Ein endloser Tag. Die Nacht noch länger. Wie lange ich gearbeitet hatte, wusste ich nicht. Dem entsprechend blieb mir verborgen, wie spät es war, als ich endlich zu Bett ging. Nur, dass der nächste Tag im Haus bereits zu beginnen schien, konnte ich nicht überhören.
Ich suchte Schlaf und glaubte, ihn in den nächsten Sekunden finden zu dürfen. Doch Türen wurden geöffnet und verschlossen. Schritte, die in Eile die Stufen hinunter liefen, hallten durch das Treppenhaus. Auf dem Garagen-Hof wurden Tore geöffnet, Autos angelassen und auf die Straße gefahren. Leise Fluche, die sich wohl auf das Wetter zu beziehen wagten, erreichten meine Ohren. Und auch die über meinen Kopf gezogene Decke ließ die Schallwellen kein Hindernis finden.
Dann wurde es ruhiger. Doch Millisekunden vor dem Einschlafen war es soweit: Ich musste auf Toilette. Also wühlte ich mich aus meiner Decke und suchte mit geschlossenen Augen den Weg ins Bad. Über mir wurde die Dusche angestellt und unter mir erneut und lautstark versucht, den seit Jahren schief hängenden Haussegen gerade zu brüllen. Am Waschbecken lehnend wusch ich mir die Hände und tauchte mein Gesicht in warmes Wasser. Trank einen Schluck aus der Leitung und wollte zurück ins Bett.
Müde, ich war so müde … „Schlafen! Nur noch schlafen“ kroch durch meinen Kopf. Doch es ging nicht. Zahlen und Buchstaben lieferten sich in meinen Gedanken ein Duell. Bilder, die darauf warteten, welche zu werden. Keiner war bereit, nachzugeben. Auch ich nicht. So verließ ich das Bad und schlich planlos ins Wohnzimmer. Ruhe … oder wenigstens etwas Ablenkung von dem, was in meinem Kopf keine Ruhe zu geben bereit war. „Wie schön wäre das …“.
Ich ging zur Fensterfront. Der Himmel schüttete, wie so oft in den letzten Tagen, alles aus sich heraus. Regen peitschte gegen meine frisch geputzten Fenster. „Danke, Wetter“. Es stürmte beängstigend. Die Böen verfingen sich auf meinem Balkon und wirbelten leere Blumentöpfe umher. Ein widerliches Geräusch. Doch um rauszugehen und die Töpfe zu sichern fehlte mir jedwede Form von Energie. So sah ich dem Spiel ein wenig zu und hoffte, dass der dadurch produzierte Lärm andere Hausbewohner nicht allzu sehr verärgern würde.
Kurz danach fand ich mich in meinem Schaukelstuhl wieder. „Strickzeug und Katze fehlen“ lächelte ich in mich hinein und schaukelte vor mich hin. Mein Blick verfing sich im Dunkel vor meinen Fenstern. Der Regen regierte Hand in Hand mit dem immer heftiger werdenden Sturm die Natur. Und das Wasser lief inzwischen nur noch an den Scheiben herunter. Unheimlich. Fast wie der bedrückende Augenblick in einer Waschanlage. Die Bäume hinter dem Haus waren kaum noch zu erkennen. Nur das Licht der Laternen verriet die Bewegungen. Durch den Sturm hervor gerufen.
Das Heulen wurde lauter. Die Geräusche im Haus leiser. Ich schaukelte und wünschte mir Schlaf. Die Uhren im Zimmer tickten monoton vor sich hin. Ob ich den Fernseher anschalten sollte? Was würde laufen? Kinderprogramm? Das musste ich auch nicht haben.
Ich schaukelte und schaukelte. Irgendwann schlief ich ein. Als ich erwachte hatten weder Sturm noch Regen auch nur einen Deut nachgelassen. Das Heulen war ebenso heftig wie in der letzten Nacht. Oder war es noch die gleiche Nacht?
Es wurde dunkel …
© skriptum [2009]
da frage ich mich, wie lange du geschlafen hast, wunderschönen Mittwoch, Klaus
Das klingt irgendwie so mutlos,.ich hoffe dass es nur eine Geschichte ist, liebe Tina.
Ein toller Bericht einer Nacht, eines Tages.
Immerhin bist du dann doch schaukelnd eingeschlafen, Wie schön!
So hat dein Körper und dein Geist endlich Ruhe bekommen.
Denn wenn es schon wieder dunkel wurde, hat sich dein Körper geholt, was er brauchte.
Aber soviel Regen und Sturm, meine Güte, hier war Frieden und sogar die Sonne ein paarmal draußen.
Ganz liebe Grüße
deine Bärbel
Im Dunkeln wirkt ein Sturm noch stürmischer, nicht wahr?
Ich für meinen Teil empfinde es so….
… so eine Art „Ohnmacht“ …
man kann keinen Fest Punkt erfassen, um die Orientierung nicht zu verlieren…. jedes noch so kleine Geräusch stört …. man dämmert und dümpelt dahin…. Schlaf wäre da das Beste, um es zu „überstehen“ ohne es durchzustehen… nicht umsonst heißt es: „Schlaf ist die beste Medizin“ ….
WAS würde ich drum geben mal 24 Stunden am Stück zu schlafen….
(ohne natürlich was Wichtiges zu verpassen) – UN.MÖG.LICH.!
zauberhafte Grüße Katja
Liebe Tina,
mit Strickzeug und Katze könnte ich aushelfen. Du schaukelst einfach noch ein bissel weiter und hörst nicht auf die Geräusche im Haus, oder auf die Stürme. Du hörst das leise Schnurren der Katze und das Klappern der Nadeln. Ich kann auch ganz leise und still sein. Es ist egal, welche Stunde ist. Die Hauptsache ist ein kleinwenig behagliche Geborgenheit. Und Ruhe.
Nachvollziehbar und Mitleid habend wenn es …… nur eine Geschichte oder nicht …. ist. Allerdings ;-) Stricknadeln und Katze, nöööö , das nicht, allerdings Sauna und danach ein Fläschchen Bier …… joooo, das hätte Wirkung.
Weiterhin interessante Adventtage wünscht
Wolfgang
Solche Tage/Nächte hat man schon mal im Dezember. Ich wünsche dir einen schönen Tag und viel Schlaf in der Nacht. L.G.L:
habe leider dein Passwort nicht, wunderschönes Wochenende und einen schönen 4. Advent wünsche ich, Klaus
Happy Holidays!!!
Ich wünsche dir einen schönen 4.. Advent und einen guten Winteranfang, Klaus
…Frauen und Fensterputzen, das immerwährendes Dilemma mit dem Regen.
Ansonsten eine schöne Geschichte. Ich spühre die Natur, ich hätte diese Augenblicke genauso geliebt ( wie gehasst ).
Danke für Eure vielen Kommentare und Gedanken! Endlich Ruhe zu bekommen, mit behaglicher Geborgenheit und dabei nicht die Orientierung zu verlieren, ist (wäre) schon etwas sehr Schönes, oh ja! Das vorgeschlagene Bier lasse ich lieber stehen, wer mag kann es sich nehmen! ;o) Und ja: Solche kleinen Phasen kann man ebenso hassen wie lieben. Das geht mir auch so.
Habt es gut und noch schöne Weihnachtstage! ♥
ein eindruckvoller Bericht einer schlaflosen Nacht, liebe Tina.
Jedes Geräuch hört sich an, als wollte es Dich noch mehr belästigen als am Tage, alles dröhnt so, als wäre es das Wichtigste auf der Welt.
Wie soll der Schlaf da seinen Weg zu Dir finden? Er hat es dann schwer mit Dir.
*lächel*, doch der Schaukelstuhl kann Wunder vollbringen, denn er kann Dich
in Deinen Schlaf singen. Das tat er dann auch und ich glaube, er schaukelt immer noch sehr leise und behutsam vor sich hin…für Dich, falls Du ihn wieder mal brauchst…
Liebe Grüße zu Dir
und eine leise Umarmung von mir
Der Schlaf hat es mit mir sowieso sehr schwer. Gern würde ich ihm kontinuierlicher entgegen kommen. Aber manchmal steht da eine undurchdringliche Mauer, die sich nicht überwinden lässt.
Ja, der Schaukelstuhl … den liebe ich sehr. Er ist wie ein guter Freund! ☺
pass gut auf dich auf…
herzliche grüße
vom lu
Ich versuch’s. Du auch, ja?!