Ja, ich weiß, meine Liebe … Es tut sehr weh. Komm her, ich nehme Dich in meine Arme. Weine Dich ruhig aus. Ich bin für Dich da.
Wir kennen uns nicht persönlich, trafen uns nie zuvor. Und doch weiß ich ganz genau, wie es in Dir aussieht. Ich kenne Deinen Schmerz. Ich fühle mit Dir, wie sehr er Dich verletzt. Seine miesen kleinen Spielchen. Sein Rumtrampeln auf Deinen Gefühlen. Sich Mühe zu geben, wenn er glaubt, dass Du nun gehst und Deine Gefühle zu attackieren, sobald er sich sicher sein kann, dass Du doch bei ihm bleiben wirst.
Er wird Dir niemals treu sein. Zu sehr hat sich in seinem Kopf manifestiert, verlassen werden zu können von der Frau an seiner Seite. Von einer der Frauen an seiner Seite. Zu sehr hat er sich angewöhnt, immer einige weitere Frauen in petto zu halten. Mit ihnen zu schlafen und Dir seine große Liebe zu schwören.
Ja, meine Liebe, ich weiß, dass Du das weißt. Ich weiß, dass Du das nicht wahr haben willst und ich weiß, dass er es bestreitet. Es ist so und es tut einfach nur unendlich weh. Du wirst glauben, ihn zu hassen. Doch das tust Du nicht. Du liebst ihn und irgendwann wird dieses Gefühl auch in Verachtung umschlagen. Es wird Dir auch egal sein, ob er vor Dir in der Gosse liegt; Du wirst einfach über ihn steigen und das einzige Gefühl, das Dich in dem Moment beherrschen wird ist Ärger. Ärger darüber, dass Du ihn erneut als Hindernis überwinden musstest.
Doch es wird Dir gut tun. Glaube mir, meine Liebe. Du wirst es letztendlich sogar genießen. Du wirst eine Tages vergessen haben, dass er die Schuld seiner Untreue damit ‚beglichen‘ hat, Dich wie eine Dirne behandelt zu haben. Mit Dir schlief und Dir anschließend sein Geld in die Hand drückte, damit Du Dir was Schönes kaufst, um ihm zu gefallen.
Lächelnd wird er das mindestens einmal pro Monat mit Dir machen. Augenzwinkernd. Und Du wirst sein Geld nehmen. Und Du wirst etwas kaufen. Etwas für Dich … was IHM gefällt. Es wird Dir nicht gefallen. Du wirst es hassen. Weil Du weißt, dass es sein Geld ist – was Dir noch mehr das Gefühl vermittelt, schmutzig zu sein. Nichts wert zu sein.
Ja, meine Liebe, er liebt nicht Dich. Er liebt es nur, Dich zu benutzen. Zu benutzen als Mittel gegen seine Angst vor dem Alleinsein. Nein, er kann nicht allein sein. Ja, meine Liebe, ich weiß, dass er Dir das Gefühl vermittelt, Du seiest ihm im Wege. Das bist Du ja auch. Doch das wird er Dir nie sagen. Er wird es Dich nur jede Sekunde spüren lassen. Spüren lassen und Dich dennoch anlächeln. Mit Dir schlafen und Dich anschließend in den Dreck werfen. Mit Worten, mit Blicken, mit seiner maßlosen Ignoranz.
Natürlich hast Du das Gefühl, nicht ohne ihn sein zu können. Ihn zum Leben zu brauchen, wie tägliches Brot. Ich weiß, meine Liebe, Du verdienst Dein eigenes Geld und kommst prima ohne ihn aus. Eigentlich. Dennoch ist da das Gefühl, nicht ohne ihn leben zu können. Bedenke: er ist ein wahrer Meister im Schaffen von Bedürfnissen. Er wird Dich immer überzeugen wollen, bei ihm bleiben zu müssen. Und Du wirst es viel zu lange tun.
Meine Liebe, ist es schon so weit, dass Du Dir die Frage stellst, ob Du – aufgrund der Art und Weise wie er Dich behandelt – gut genug bist für ihn? Ist es schon so weit? Darf ich Dir die Frage bitte beantworten? Liebes, hör auf nachzudenken, denn die Antwort ist ganz einfach:
Er ist nicht gut genug für DICH!
Du fragst, woher ich das alles weiß?
Ich war auch eine seiner Geliebten …
© skriptum
Offen und ehrlich… und dennoch wirst du sehen, dass SIE es dir weiterhin nicht glaubt. Vielleicht wirst du dir noch Vorwürfe anhören dürfen von wegen, dass du das ja nur erfindest, um SIE aus dem Rennen zu werfen und andere Dinge…
Irgendwann wird SIE so dermaßen auf den Boden knallen, dass sie von alleine nicht mehr hoch kommt. Dann wird sich zeigen, wer eine gute Freundin ist und ihr eine Hand reicht – falls bis dato noch irgendwer übrig geblieben ist.
Lieber Wortman, das ist doch aber völlig normal: Wer ein Fenster öffnet, um sich hinaus zu lehnen, weiß normalerweise, dass er fallen kann. Wenn man jemandem sowas sagt, kann es ja nicht darum gehen, ihm das Leben abzunehmen. Jeder hat das Recht auf seine eigenen Fehler. Nein, vielmehr geht es (mir) darum, die Sinne zu schäfen und ein Zeichen zu setzen.
Anmerkung zur Geschichte: Es geht um eine sehr reale Situation. Allerdings sind „sie“ und ich uns nie persönlich begegnet. Bei dem obigen Text handelt es sich um einen Traum, der mich noch Tage später beschäftigte. Noch heute sind die Bilder nicht verschwunden. Also schrieb ich diesen Traum nieder. Ein paar Tage später traf ich eine Freundin, die „sie“ kennt. Meine Freundin erzählte mir von den aktuellen Ereignissen. Anschließend zeigte ich ihr diese Geschichte. Den Rest des Tages verbrachten wir beide mit Gänsehaut. Offensichtlich hatte ich in „Real-Time“ geträumt …
im nachhin ist man immer klüger. Nur in der Zeit, in der man sich was vorlügt, glaubt man niemand. Gerade der besten Freundin nicht. Verliebte (ob Mann oder Frau) neigen oft zu Realitätsverlust. Und das ist traurig. Denn irgendwann kommt das schreckliche Erwachen. Und da braucht man jemand, die/der für einen da ist – auch wenn man die/denjenigen vorher entrüstet zurückgestossen hat.
Das entrüstete Zurückstoßen gehört m. E. zu allem, was Menschen aushalten müssen, wie die Größe, dennoch die Hand zu reichen, wenn jemand fällt. Und zwar gänzlich ohne „ich hab‘ es doch gesagt!“.
Mehr geht ja nicht.
Das ist ein richtig toller Text!
Danke dafür.
Liebe Grüße!
Immer wieder gern, liebe paradalis! :-)