren sog. Volks(ver)tretern doch noch einige sind, die möglicherweise etwas früher als gestern von den Bäumen gefallen zu sein scheinen, finde ich fast tröstlich. Dass es sich jetzt aber sogar bis zur Politiker-Ebene herum gesprochen haben könnte, dass die stärkste Wählergruppe im Lande die Rentner (m/w) sind, finde ich ja … also echt, das ist … einfach bombastisch! *Taschentuch bitte

Dass diese Neuentdeckung einer seit ungezählten Jahren bestehenden Tatsache nun für reichlich Verwirrung zu sorgen scheint, ist ein Stück weit nachvollziehbar. Plötzlich sind die uns (Ver)tretenden in einer Situation, in der sie völlig überraschend und aus dem Nix versuchen müssen, eine ganz bestimmte Wählergruppe für sich zu gewinnen, die sie bisher nur als eine beliebige Bezeichnung auf Zahlungskürzungslisten kannten.

Das ist natürlich echt hart, keine Frage. Wer konnte denn auch ahnen, dass dahinter echte Menschen stecken? Menschen, die sich für dieses Land ein Leben lang den Arsch (´tschuldigung) aufgerissen und sich ihre Renten-Ansprüche redlich verdient haben. Und zwar im krassen Gegensatz zu sog. Volks(ver)tretern, die einfach durch Zeitablauf von acht Jahren im Parlament, ohne je auch nur einen Beitrags-Cent für diesen Anspruch an die Rentenkasse gezahlt zu haben, einen hundertprozentigen Rentenanspruch erhalten. Wie gesagt: erhalten, nicht unbedingt verdienen!

Nun muss man heute auf SPON (Spiegel Online — ja ich weiß, dass es seriösere Medien gibt aber für meinen Bildschirm bekomme ich leider nur dieses „Widget“) lesen, dass Frau Mer*kel und Herr PEST (wer erinnert sich?! ☺) im Wahlkampf um Stimmen der Rentner buhlen. In einem der Unterpunkte, hier „Teure Wahlversprechen“, wird es dann m.E. völlig absurd:

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[…] Die Union will Mütter, die vor 1992 Kinder bekommen haben, bei der Rente besserstellen. Zumindest um einen Rentenpunkt, was jährlich rund 6,5 Milliarden Euro kosten soll. […]

Die Wohltaten, die die SPD am Sonntag bei ihrem Parteitag ins Wahlprogramm schreiben will, hält von der Leyens Behörde für unbezahlbar. Die Kosten für das Rentenkonzept der Sozialdemokraten beziffert man dort auf 90 Milliarden Euro bis zum Jahr 2030. […]

Dieser Ausschnitt ist sehr stark gekürzt. Um sich ein vollständiges Bild von dem zitierten Geschreibsel zu machen bietet es sich natürlich an, den ganzen Artikel zu lesen. Wenn ich allerdings die im Zitat-Bereich genannten Zahlen mal genauer betrachte, bereue ich es schon wieder, den Artikel überhaupt angeklickt zu haben:

Da rechnet sich die Politik durch die Wählerstimmen, konstruiert irgendwas Schickes, wirft es den Medien zum Fraße vor, was auch sofort ungefiltert vertilgt wird und das daraus resultierende Ergebnis nennt sich dann befürchtenswerter Weise „Berichterstattung“. Ist das jetzt das neue Synonym für Ihrwisstschonwasichmeine? So in der Art von „Ich gehe mal aufs Klo und mache Berichterstattung“? Wie sonst wäre es zu erklären, dass nicht wenigstens den Redakteuren des verwertenden Mediums aufgefallen ist, wie dämlich hier gut- und schlecht-gerechnet wurde … Zur Verdeutlichung:

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SPD-Konzept aus Unions-Sicht =

90 Mrd. € gesamt : 17 Jahre bis 2030 = 5,3 Mrd. € p.a.

Unions-Konzept aus Unions-Sicht =

6,5 Mrd. € p.a. x 17 Jahre bis 2030 = 110,5 € gesamt

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Verstehe ich das richtig?: 5,3 Mrd. Euro pro Jahr (SPD-Konzept) mit Gesamtkosten von 90 Mrd. bis 2030 Euro sind unmöglich zu finanzieren. Aber 6,5 Mrd. Euro pro Jahr (Unions-Konzept) mit Gesamtkosten von 110,5 Mrd. Euro bis 2030 können finanziert werden? Wenn es 1,2 Mrd. Euro pro Jahr und insgesamt rund 20,5 Mrd. Euro mehr kostet ist es okay aber wenn es günstiger ist, dann ist es nicht zu finanzieren?

Ey Loideee, wo binnisch?

Bei dieser unsäglichen Schwurbelei mit Menschen und Zahlen kann man ja fast froh sein, dass es sich vermutlich wieder nur um leere Wahlversprechen („Versprechen“ = blödes Zeux reden?) handelt, die nach der Wahl sowieso wieder vergessen sind.

Auf ein Versprechen („Versprechen“ = Zusage!) dürft Ihr Euch allerdings verlassen: Ich wünsche Euch ein ausgesprochen frühlingsfröhliches Wochenende und meiner Physio-Fee ☺ eine bombastisch schöne Urlaubswoche!

Versprochen! ;o)

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Wir haben gelacht und geweint,
gestritten und versöhnt,
geträumt und gelebt,
geschlafen und gewacht.
Immer wieder.

Ich liebte dich.
So wie du mich?
Du spürtest mich.
So wie ich dich?
Immer wieder.

Wir sprachen von Zukunft
und Gemeinsamkeiten.
Wir wollten so vieles
ohne Einsamkeiten.
Immer wieder.

Ich glaubte dir.
So wie du mir?
Du versprachst vieles.
So wie ich dir?
Immer wieder.

Wir haben aufgehört
zu lachen und zu weinen,
zu träumen und zu leben,
zu schlafen und zu wachen,
zu spüren und zu sprechen.

So vieles verbanden wir.
So vieles planten wir.
So vieles wollten wir.
So vieles hatten wir.
So vieles waren wir.

Doch nie habe ich dich tanzen gesehen.

© skriptum

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Dieses Dröhnen in mir

 

Ich wiege den Cognac-Schwenker in meiner Hand und stehe am Fenster. Es wird dunkel und ich bin froh, diesen Tag überstanden zu haben. „Hauptsache er ist vorbei“ geht es mir durch den Kopf als ich den Mond schemenhaft sehe, wie er langsam hinter einem Haus hervor kommt und Frieden verspricht. Ich nippe am Glas und fühle, wie sich der Schluck meinen Hals hinab seinen Weg in meinen ungefüllten Magen bahnt. Die Dämmerung beruhigt mich, wirkt wie ein Schutz gegen das Böse der Welt.

Das Glas auf den Esstisch stellend verlasse ich den Raum, streife mir meine Kleidung vom Körper und genieße eine heiße Dusche. Meine Art, etwas Unangenehmes von mir abzuspülen. Je unangenehmer das Ereignis desto länger die Dusche. Das heiße Wasser auf meiner Haut tut mir gut, gibt mir neue Kraft, wärmt mich und lässt mich für ein paar Minuten die Welt um mich herum vergessen. Aus dem Wohnzimmer höre ich Laith Al-Deen, wie er versichert „Ich will nur wissen“. Ja, ich wollte auch nur wissen …

Seit zwei Wochen hatte ich mich vor diesem Termin gefürchtet. In den letzten Tagen überkamen mich wieder und wieder Fieberschübe, die ich mit grippalem Schnickschnack abtat, um möglichst normal bei meiner selbst definierten Tagesordnung zu bleiben. Und doch nahm ich es zum Anlass, sie vor mich hin leugnend als möglichen Grund zu nehmen, den Termin im INI [*] abzusagen. Obgleich ich mir durchaus im Klaren darüber war, dass ich letztendlich nicht umhin kam, mich der Untersuchung zu stellen.

Mit Sonne begrüßte mich dieser Tag und versprach schön zu werden. Doch nicht jedes Versprechen wird gehalten. Ich zitterte, als ich den ersten Becher Kaffee trinken wollte. Mit „nur zu wenig Schlaf“ versuchte ich, mich zu beruhigen. Versuchte, die Unruhe in mir zu besänftigen. Ich zog mich an und ließ die Lederjacke an der Garderobe hängen. Das Thermometer zeigte 21 °C. Ein übergehängter Pulli würde sicher reichen. Ich nahm meine Tasche, in der sich von Mal zu Mal mehr Röntgen-Aufnahmen sammeln, und fuhr los. Zunächst zu meiner Hausärztin, um mir eine Überweisung zum Neurologen zu holen, bei dem ich dann für heute die Überweisung ins INI bekam. Ab drei Arztpraxen pro Tag verlässt mich die Motivation; reagiere ich allein schon auf die Erwähnung von „Arzt“ allergisch.

Der Weg ins INI war wie das Bewegen in Luft leerem Raum. Jeder Schritt wie mit Blei an den Füßen. Mein Gang war geduckt und ich versuchte, mich aufzurichten, was nicht gelang. „Kopf hoch“ war ein Befehl, den ich an diesem Tag trotz ständiger Wiederholung schlicht verweigerte. Beim Betreten des Instituts quälte ich mir ein möglichst freundliches „Guten Tag“ heraus, als ich den Empfangsbereich passierte. „Im Gebäude: 1. Etage rechts (MR 2 ausgeschildert)“ entnahm ich zum wiederholten Male der Wegbeschreibung. Idiotensicher. Eigentlich. Ich verlief mich trotzdem. Eine Schwester wies mir den Weg und ich meldete mich an.

Mal wieder ein Fragebogen, den ich auszufüllen hatte. Mal wieder eine Erklärung unterschreibend, dass ich mit allem einverstanden bin, obgleich ich im Voraus gar nicht wissen konnte, was genau passieren würde. Den Hinweis wortlos zur Kenntnis nehmend, alle am und im Körper befindlichen Metallteile vor der Untersuchung unbedingt abzulegen. Sollte ich mir mein rechtes Handgelenk nun aufschneiden, um das darin befindliche Implantat zu entfernen? Ich sollte nicht.

Nach endlos wirkendem Warten wurde ich aufgerufen. Eine kleine Zelle sollte ich hinter mir verschließen und mich für die Untersuchung vorbereiten. Die Anweisungen der Schwester rauschten mehr oder weniger an mir vorbei. Dann schloss sie zunächst die Tür, um mir Zeit zu geben. Ich agierte mechanisch und mein Herz schlug bis in die Schädeldecke. Gedankenlos legte ich meinen Schmuck ab und entfernte meine Haarspange und alle sonstigen Metallteile, die dem Ergebnis hinderlich hätten sein können. Die Tür öffnete sich wieder und ich wurde in den Untersuchungsraum gebeten. Grußlos ging ich an dem mit dem Rücken zu mir sitzenden Arzt vorbei, was eigentlich so gar nicht meine Art ist. Immerhin begab ich mich gleich, wenn auch nur elektronisch, in seine Hände.

„Bitte nehmen sie hier Platz und legen sie sich dann so hin“ hörte ich die Schwester gestikulierend sagen, die mich sogleich auf der Trage fixierte. Ab jetzt war jeder Gedanke an Flucht aussichtslos. Mein Kopf wurde festgebunden, Schläuche und sonstiges über meinen Körper gelegt. Routine. Für die Schwester; nicht für mich. Ich fühlte mich gefangen und vollkommen ausgeliefert; bekam Kopfhörer auf, die meine Ohren jedoch nur vor dem gleich beginnenden Lärm schützen sollten. Ich mag mir nicht ausmalen, wie laut es ohne sie gewesen wäre. Die Ankündigung, mir Kontrastmittel zu spritzen, versuchte ich sofort ängstlich wegzudiskutieren. Sie lächelte nur. Die Schwester lächelte eigentlich die ganze Zeit. Sie war sehr freundlich, was mir jedoch erst hinterher wirklich bewusst wurde. Ebenso wie die friedliche Freundlichkeit des Arztes, der zu mir kam, um mich zu begrüßen und sich zu erkundigen, was vorgefallen war. Er erinnerte mich optisch an meinen Steuerberater.

Die Schwester drückte mir einen Ball in die Hand, der an einem Kabel hing und dazu dienen sollte, dass ich mich bemerkbar machen konnte, wenn mich irgendwas während der Untersuchung beunruhigte. Mich beunruhigte dieses gesamte Procedere! Dennoch wurde ich die Röhre geschoben. Die Schwester verließ den Raum. „Sie hat es vergessen“ triumphierte ich gedanklich zu früh, an das angedrohte Kontrastmittel denkend. Aber Schwestern und Ärzte vergessen nichts. Die Untersuchung begann. Ein unglaubliches Pochen, Dröhnen, Schlagen und Brummen erreichte mein Gehör. Ich fühlte mich, als stünde ich in einer Techno-Diskothek direkt zwischen zwei voll aufgedrehten Boxen. Alles vibrierte um mich herum. Platzangst hatte ich nicht und doch kam es mir vor, als wenn sich die Röhre zuziehen würde. Der blaue Streifen längst der Röhre kam auf mich zu, wurde breiter und schmaler, verschwamm und war doch wieder ganz klar zu erkennen. Die Geräusche nahmen mich in ihren Besitz. Ich blinzelte mit den Augen, um klarer sehen zu können. Wozu eigentlich? Verpasste ich optisch etwas? Nein, sicher nicht.

Die Geräusche änderten sich. Zwischendurch gab es Ruhephasen. Wobei Ruhe ein durchaus dehnbarer Begriff ist. Es war nur ruhiger als sonst. Sonst nichts. Nach ca. 15 Minuten verstummte alles. Es wurde totenstill. Durch die Kopfhörer hörte ich, dass jemand den Raum betrat. Die Schwester. Sie kündigte an, mich nun herauszufahren und ich solle mich nicht erschrecken. Halb außerhalb der Röhre und halb in ihr liegend fühlte ich, wie sie meinen linken Arm freilegte. „Sie hat es doch nicht vergessen“ durchfuhr es mich und blitzartig verkrampften sich 173 Zentimeter Mensch zu einem Klumpen aus purer Angst. „Kann sein, dass es jetzt brennt“ hörte ich sie entfernt sagen. Ja, das tat es. Und wie! Sie drückte den Arm mit einem Band ab und legte ihn mir auf den Bauch.

Dann wurde ich erneut in die Röhre gefahren und das Szenario wiederholte sich. Dieses Mal mit einem Brennen in meinem Körper, dass sich mehr und mehr verteilte. Dieses Gefühl der Wehrlosigkeit machte mich jedoch noch viel verrückter. Mein Auge begann zu jucken. Aber durch das Gitter über meinem Kopf konnte ich es nicht erreichen. Dann fühlte ich, wie mein Magen anfing zu knurren. Wann hatte ich zuletzt etwas gegessen? Getrunken? Ich wusste es nicht mehr. Meine Nase wurde kälter und kälter. Auch sie konnte ich nicht wärmen. Die Geräusche wurden lauter. Unerträglicher. Es schien kein Ende zu nehmen und doch war es irgendwann vorbei. Ich durfte aufstehen. Das Druckband von meinem Arm wurde entfernt. Mechanisch verließ ich den Untersuchungsraum, um zurück in meine Zelle zu gehen. Ich zog mich an, brachte Schmuck und Haarband an ihre ursprünglichen Positionen und ging zurück in den Wartebereich.

Am Fenster stehend sah ich über die Stadt. Die Dämmerung kündigte sich vorsichtig an. Wo war die Sonne geblieben? Die Zeit stand und wartete darauf, irgendwie zu vergehen. Irgendwann hörte ich weit entfernt meinen Namen und ging erneut los. Ein riesiges Zimmer mit großen Lichtwänden. Drei Plakate auf denen das Innenleben meines Kopfes in Scheiben zu sehen war. Erklärungen des Arztes suchten das zusammengesetzte dessen, was dort an der Wand hing. Ich nickte immer wieder, lächelte freundlich und fühlte mich unbeschreiblich klein. Ein warmes Händeschütteln, ein „Danke!“ was ich mich entfernt sagen hörte und kurz darauf verließ ich das Institut mit einem großen Umschlag unter meinem Arm.

Den Gedanken daran, anschließend noch einzukaufen, begrub ich endgültig. Alles was ich nun noch wollte war, nach Hause zu kommen. Ein Taxi zu rufen hielt ich in Anbetracht der Möglichkeit, einen gesprächsbedürftigen Taxifahrer zu erwischen, nicht für sinnvoll. Also ging ich zur Bushaltestelle und wartete. Die Aufnahmen unter meinem Arm wogen Tonnen. Es war kalt. Mir war kalt. Bitter kalt! Ich zitterte schon wieder. Oder immer noch? Mein Magen machte sich erneut bemerkbar. Weder zum Essen noch zum Trinken hatte ich etwas bei mir. Nur Zigaretten. Ich frickelte eine aus meiner Tasche und steckte sie, entgegen meiner sonstigen Ablehnung, auf der Straße zu rauchen, an. Der Rauch schmeckte bitter. Flash? Nein, purer Brechreiz. Ich schmiss sie weg und wartete weiter auf den Bus. Die Aufnahmen unter meinem Arm wurden schwerer. Ich zitterte noch mehr. Wo verdammt nochmal war die Sonne geblieben?

Der Bus kam. Ich stieg ein und suchte mir einen Platz am Fenster. Das Licht im Fahrzeug ließ mich mein Spiegelbild durch das dunkler werdende Äußere erkennen. Ich erschrak. Konnte es sein, dass ich heute um 10 Jahre gealtert war? Mein Blick streifte durch den Bus. Irgendjemand hatte vor die Tür gekotzt. Es war mir egal. Ich roch es nicht. Nach einigen Haltestellen stieg ich aus und schlich nach Hause. Warum hatte ich meine Lederjacke nicht angezogen? In meiner Wohnung war es etwas wärmer. Ich streifte Tasche und Pulli ab, ließ die Schuhe mitten im Weg stehen, schmiss den Umschlag mit den neuen und allen bisherigen Aufnahmen einzelner meiner Körperteile auf die Couch und goss mir auf nüchternen Magen einen Cognac ein. Das Thermometer zeigte 20 °C.

© marmonemi [10/2005] / skriptum

[*] Gehirnzentrum / „International Neuroscience Institute“, Link: INI
Klinik + Forschungseinrichtung der Medizinischen Hochschule Hannover

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