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Posts Tagged ‘Würde’

Die Würde des Menschen ist unantastbar
[Auszug aus Art. 1 GG]

GrundgesetzHammer 001-700

  

Bleibt zu ergänzen(?!):

Es sei denn, die Bundesregierung oder die in ihrem Namen handelnde Institutionen haben keinen Bock darauf!

Diese oder eine sinngemäße Ergänzung muss völlig an mir vorbei gegangen sein. Das mag daran liegen, dass mein Exemplar des „Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland“ mit „Stand: Januar 2007“ bereits veraltet zu sein scheint. Hat mal jemand von Euch ein aktuelleres Exemplar? So häufig, wie schnell mal am schnöden Wahlvieh vorbei Änderungen in diesen Grundfesten unserer Demokraturtie vorgenommen werden, sollte es mich nicht wundern, wenn es den Artikel 1 schon längst nicht mehr gibt …

 

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Die abgegriffene Zigarettenschachtel ließ erahnen, dass sie längst mit dem Rauchen aufgehört hatte. Eigentlich. Nur ab und zu noch überkam es sie und sie verpasste ihrer Lunge eine Dosis Nikotin, die nicht nur ihre Lunge sprengte, sondern auch sofort bis ins Hirn zu schießen schien.

Verloren folge ihr Blick den Bewegungen der Gardinen, die unaufhaltsam wärmende Sonnenstrahlen in das kleine sterile Zimmer zu wehen versucht zu sein schienen. Vergeblich. Ihr war kalt. Eine innere Kälte, der mit nichts beizukommen war. Träume hatte sie längst keine mehr. Ebenso wenig, wie sie sich noch irgendwelchen Illusionen hingab. Sachlichkeit und Ernüchterung hatten ihren anfänglichen Willen längst austrocknen lassen.

„So ist das Leben. Leben eben“ hatte sie so oft lächelnd und ruhig gesagt, dafür aber nur verständnisloses Kopfschütteln geerntet. Die Karten mischt eine unbestechliche Macht, die nicht selten kleine perverse Spielchen zu treiben scheint. Mag sein, dass alles anders geworden wäre, wenn sie sich diesen Spielregeln gebeugt hätte. Aber sie kannte sie ja nicht einmal; wusste um keines der möglichen Ziele und hatte sich inzwischen in das ihr nach wie vor unbekannte Schicksal ergeben. Fast zumindest. Einen Weg hatte sie noch gefunden, um dem für sie von welcher Macht auch immer Geplanten doch noch ein Schnippchen zu schlagen.

Schicksal? Oder Bestimmung? Worin lag der Unterschied? Gab es überhaupt einen? Sie blies gedankenverloren den letzten Zug ihrer Zigarette dem Kosmos entgegen. Ein Atemzug wie jeder andere und doch mit tieferer Bedeutung. War er doch Teil ihres Todesurteils, das längst besiegelt war. Sie wehrte sich schon lange nicht mehr. Keiner redete noch auf sie ein. Alle hatten sich damit abgefunden, dass sie nun in einer Warteschleife hing. Eine Position, die ihr täglich mehr die Sinne vernebelte. Ihr sollte es recht sein. Waren die verabreichten Medikamente doch Garant dafür, dass sie ihr eigenes Ende hoffentlich nicht bei allzu klarem Bewusstsein mitbekommen würde.

Sie wollte längst nicht mehr, hatte vor langer Zeit angefangen zu beten. Nie hatte sie wirklich an Gott geglaubt. Doch jetzt lagen ihre verbliebenen Hoffnungen in seiner Existenz. Wenn es ihn gab würde er ihr beistehen. Der Allmächtige. Der Allwissende. Hoffentlich würde er. Würde er? Oder fand die Kirche auch hier wieder irgendeine Ausrede für ihn? Den Allmächtigen.

Sie schaute auf die Uhr. Es war Zeit. Ihre Sachen hatte sie längst gepackt. Niemand hatte es mitbekommen. Das meiste ließ sie sowieso zurück. Was sie bei dieser Fahrt brauchte passte in eine kleine Umhängetasche. Der Abschied von ihren Lieben war ihr etwas schwer gefallen. Doch nie zuvor hatte sie sich so sehr darauf gefreut, nach Holland zu fahren …

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Ist es wirklich morbide, wie web.de kürzlich titelte, eine Führung über einen Friedhof mitzumachen? Oder ist es eine besondere Form der Achtung, auch Menschen zu „besuchen“, die man persönlich gar nicht kannte? Die Meinungen können da sicher auseinander gehen. Kürzlich haben wir an einer so genannten „Spurensuche“ teilgenommen. Es ging dabei um den Besuch von Gräbern, in denen Künstler ihre letzte Ruhe gefunden haben. Die Idee an sich fanden wir sehr interessant. Die Durchführung entsprach allerdings überhaupt nicht unseren Vorstellungen. Die Dame, die diese Führung leitete, ergoss sich mit Zitaten, vorgelesenen Briefen und Gedichten jeweils eine viertel Stunde lang (und es war teilweise seeeehr lang) zu verschiedenen Künstlern, von denen zumindest wir überwiegend noch nie etwas gehört hatten. Sie kannte die Verstorbenen wohl oder hatte eben entsprechend dazu recherchiert. Andere Persönlichkeiten, die diese Stadt mitunter maßgeblich mit ihrem Wirken über Jahre oder Jahrzehnte mitgestaltet hatten, fanden dagegen überhaupt keine Berücksichtigung. Nicht einmal die Künstlerin, nach der die Straße benannt ist, an der der Friedhof gelegen ist.

Und was tut Tina, wenn sie sich langweilt? Genau: Sie sucht sich etwas Interessante(re)s. Und fand es schnell. Das Thema waren ja eigentlich die Künstler. Aber auch Kunst in verschiedenen Formen findet sich auf diesem Friedhof. Für mich persönlich wäre es mir am „gernsten“, überhaupt kein Grab zu bekommen, wenn es irgendwann soweit ist, sondern verbrannt zu werden. Anschließend soll meine Asche aus einem Flugzeug verstreut werden. Noch einmal die Welt von oben „sehen“ und dann ganz leise zur Ruhe kommen. Das wäre mir die schönste Vorstellung. Geht nicht, zumindest nicht in Deutschland, weil ja der schnöde Bürger auch noch im Tod gemaßregelt werden muss. Soviel zum Thema Menschenwürde. Aber nun denn … Auf meinen Führungs-Abwegen fand ich einiges, das mich – mal auf die eine und mal auf die andere Weise – fesselte:

Relativ klassisch und doch etwas außergewöhnlich fand ich diese Art „Laubengang“, in der mehrere Gruften nebeneinander positioniert wurden. Ziemlich pompös mitunter aber möglicherweise der Versuch, die besondere Bedeutung für die Angehörigen deutlich zu machen.

Engesohde 035-700

Beinahe fasziniert war ich von diesem Grabstein oder eher schon Monument. Es ist aus vielen Steinplatten zusammengesetzt. Was es symbolisiert weiß ich nicht. Vielleicht einen Engel. Vielleicht die Beständigkeit der Erinnerung an diesen Menschen. Die Unvergänglichkeit seines Wirkens, durch Steinplatten dargestellt. Auf jeden Fall sehr schön.

Engesohde 017-700

Dieser stilisierte Engel hat mich auch berührt. Kein Blumenschmuck, kein Schnickschnack, einfach ein Engel, der schützend über jemandem steht, den er – je nach Glaubensstärke – nun in seinen Armen halten mag.

Engesohde 018-700

Aber was mich am allermeisten berührt hat, war dieser … tja, was ist es? Ein Grabstein ist es nicht. Ein Monument auch nicht. Ich empfinde es als die zarteste Möglichkeit, sich eines kleinen Menschens zu erinnern, der viel zu früh von dieser Welt gehen musste. Der traurige Pinocchio oben auf Bauklötzen, der kleine Engel links daneben und die große Sonnenblume davor, die zu ihr in den Himmel zu sehen scheint … Es soll sich um ein kleines Mädchen gehandelt haben, das eine sehr schwere Herzerkrankung hatte. Insofern war es möglicherweise eher Erlösung als Schicksal. Oder beides, irgendwie. Traurig auf jeden Fall. Einen Menschen mit so viel dezent gezeigter Liebe gehen lassen zu können, erfordert m. E. unglaublich viel Kraft. Allein dafür gebührt den Eltern meine Hochachtung. Hier scheint es keine Wut über den Verlust zu geben, sondern eher Dankbarkeit dafür, dass man diesen kleinen Menschen wenigstens eine Zeit lang begleiten durfte.

Engesohde 025-700

Wenn ich mich dieses Friedhof-Besuches erinnere, kann ich daran nichts Morbides sehen. Wir haben nicht Fußball gespielt, oder über Inschriften gelästert. Das wäre m. E. morbide. Unverschämt, unverzeihlich, achtlos. Die Führung, wegen der wir ursprünglich dort waren, hat mir überhaupt nicht gefallen. Aber die Eindrücke, die ich dort gesammelt habe, natürlich auf Basis eigener Interpretationen, über deren Wert oder Wahrheit ich vermutlich nie etwas erfahren werde, haben mich durchaus bereichert. Und die Künstler-Gräber, die ich tatsächlich sehen wollte, werde ich mir zu gegebener Zeit selbst suchen. Sicher ergeben sich auch dabei wieder Spuren, die nicht so schnell verwehen werden …

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An den Gräbern teilweise sichtbare Namen habe ich unkenntlich gemacht. Sollte sich dennoch ein Angehöriger unangenehm berührt fühlen, bitte ich um Nachricht und werde das entsprechende Bild dann selbstverständlich sofort entfernen.

© skriptum

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